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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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verächtlichen Blick auf Dorothea und mich wies er seine Knechte an: »Bringt sie zurück ins Verlies und lasst den Scheiterhaufen errichten. Beim ersten Strahl der Morgensonne sollen sie brennen.«
    Ich öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Der schwarze Mann wandte sich mir zu und lächelte kalt. »Wir haben ein Geständnis. Mehr brauchen wir nicht«, sagte er, und in seiner Stimme lag ein triumphierender Unterton.
    Rotglühende Wut schoss in mir hoch. Ehe ich noch darüber nachdenken konnte, spuckte ich ihm ins Gesicht. »Du Schwein«, fauchte ich. »Du weißt genau, dass wir unschuldig sind! Nie haben Dorothea oder ich einen Bund mit dem Teufel geschlossen! Das habt nur ihr vier getan, indem ihr massenweise unschuldige Menschen umbringt. Ich hoffe, dafür brennt ihr alle in der Hölle!« Ich musste heftig nach Luft ringen, und ein trockener Husten schüttelte mich. Ich konnte kaum mehr sprechen, so eng war der Halsreif inzwischen geworden.
    Blanker Hass stand dem Mann ins Gesicht geschrieben, als er sich langsam über die Wange wischte, wo meine Spucke ihn getroffen hatte. »Hinfort mit ihnen«, wies er die Wächter an. Dann warf er mir einen letzten, hämischen Blick zu. »Heute Morgen werden nicht zwei, sondern drei Hexen brennen«, sagte er leise, und in seiner Stimme schwang ein genüsslicher Triumph mit, dass es mir die feinen Härchen auf den Armen aufstellte, als hätten mich widerliche klebrige Spinnweben gestreift.
    »In weniger als einer Stunde werde ich ihre Seele dem Herrn empfehlen«, sagte er tonlos zu mir und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab.
    Dorothea wurde aus der Beinschraube befreit – wenigstens hatte ich verhindern können, dass man ihr vor der Hinrichtung die Knochen zerschmetterte –, und zwei Wächter, die vor der Tür gewartet hatten, bugsierten uns eilig den feuchtdunklen Gang entlang. Obwohl ich mühsam nach Luft rang, spürte ich eine gewisse Schadenfreude, als ich die letzten Worte des Mönchs hörte. Sie waren offenbar an den ehemaligen Wortführer gerichtet, denn er sagte: »Ich bedaure, aber wir werden die Beschuldigungen der rothaarigen Drudin prüfen müssen …«
    Unverständliche Flüche drangen an mein Ohr, dann knallte die Tür zum Verhörzimmer zu.
     
    Zurück in der Zelle, kauerte sich Dorothea neben mich und lehnte den Kopf an meine Schulter. Wortlos legte ich meinen Arm um sie. »Danke, dass du mich vor den Qualen der Folter bewahrt hast, Cat«, sagte sie leise.
    »Ach Dorothea, ich hab’s total vermasselt. Jetzt werden sie darauf beharren, dass ich gestanden habe, mit dem Teufel im Bund zu sein, und richten uns hin«, wandte ich ein, und meine Stimme war heiser vor unterdrückten Tränen.
    »Ich hätte sowieso sterben müssen, Cat«, sagte Dorothea ruhig. »Nur wären mir zuvor alle Knochen gebrochen und meine Haut mit glühendem Eisen verbrannt worden. Davor hast du mich gerettet und dafür bin ich dir unendlich dankbar.«
    Jetzt liefen mir wirklich die Tränen herunter, und ich umarmte Dorothea fest. Sie war mir eine gute Freundin geworden, die einzige, die ich in Bamberg gefunden hatte. Und nun würden wir gemeinsam sterben, wenn nicht doch noch ein Wunder geschah und Daniel und Jakob die Hinrichtung verhinderten. An dem heftigen Stich, den mir der Gedanke an Jakob versetzte, merkte ich ein für alle Mal, dass ich mich unwiderruflich in ihn verliebt hatte. Und zwar nicht, weil ich ihn besonders cool oder gutaussehend fand, sondern weil es sich bei Jakob um jemanden handelte, der klug war und sich für andere einsetzte. Doch das spielte nun alles keine Rolle mehr. Es war zu spät. Auch Grete würde ich nicht mehr bitten können, den Fluch von mir zu nehmen.
    Und so saß ich auf dem kalten Boden des Verlieses, Arm in Arm mit Dorothea, und wartete auf meinen Tod.

Kapitel 18
    D ie Zeit schien so langsam zu vergehen wie zäher Sirup, der an einem Glas hinunterläuft. Das Atmen fiel mir zusehends schwer, und ich rang keuchend nach Luft, wie eine alte Frau im Sterben. Und so ähnlich war es ja auch. Dorothea konnte nichts tun, als mir hilflos über die Haare zu streichen und beruhigende Worte zu murmeln, an die wir beide nicht mehr glaubten.
    Als die Tür quietschend aufging und ich gleich darauf unsanft auf die Füße gezerrt wurde, konnte ich kaum noch gehen, so geschwächt war ich durch die verringerte Luftzufuhr und den immer stärker werdenden Druck auf meinen Kehlkopf. Selbst meine Gedanken schienen verlangsamt, und es fühlte sich an, als würde ich

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