Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
verkaufe ich an jeden – zu einem angemessenen Preis.«
Verräter. Schlimm genug, dass er von Gevegern stahl und sie aus Raffgier entführte, aber Handel mit den Soldaten treiben, die uns angriffen? Er war schlimmer, als ich gedacht hatte.
Jeatar trat vor und schob mich einen Schritt zurück. »Du stehst in Verbindung mit der Garnison, die in der Gilde stationiert ist?«
»Wir haben von Zeit zu Zeit geschäftlich miteinander zu tun.«
»Davon würde ich sehr gern erfahren – zu einem angemessenen Preis natürlich.«
Optels gierige Augen funkelten, und er sah sich um. »Ich bin sicher, dazu fällt uns etwas ein. Kommst du mit mir nach drinnen?«
»Sicher.«
Mir gefiel die Vorstellung nicht, mit Optel irgendwohin zu gehen, aber Jeatar hatte uns gesagt, dass damit zu rechnen sei. Kein Verbrecher mit etwas Selbstachtung würde in aller Öffentlichkeit Geschäfte tätigen. Es mochte zu unseren Gunsten sein, dennoch gefiel es mir nicht.
Danello blieb dicht bei mir, die Hand in der Nähe seines Rapiers. Ich betastete den Pynviumstreifen mit den Geheimzeichen in meiner Tasche. Ich hatte ihn für den Fall mitgenommen, dass Jeatars Plan nicht ganz wie vorgesehen verlief.
Die Barrikaden befanden sich noch am Fuß der Brücke. Obendrauf hatte man Palmwedel gesteckt, als wolle man die behelfsmäßigen Befestigungen als Bäume tarnen. Damit täuschten sie niemanden. Optels Wachen musterten uns argwöhnisch. Hatte einer dieser Männer in der Nacht Dienst gehabt, als Quenji starb? Vielleicht war der Große mit der Narbe derjenige gewesen, der meine Arme gepackt hatte. Wussten sie überhaupt, dass wir das in jener Nacht gewesen waren?
Natürlich wussten sie es. Ich hatte in mindestens einen von ihnen Schmerz geschiftet. Allerdings war derjenige nicht hier. Niemand sah so aus, als trüge er geschifteten Schmerz in sich. Vielleicht war er mittlerweile tot.
Gut.
Ich holte tief Luft. Wir brauchten diese Leute, so abscheulich sie sein mochten. Und wenn sie Wissen über die Gilde besaßen, brauchten wir sie sogar noch mehr.
Was machte es schon, wenn mir selbst ein wenig Zusammenarbeit mit ihnen eine Gänsehaut bereitete?
Optel führte uns zu einem Stadthaus, das im Schatten von Pampelmusenbäumen lag. Einige gelbe Früchte zogen die Äste nahe den Wipfeln der Bäume herab, der Rest des Geästs jedoch war leer.
»Willkommen.« Optel breitete die Arme aus und bedeutete uns, einzutreten. »Macht es euch gemütlich, wenngleich eure Freunde draußen warten müssen.«
Jeatar gab den Wachen ein Zeichen, woraufhin sie entlang des Zugangs Stellung bezogen. »Nach dir«, sagte er.
Optel trat als Erster ein und zeigte sich nur leicht beleidigt darüber, dass wir ihn dazu aufgefordert hatten.
Andere Heime mochten sie geplündert haben, dieses Stadthaus jedoch hatte niemand angerührt. Dicke Teppiche bedeckten die Böden, Kunst ziert die Wände, und jemand hatte sogar die geschnitzten Möbel auf Hochglanz poliert. Das Haus gehörte nicht ihm, aber wenigstens kümmerte er sich darum.
»Also«, begann Optel, der auf dem am weichsten aussehenden Sessel im Raum Platz nahm. »Du interessiert dich für die Gäste meines Alehauses?«
»Warum hilfst du ihnen?«, fragte ich. »Sie sind der Feind!«
»Sie kommt immer gleich zur Sache, nicht wahr?«, meinte Optel zu Jeatar.
»Und ob.« Er warf mir einen Blick zu. »Allerdings ist das nicht der richtige Zeitpunkt dafür.«
Ich steckte die Hände in die Taschen und ließ mich auf meinem Sessel zurückfallen.
»Was erzählen sich die Soldaten über sie?«, wollte Jeatar wissen.
»Dass sie eine noch tödlichere Waffe als die Unsterblichen ist. Sie haben eine Heidenangst vor ihr. Zumindest war es bis zu diesem Chaos gestern so. Da hat Ipstan einen gewaltigen Schlamassel angerichtet, nicht wahr?«
Ich legte die Hände in den Schoß und umklammerte den Pynviumstreifen. Sei einfach still und lass ihn reden.
Jeatar zuckte mit den Schultern. »Ich war nicht dabei, als es passiert ist.«
»Die Blauen haben den ganzen Tag gefeiert. Sie hätten die Schifterin zum Narren gehalten. Und wie schlau sie das angestellt hätten. War gut fürs Geschäft. Also, wenn ihr wieder mal eine Schlacht verlieren wollt, stehe ich voll und ganz hinter euch.«
»Ist ja auch sooo viel besser, als sich uns anzuschließen«, warf ich ein.
»Warum sich der Verliererseite anschließen?«
»Und was, wenn sie das nicht ist?«, fragte Jeatar, immer noch so ruhig wie der klare Morgenhimmel.
»Bist du der neue
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