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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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weil…«
    »Hören Sie«, sagte ich kalt. »Warum demonstrieren Sie nicht einfach Ihre Bescheidenheit und halten Ihren kleinen weiblichen Mund? Es ist mir ziemlich egal, was Sie meinen.«
    »Sehen Sie!«, sagte sie, und ihre Stimme nahm einen leicht schrillen Unterton an. »Sie sind genauso lüstern wie alle anderen. Sie fallen auf ihre primitiven sinnlichen Tricks herein und…«
    »Ich bitte Sie! In meinen Augen ist Mitzi Harlan eine blöde, oberflächliche kleine Schlampe, aber wissen Sie was? Wenigstens führt sie ihr Leben so, als wäre es ihr eigenes. Statt sich selbst zu erniedrigen und sich irgendeinem beschissenen Affen zu Füßen zu werfen, der sich einen Bart und äußere Genitalien wachsen lassen kann.«
    »Wollen Sie meinen Ehemann als…?«
    »Nein.« Ich fuhr zu ihr herum. Wie es schien, hatte ich doch nicht meine ganze Wut unterdrücken können. Meine Hände schossen vor und packten sie an den Schultern. »Nein, ich bezeichne Sie als feige Verräterin an Ihrem Geschlecht. Ich verstehe den Standpunkt Ihres Mannes, denn als Mann ist er der absolute Gewinner in diesem Scheißspiel. Aber was ist mit Ihnen? Sie haben Jahrhunderte des politischen Kampfes und des wissenschaftlichen Fortschritts über Bord geworfen, damit Sie im Dunkeln sitzen und sich leise murmelnd den Aberglauben Ihrer eigenen Unwürdigkeit einreden können. Sie lassen sich Ihr Leben, das Kostbarste, was Sie besitzen, Stunde um Stunde und Tag um Tag stehlen, solange Sie die armselige Existenz führen dürfen, die Ihre Männer Ihnen erlauben. Und wenn Sie schließlich sterben, und ich hoffe, dass es bald geschieht, Schwester, wirklich, dann haben Sie am Ende Ihren eigenen Möglichkeiten getrotzt und sich vor der letzten Möglichkeit gedrückt, die wir errungen haben, damit wir zurückkehren und es noch einmal versuchen können. Und das alles tun Sie nur wegen Ihres hirnrissigen Glaubens, und wenn das Kind in Ihrem Bauch weiblichen Geschlechts ist, verdammen Sie es zur gleichen beschissenen Existenz.«
    Plötzlich lag eine Hand auf meinem Arm.
    »He.« Es war einer der DeComs in Begleitung des Leibwächters des Unternehmers. Er wirkte ängstlich, aber entschlossen. »Es reicht, Mann. Lassen Sie sie in Ruhe.«
    Ich blickte auf seine Finger, die an meinem Ellbogen hingen.
    Ich überlegte kurz, ob ich sie ihm brechen sollte, ob ich den Arm, der daran hing, ausrenken sollte, ob…
    Eine Erinnerung blitzte in mir auf. Mein Vater hielt meine Mutter an den Schultern gepackt und schüttelte sie wie ein Belatang-Trockengestell, das sich nicht aus der Verankerung lösen wollte. Er brüllte ihr Beschimpfungen und seine Whiskyfahne ins Gesicht. Ich war sieben Jahre alt und griff nach seinem Arm und versuchte ihn wegzuzerren.
    Damals hatte er mich geradezu beiläufig mit einem kräftigen Schlag abgeschüttelt. Ich war quer durch den Raum in eine Ecke geflogen. Dann war er wieder auf sie losgegangen.
    Ich löste die Hände von den Schultern der Frau. Schüttelte die Hand des DeCom ab. Während ich mich selbst mental am Kragen packte.
    »Jetzt gehen Sie weg von ihr, Mann.«
    »Klar«, antwortete ich bewusst leise. »Wie ich sagte, Schwester. Wir leben in einer freien Welt. Es hat überhaupt nichts mit mir zu tun.«
     
    Der Sturm streifte uns ein paar Stunden später. Ein lang gezogener Ausläufer schlechten Wetters hatte den Himmel vor meinem Bullauge verdunkelt und die Tochter des Haiduci mit der Breitseite erwischt. Zu diesem Zeitpunkt lag ich flach auf dem Rücken in meiner Koje, starrte auf die metallgraue Decke und hielt mir selbst eine erzürnte Predigt über unerwünschte Einmischungen. Ich hörte, wie das Surren der Maschinen einen Zahn zulegte, und vermutete, das Japaridze mehr Auftrieb aus dem Gravsystem herausholte. Ein paar Minuten später schien die enge Kabine seitlich wegzukippen, und auf dem Tisch gegenüber rutschte ein Glas ein paar Zentimeter weit, bevor die Antikippbeschichtung es festhielt. Das Wasser im Glas schaukelte besorgniserregend hin und her und schwappte über den Rand. Ich seufzte und erhob mich von der Koje, stützte mich an den Kabinenwänden ab und beugte mich hinunter, um durch das Bullauge zu blicken. Unvermittelt prasselte Regen gegen die Scheibe.
    Irgendwo auf dem Frachter ging eine Alarmsirene los.
    Ich runzelte die Stirn. Es schien mir eine recht extreme Reaktion zu sein, da die See doch nur etwas unruhig geworden war. Ich zwängte mich in eine leichte Jacke, die ich einem Besatzungsmitglied des Frachters abgekauft

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