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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hinter ihnen beobachteten einige Tänzer die Szene durch die transparente Absperrung und imitierten die Gesten mit zugedröhntem breitem Grinsen. Meine Eskorte schickte beide Männer mit einem knappen Nicken zu ihren Sitzplätzen zurück, und dann ging es weiter, um die Ecke der Absperrwand herum und hinein ins dichte Getümmel. Die Temperatur stieg auf Blutwärme. Die Musik wurde sogar noch lauter.
    Wir kämpften uns ohne Zwischenfall über die voll gepackte Tanzfläche. Ein paarmal musste ich heftig schubsen, um voranzukommen, aber nie erntete ich andere Reaktionen als ein entschuldigendes oder einfach nur seliges Lächeln. Die take-Szene verhielt sich eigentlich überall auf Harlans Welt äußerst entspannt – durch sorgfältige Zuchtwahl waren die populärsten Varianten klar zur euphorischen Seite des psychotropen Spektrums verschoben worden, und das Schlimmste, was man von den Konsumenten zu erwarten hatte, war die Gefahr, unter unzusammenhängenden Beteuerungen unsterblicher Liebe umarmt und abgeknutscht zu werden. Es gab eindeutig unangenehmere Varianten, an denen normalerweise niemand außer dem Militär interessiert war.
    Ein paar Dutzend Zärtlichkeiten und hundert besorgniserregende Lächelnde weiter erreichten wir den Fuß einer Metallrampe. Von dort ging es hinauf zu zwei Hafencontainern, die auf Gerüsten standen und auf der Vorderseite mit Spiegelholztäfelung verkleidet waren. Das Licht der Holos spiegelte sich auf ihren zerkratzten und eingedellten Oberflächen. Meine Eskorte führte mich zum linken Container, drückte eine Hand auf eine Schaltfläche und öffnete eine zuvor unsichtbare verspiegelte Tür. Sie ging richtig auf, genauso wie die Luke, durch die man von der Straße hereinkam. Hier gab es keine Flextüren, wie es schien. Er trat zur Seite, um mich einzulassen.
    Ich ging hinein und überblickte die Szene. Im Vordergrund ein erröteter Plex mit freiem Oberkörper, der sich damit abmühte, sich eine Seidenbluse in grellem psychedelischem Design anzuziehen. Hinter ihm lümmelten zwei Frauen und ein Mann auf einem schweren Autoformbett. Alle waren körperlich sehr jung und hübsch, und außer einem gleichförmigen, blickleeren Lächeln und schlecht verteilter Körperbemalung waren sie ziemlich nackt. Es war nicht schwer zu erraten, woher Plex sie bekommen hatte. Monitore für die im Club herumschwirrenden Mikrokams waren entlang der Rückwand des Containerinnenraums aufgereiht. Sie zeigten ständig wechselnde Szenen von der Tanzfläche. Der Mix-Beat drang durch die Wände, gedämpft, aber klar genug, um danach tanzen zu können. Oder was auch immer.
    »He, Yukio, Mann. Lass dich anschauen.« Plex kam auf mich zu und hob die Arme. Er grinste unsicher. »Das ist ein netter Sleeve, Mann. Woher hast du den? Maßgeschneidert?«
    Ich nickte zu seinen Spielkameradinnen hinüber. »Schmeiß sie raus.«
    »Äh… klar.« Er drehte sich zum Autoformbett um und klatschte in die Hände. »Na los, Jungs und Mädel. Der Spaß ist vorbei. Hab was Geschäftliches mit dem sam hier zu besprechen.«
    Sie gingen murrend wie kleine Kinder, denen man nicht erlaubte, länger aufzubleiben. Eine der Frauen versuchte im Vorbeigehen mein Gesicht zu berühren. Ich zuckte gereizt zurück, und sie sah mich schmollend an. Der Türsteher ließ sie hinaus, dann warf er Plex einen fragenden Blick zu. Plex fing den Blick auf und spielte ihn mir zu.
    »Ja, er auch.«
    Der Türsteher ging und schloss einen Teil der dröhnenden Musik aus. Ich wandte mich wieder Plex zu, der zu einem von innen beleuchteten Gastfreundschaftsmodul ging, das an einer Wand stand. Seine Bewegungen waren eine seltsame Mischung aus Trägheit und Nervosität, aus take und gelegentlichen Zitteranfällen. Er griff in das Leuchten des obersten Modulfaches und tastete mit unbeholfenen Händen zwischen edlen Kristallfläschchen und feinen Papierpäckchen herum.
    »Äh… auch ’ne Pfeife, Mann?«
    »Plex.« Ich spielte den letzten Dreh des Bluffs aus. »Was, zum Henker, ist hier eigentlich los?«
    Er zuckte zusammen. Stotterte.
    »Ich… äh… dachte, Tanaseda hätte…«
    »Scheiß drauf,Plex. Rede mit mir!«
    »He, es ist nicht meine Schuld, Mann.« Sein Tonfall klang beinahe gekränkt. »Habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, dass sie nicht ganz richtig im Kopf ist? All dieses kaikyo-Zeug, das sie vor sich hinbrabbelt. Hat irgendwer von euch zugehört, verdammt? Ich kenne mich mit Biotech aus, Mann, und ich weiß, wann etwas im Arsch ist. Und diese

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