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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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»Was, wenn ihn vorher jemand findet?«
    »Den findet keiner. Wie denn auch? Und wir müssen ihm doch schließlich ein bißchen Zeit zum Meditieren lassen, oder?« Zu Fen: »Ich fürchte, wir müssen Sie jetzt knebeln. Wir werden es Ihnen so angenehm wie möglich machen.« Dann, als sie fertig waren:
    »Adieu. Ich werde nicht sagen, daß mir das hier leid tut, weil es mir nämlich Vergnügen bereitet. Komm jetzt, James.«
    Fen, unfähig, sich irgendwie anders zu äußern, nickte zum Abschied. Sie gingen hinaus und schlossen die Tür hinter sich ab.
    Fen empfand die Stille als Wohltat. Er drehte den Kopf Richtung Gashahn, der sich auf der anderen Seite des Raumes befand, doch es strömte so wenig Gas aus, daß kein Geräusch zu hören war. Dann kämpfte er ein bißchen gegen seine Fesseln an, jedoch ohne nennenswerten Erfolg, außer daß seine Krämpfe schlimmer wurden und ihm stechende Schmerzen durch die Gliedmaßen jagten. In der Zwangsjacke war ihm extrem heiß, und er gab bald auf. Der Raum selber verhieß auch keine Hilfe, denn er war groß und ohne ein einziges Möbelstück – das Büro des Direktors, vermutete er. Die Deutschen, so sinnierte er schwach, hatten offenbar eine neurotische Irrenhaus-Obsession – da gab es zum Beispiel Das Kabinett des Dr. Caligari und Das Testament des Dr. Mabuse . Aber hier handelte es sich um Agenten der Nazis, und die Nazis hatten Wiene und Lang vertrieben … Er riß sich zusammen. Diese konfusen Gedanken würden ihm nichts nützen. Angesichts des bevorstehenden Todes verspürte er ein nagendes Bedauern.
    Fieldings Augen waren noch immer geschlossen. Der Arzt packte seine Geräte wieder ein und blickte zu Geoffrey hoch. »Tut mir leid«, sagte er. »Hat keinen Zweck. Ich bekomme ihn nicht wach.«
    »Oh Gott … Es geht ihm doch hoffentlich nicht schlechter?«
    »Nein. Er wird schon durchkommen. Ist das der Rettungswagen? Wird auch Zeit, daß wir ihn von hier wegbringen. Ich melde mich bei Ihnen, sobald er ein Wort sagt.«
    Geoffrey blieb hilflos und unentschlossen stehen. »Wenn sie doch nur James oder Savernake schnappen würden … Nein, das ist hoffnungslos. Bis dahin ist Fen längst tot.«
    »Das sind richtige Schweine, nicht?« sagte der Arzt lapidar. Es war tröstlicher als phrasenreiches Mitgefühl.
    Man brachte Fielding auf einer Trage nach draußen. Er schien kaum noch zu atmen. Der Arzt ging hinterher. Geoffrey fluchte hemmungslos und zermarterte sich das Gehirn. Wo hatten sie Fen hingebracht? Wie konnte man das herausfinden? Er hoffte verzweifelt auf eine Eingebung, aber es kam keine. Gas … Gashahn in der Wand … Gas, Gas … Gasometer … Gaswerke …
    Er stieß einen jähen Schrei aus. »Vollidiot!« brüllte er in das leere Zimmer. »Vollidiot!« Ein verblüfftes und leicht spöttisches Echo erklang. Geoffrey raste wie ein Wahnsinniger die Treppe hinunter.
    Der Inspektor kam gerade vom Telefon zurück. »So weit, so gut«, sagte er, ohne zu merken, daß Geoffrey dringend mit ihm reden wollte. »Die Straßen sind abgesperrt, und ich glaube nicht, daß da ein Wagen durchkommt. Savernake muß zu Fuß unterwegs sein oder mit dem Fahrrad. Ich nehme die Verfolgung auf …«
    »Das spielt jetzt alles keine Rolle«, fiel Geoffrey ihm aufgeregt ins Wort. »Zurück ans Telefon!«
    Der Inspektor starrte ihn an.
    »Die Gaswerke!« schrie Geoffrey. »Die Gaswerke.«
    Fünf Minuten später begann die Gasflamme unter rund viertausend Mittagessen, die gerade zubereitet wurden, zu flackern und erlosch. Die Versorgung für den gesamten Bezirk war an der Quelle unterbrochen worden.
    Dreimal schon hatte Fen sich heftig übergeben müssen, und zweimal hatte er sich nur knapp davor bewahren können, einfach aufzugeben. Er dachte, daß mittlerweile jede Menge Gas in dem Zimmer sein mußte, und sein Verstand arbeitete keineswegs klar. Er konnte unmöglich sagen, wie spät es war und wie lange James und Savernake schon fort waren. Sein Gesicht tat unangenehm weh, doch das Gas hatte den Schmerz ein wenig betäubt. Er merkte, daß er den Raum nicht mehr klar erkennen konnte. Er seufzte innerlich und konzentrierte sich darauf, über die ersten und letzten Dinge zu sinnieren.
    Eine Viertelstunde später merkte er zu seiner Verwunderung, daß er noch immer über die ersten und letzten Dinge sinnierte. Von dem Schock wurde sein Kopf ein wenig klarer, was ihm die Feststellung ermöglichte, daß die Sonne um einiges höher stand als beim letzten Mal, als er hingesehen hatte. Außerdem

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