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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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untypisch glückliches Bild voller Wärme und Lachen, das ich nicht einordnen konnte. Was immer dieser Geruch zu bedeuten hatte, es war etwas, das mir bestens vertraut war.
    Ich steckte die Rapsodia ein und kehrte zur Luke zurück.
    »Hier ist nichts. Ich komme jetzt raus.«
    Ich trat wieder in den warmen Regen und drückte die Luke zu. Sie rastete mit einem dumpfen Klacken der Sicherungsbolzen ein und versiegelte die Duftspuren aus der Vergangenheit, die ich aufgenommen hatte. Das pulsierende rote Leuchten über mir erstarb, und der Alarm, der sich zu einer unbemerkten Hintergrundkonstante gedämpft hatte, verstummte schlagartig.
    »Was haben Sie da drinnen gemacht?«
    Es war der Unternehmer mit angespannten Gesichtszügen, die kurz vor einem Wutausbruch standen. Er hatte seinen Sicherheitsmann im Schlepptau. Dahinter drängten sich ein paar Besatzungsmitglieder. Ich seufzte.
    »Hab Ihr Warenlager überprüft. Alles sicher und fest versiegelt. Kein Grund zur Sorge. Offenbar hatte die Luke eine Macke.« Ich sah die Frau mit dem Blaster an. »Oder vielleicht war es doch ein superschlauer Reißflügler, den wir verschreckt haben. Ich weiß, es ist etwas weit hergeholt, aber gibt es hier an Bord irgendwo einen Sniffer?«
    »Einen Sniffer? Sie meinen, wie sie von der Polizei benutzt werden?« Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Aber Sie könnten den Käpt’n fragen.«
    Ich nickte. »Gut, aber, wie gesagt…«
    »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt.«
    Die Anspannung im Gesicht des Unternehmers hatte es bis zu offener Wut geschafft. Sein Leibwächter neben ihm unterstützte ihn und blickte ähnlich finster drein.
    »Ja, und ich habe sie beantwortet. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden…«
    »Sie gehen nirgendwohin. Tomas.«
    Ich warf dem Leibwächter einen Blick zu, bevor er auf den Befehl reagieren konnte. Er hielt inne und scharrte mit den Füßen. Ich richtete den Blick wieder auf den Unternehmer und kämpfte gegen den starken Drang an, die Konfrontation so weit wie möglich auf die Spitze zu treiben. Seitdem ich mit der Frau des Priesters aneinander geraten war, empfand ich das intensive Bedürfnis, Gewalt anzuwenden.
    »Wenn Ihr Kampfschwein mich berührt, hat er anschließend dringend eine chirurgische Behandlung nötig. Und wenn Sie mir nicht aus dem Weg gehen, gilt für Sie das Gleiche. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass mit Ihrer Fracht alles in Ordnung ist. Jetzt schlage ich vor, dass Sie zur Seite treten und uns beiden eine peinliche Szene ersparen.«
    Er blickte sich zu Tomas um und schien in seinem Gesichtsausdruck etwas zu lesen, das ihn nachdenklich machte. Er bewegte sich zur Seite.
    »Vielen Dank.« Ich schob mich durch die versammelten Besatzungsmitglieder. »Hat jemand Japaridze gesehen?«
    »Ist wahrscheinlich auf der Brücke«, sagte jemand. »Aber Itsuko hat Recht, auf der ’duci gibt es keinen Sniffer. Wir sind schließlich keine Ozean-Cops.«
    Gelächter. Jemand sang die Titelmelodie der gleichnamigen Experia-Serie, und die anderen nahmen sie für ein paar Takte auf.
    Ich lächelte matt und drängte mich an ihnen vorbei. Als ich mich entfernte, hörte ich, wie der Unternehmer verlangte, dass die Luke unverzüglich noch einmal geöffnet wurde.
    Wie er meint.
    Ich machte mich trotzdem auf die Suche nach Japaridze. Wenigstens würde ich mir bei ihm einen Drink abholen können.
     
    Der Sturm zog vorbei.
    Ich saß auf der Brücke und beobachtete, wie er auf den Wetterscannern nach Osten verschwand. Ich wünschte mir, der Knoten, den ich in mir spürte, würde dasselbe tun. Draußen wurde der Himmel wieder heller, und die Wellen hörten auf, die Tochter des Haiduci herumzuschubsen. Japaridze schaltete den Zusatzantrieb der Gravmotoren aus, und der Frachter gewann seine frühere stabile Lage zurück.
    »Erzählen Sie mir jetzt die Wahrheit, sam.« Er goss mir ein weiteres Glas Millsport-Verschnitt ein und lehnte sich im Stuhl auf der anderen Seite des Navigationstisches zurück. Sonst hielt sich niemand auf der Brücke auf. »Sie führen Ermittlungen im Netzquallen-Handel durch, nicht wahr?«
    Ich hob eine Augenbraue. »Wenn ich das tun würde, wäre es ziemlich ungesund, eine solche Frage zu stellen.«
    »Nö, eigentlich nicht.« Er zwinkerte und kippte sein Glas mit einem Zug hinunter. Seitdem feststand, dass uns das Wetter in Ruhe lassen würde, hatte er sich entspannt und leicht betrunken. »Dieser Arsch! Meinetwegen können Sie seine Fracht haben. Hauptsache, Sie machen

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