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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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ablegen«, rief ich plötzlich laut. Vier Köpfe hoben sich, die Schreibfedern der Protokollanten verharrten über dem Pergament.
    »Geht es also doch«, schnurrte der Spitzenkragenträger zufrieden und gab dem Folterknecht mit einer knappen Kopfbewegung zu verstehen, mit dem Anziehen der Schraube zu warten.
    Ich holte tief Luft. Jetzt kam es darauf an. »Werden Eure Schreiber alles festhalten?«, vergewisserte ich mich vorsichtshalber.
    Die Männer sahen sich an und grinsten höhnisch.
    »Jedes Wort, das Ihr redet«, bestätigte der mit dem weichfallenden Kragen, und die anderen nickten schadenfroh.
    »Nun also: Ich gestehe, mit dem Teufel im Bunde zu sein«, fing ich an.
    »Cat, nein …«, stöhnte Dorothea neben mir, aber ich schloss die Augen und fuhr unbeirrt fort.
    »Er kam nächtens in Gestalt eines schwarzen Hundes zu mir …« Ich wusste, was ich sagen musste, denn ich hatte bei Professor Körner mindestens ein halbes Dutzend Verhörprotokolle gelesen, die von den absurdesten Geständnissen zeugten und unter unvorstellbaren Schmerzen der Folter den Angeklagten abgezwungen worden waren.
    »Der Hund hatte rotglühende, feurige Augen.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Wortführer dem Geistlichen triumphierend zunickte. Auf den Gesichtern der anderen beiden hatte sich ein feistes, selbstzufriedenes Lächeln breitgemacht.
    Unbeirrt redete ich weiter: »Um Mitternacht verwandelte sich der schwarze Hund in einen feinen Herrn mit samtenem Wams und Spitzen an Kragen und Ärmeln. Er spie die Hostie an …«
    An dieser Stelle stieß der »Gottesdiener« einen empörten Laut aus, doch ich fuhr fort. »… und frug mich, mit ihm davonzufliegen, zum Fest der anderen Hexen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn ich war verwundert über seinen Anblick …«
    Ich machte eine Kunstpause und sah kurz zu Dorothea, die ungläubig meinen Ausführungen lauschte. Die vier Männer dagegen schienen von meinem Bericht entzückt.
    »Dann kennt Ihr also den Dämon, der Euch besuchte?«, fragte der Mönch.
    »Ja«, antwortete ich und hob den Kopf. Ich sah dem Mann mit dem steifen Spitzenkragen direkt in die Augen. »Er ist heute hier. Dort sitzt er«, sagte ich und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    Ein kurzer Schockmoment, alle Blicke richteten sich auf den Wortführer des Verhörs. Nur die Federn der Schreiber kratzten emsig über die Pergamentrollen. Dann sprang der Beschuldigte so heftig auf, dass sein hölzerner Stuhl umkippte.
    »Lüge, das ist eine Lüge!«, kreischte er aufgebracht, und Speicheltröpfchen flogen von seinen Lippen. »Hört sofort auf!«, schrie er die Schreiber an und versuchte, einem von ihnen die Feder zu entreißen.
    »Er war der schwarze Hund, hört nur seine Stimme, wie er bellt«, hetzte ich die anderen Männer auf und starrte dem schwarzgekleideten Gottesmann ohne mit der Wimper zu zucken in die Augen, bis der den Blick senkte.
    »Du Satan, du Lügenweib«, schrie der Kragenträger mit kippender Stimme und versuchte, um den Tisch herumzulaufen und sich auf mich zu stürzen.
    »Gebt acht, gleich verwandelt er sich in den Höllenhund!«, schrie ich in gespieltem Entsetzen. Der Mann mit dem losen Kragen wich entsetzt vor dem Wortführer zurück, während der zweite starr wie ein ausgestopftes Erdmännchen auf seinem Stuhl hocken blieb. Der einzige, der einen kühlen Kopf bewahrte, war der Geistliche.
    »Ergreift ihn«, fuhr er die zwei Folterknechte an, die Dorothea und mich daraufhin erschrocken losließen und stattdessen den Kragenträger an den Armen packten.
    Zufrieden blickte ich mich um. Ich hatte genug Chaos produziert, um von Dorothea und mir abzulenken. Jede Minute, die wir der Folter entkamen, würde Jakob und Daniel Zeit geben – hoffte ich jedenfalls.
    Inzwischen war im Folterraum ein Tumult ausgebrochen, als wäre die Fankurve vom FC Bayern München auf die von Borussia Dortmund getroffen. Zwei der feinen Herren schrien sich gegenseitig an, während der Schwarzgekleidete für Ruhe zu sorgen versuchte. Das Gebrüll wurde nur noch von dem Mann übertönt, den ich als Dämon und Hexer bezichtigt hatte.
    »Ihr törichten Narren, was glaubt ihr den Lügen dieser Drudenbrut?«, schrie er und wehrte sich heftig gegen die zwei Knechte, deren fiesen Klammergriff nun auch er zu spüren kriegte.
    Ich warf Dorothea einen aufmunternden Blick zu und versuchte ein beruhigendes Lächeln. Leider war ich zu optimistisch. Dem Geistlichen war es endlich gelungen, für Ruhe zu sorgen. Mit einem

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