Heiliger Zorn
Millsporter Polizei, und die kann man für den Preis eines Blowjobs am Engel-Hafen kaufen. Jeder könnte sie geschickt haben.
Aber zufällig hast du ihnen nichts über mich erzählt.
Zufällig nicht. Hast du vor, diese Leitung noch länger zu belegen, Kovacs? Ich bin nämlich nicht wie du. Ich habe gesellschaftliche Verpflichtungen.
Nein, ich bin schon weg. Vielen Dank für den Nachrichtenüberblick, Isa.
Sie grunzte. Es war mir ein klitorisches Vergnügen. Sieh zu, dass du in einem Stück bleibst, dann können wir vielleicht noch ein paar Geschäfte machen, die ich dir in Rechnung stellen kann.
Ich drückte den Verschlusssaum meines erst kürzlich erstandenen Mantels bis zum Kragen zusammen, spannte die Hände in den schwarzen Polmetall-Handschuhen – ein kurzer schmerzhafter Stich von links – und legte Gangsterhabitus in meinen Gang, als ich um die letzte Ecke der Gasse bog. Stell dir Yukio Hirayasu in all seiner jugendlichen Arroganz vor. Achte nicht auf den Umstand, dass der Mantel nicht handgeschneidert ist – der Direktverkauf von der Stange war das Beste, was mir so kurzfristig möglich gewesen war, ein Kleidungsstück, in dem der reale Hirayasu sich nicht einmal tot blicken lassen würde. Aber es war in einem tiefen Mattschwarz gehalten, das zu den Aufsprüh-Handschuhen passte, und bei diesem Licht musste es eigentlich genügen. Die Envoy-Täuschungsfähigkeiten würden für den Rest sorgen.
Ich hatte kurz daran gedacht, auf die harte Tour in Plex’ Party zu platzen. Durch die Tür stürmen oder vielleicht auf der Rückseite des Lagerhauses hochklettern und durch ein Dachfenster einbrechen. Aber mein linker Arm war immer noch eine einzige Schmerzquelle von den Fingerspitzen bis zum Nacken, und ich wusste nicht, wie gut ich mich in kritischen Situationen darauf verlassen konnte.
Die Türsteher sahen mich kommen und rückten enger zusammen. Meine Neurachem-Sicht taxierte sie von ferne – billige Hafenschläger, vielleicht mit etwas Kampfverstärkung ausgestattet, wie sie sich bewegten. Einer von ihnen hatte ein Tattoo der taktischen Marines auf der Wange, aber das konnte auch Angeberei sein, die er aus irgendeinem Laden mit Software aus Restbeständen der Armee hatte. Oder er war wie viele der Marines den harten Zeiten der Demobilisierung zum Opfer gefallen. Gesundschrumpfung. Heutzutage die universelle Schublade für alles auf Harlans Welt. Nichts war heiliger als die Kostenersparnis, und selbst das Militär war nicht gänzlich davor sicher.
»Stehen bleiben, sam.«
Es war der mit dem Tattoo. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Hielt mich nur mit Mühe zurück.
»Ich habe eine Verabredung mit Plex Kohei. Ich bin es nicht gewohnt, dass man mich warten lässt.«
»Verabredung?« Sein Blick hob sich und glitt nach links ab, wo er auf seiner Netzhaut-Gästeliste nachsah. »Nein, nicht heute Abend. Der Mann ist beschäftigt.«
Meine Augen weiteten sich unter dem vulkanischen Druck des Zorns, genauso, wie ich es beim Yak-Anführer in den Aufzeichnungen von Grabung 301 gesehen hatte.
»Wissen Sie nicht, wer ich bin!«, blaffte ich.
Der Türsteher mit dem Tattoo zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, dass ich Ihr Gesicht nicht auf meiner Liste sehe. Und heute Abend bedeutet das, dass Sie nicht reinkommen.«
Neben mir musterten mich die anderen mit professionellem Interesse von oben bis unten. Schätzten ein, welche Knochen sie mir am leichtesten brechen konnten. Ich unterdrückte den Impuls, Kampfhaltung einzunehmen, und bedachte sie stattdessen mit einem Blick voll beherrschter Verachtung. Ließ meinen Bluff los.
»Nun gut. Dann teilen Sie Ihrem Arbeitgeber bitte mit, dass sie Yukio Hirayasu den Zutritt verwehrt haben und dass er dank Ihrer Dienstbeflissenheit morgen Früh in Anwesenheit von sempai Tanaseda mit mir sprechen wird, also ohne vorherige Beratung und ohne jegliche Vorbereitung.«
Blicke wurden zwischen den drei Schlägern gewechselt. Es waren die Namen und die Andeutung von authentischem Yakuza-Zorn. Der Sprecher zögerte. Ich wandte mich ab. Hatte die Bewegung erst zur Hälfte ausgeführt, als er es sich überlegte und nachgab.
»Also gut, Hirayasu-san. Einen Augenblick bitte.«
Das Wunderbare am organisierten Verbrechen war das Ausmaß der Furcht, die es unter ihren Günstlingen und allen anderen, die mit ihnen zu tun hatten, verbreitete. Schlägerhierarchie. Man konnte das gleiche Muster auf einem Dutzend unterschiedlicher Welten beobachten – bei den Triaden von Hun
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