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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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und nicht sehr gesprächig, sie mürrisch und noch weniger gesprächig. Ihr zerzaustes Haar fiel ihr in die Augen, die ungewöhnlich hell waren und die Pupillen geweitet. Ihr Körper unter dem schwarzen Kleid war dünn, und sie zitterte ab und zu ganz leicht, rutschte tief in den Sessel, als wäre sie froh, den Druck der Rückenlehne zu spüren.
    »Warum hast du das Manuskript verbrannt?« sagte er leise.
    Das Mädchen bewegte sich unruhig. »Ich wüßte nicht, warum ich Ihnen das erzählen sollte.«
    »Ich eigentlich auch nicht. Aber ich könnte dir sehr helfen, wenn du es mir erzählst.«
    Sie überlegte; das klang ganz vernünftig, falls es stimmte, aber es konnte genausogut auch nicht stimmen. »Wie könnten Sie mir denn helfen?«
    »Ich könnte dir die Dinge beschaffen, die du magst.«
    »Ich weiß nicht … ob ich das erzählen darf. Mir war plötzlich schlecht und schwindelig, nachdem ich – nachdem … Mir ist irgendwie ganz komisch im Kopf geworden, und ich habe nicht gewußt, was ich tat. Dann hat er mich geschlagen. Ich wäre lieber gestorben, als mich von ihm anrühren zu lassen.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab.
    »Und wer hat dir die Nachricht gegeben?«
    »Ein Polizist.« Die Antwort kam automatisch.
    »Das stimmt nicht.«
    »Ein Polizist.« Sie lächelte plötzlich und töricht. »Es war ein Polizist.«
    »Wer hat sie dir gegeben?«
    »Das darf ich nicht sagen, sonst kriege ich nicht, was ich will.«
    »Und das wäre?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    Fen seufzte und machte mit enormer Sanftheit und Geduld einen erneuten Anlauf. »Wieso fandest du es so schlimm, daß dein Vater dich geschlagen hat?«
    »Es war nicht fair … Mir war schlecht, ich habe nicht gewußt, was ich tat.« Sie vergrub plötzlich das Gesicht in die Hände.
    »Arme Kleine«, sagte Fen. Er beugte sich vor und berührte sie an der Schulter, doch sie fuhr hoch.
    »Fassen Sie mich nicht an!«
    »Schon gut.« Fen lehnte sich wieder zurück. »Du hättest einen Arzt rufen sollen, wenn es dir nicht gutging.«
    »Ich durfte nicht zulassen, daß Mutter einen Arzt holt. Ich sollte so tun, als wäre ich nicht krank.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Das hat –« Plötzlich leuchtete kindliche Gerissenheit in ihren Augen; einen Moment lang wirkten die geweiteten Pupillen riesig. »Sie wollen mich reinlegen. Ich darf das nicht sagen.«
    »Na schön.« Fen wirkte gleichmütig. »Aber du hast mir noch immer nicht gesagt, warum du es so schlimm fandest, daß dein Vater dich geschlagen hat.«
    »Es war« – sie suchte nach dem Wort – »eine Entweihung. Es gibt nur einen, der so etwas tun darf.« Wieder erzitterte sie.
    »Wer ist der eine?«
    »Der Schwarze Gentleman.«
    Fen setzte sich auf. Allmählich dämmerte es ihm. »Apollyon«, sagte er.
    »Sie wissen Bescheid.«
    »Ja, ich weiß Bescheid«, antwortete er. » Maledico Trinitatem sanctissiman nobilissimamque, Patrem, Filium et Spiritum Sanctum. Amen. Trinitatem, Solher, Messias, Emmanuel, Sabahot, Adonay, Athanatos, Jesum, Pentaqua, Agragon … «
    » Ischiros, Eleyson, Otheos «, sagte sie mit einer Stimme, die seine schrill übertönte, » Tetragrammaton, Ely Saday, Aquilam, Magnum Hominem, Visionem, Florem, Originem, Salvatorem maledico … Pater noster, qui es in coelis, maledicatur nomen tuum, destruatur regnum tuum … «
    So nahm der monotone Schwall dummer Blasphemien seinen Lauf, bis schließlich eine Pause eintrat und Fen sagte:
    »Du siehst, ich bin einer von euch. Du kannst mir vertrauen.« Er holte ein Zigarettenetui aus seiner Tasche. Sie blickte gierig darauf, und er bemerkte ihren Gesichtsausdruck. »Möchtest du eine?«
    »Ja, geben Sie mir eine – schnell.« Sie nahm rasch eine Zigarette und steckte sie sich in den Mund. Er gab ihr Feuer und sah schweigend zu, wie sie rauchte, tief inhalierte. Doch gleich darauf warf sie die Zigarette mit einem angewiderten, fast verzweifelten Schrei weg.
    »Das ist nicht die richtige Marke!«
    Fen stand auf. »Nein«, sagte er, und seine Stimme war hart. »Das ist nicht die richtige Marke. Der Schwarze Gentleman gibt dir die richtige Marke, nicht wahr?« Sie nickte. »Ich bin nur gekommen, um deinen Glauben zu testen. In nomine diaboli et servorum suorum .«
    »Mein Glaube ist stark.« Die Stimme des Mädchens war selbstbewußt, hatte aber einen hysterischen Unterton. »Mein Vater ist im schlechten Glauben gestorben.«
    An der Tür drehte Fen sich um. »Ich bin einer von euch. Sag mir, wer euer Leiter ist.«
    Einen

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