Heiliger Zorn
wieder.«
»Isa?«, murmelte ich.
Sie blickte grinsend zu mir auf. »Ja, was ist?«
»Lass mich los und zieh dir, verdammt noch mal, was an.«
Zwanzig Minuten später legten wir ab und verließen den Hafen auf einem allgemeinen Leitstrahl. Das Feuerwerk vom Reach aus zu beobachten war keine wahnsinnig originelle Idee, und wir hatten einen großen Abstand zur einzigen anderen Jacht aus dem Hafen von Tadaimako, die in dieselbe Richtung fuhr. Vorläufig hielt Isa Wache im Cockpit unter Deck und ließ uns vom Wasserverkehrsinterface steuern. Wir konnten uns später auskoppeln, wenn die Show begann.
In der vorderen Hauptkabine packten Brasil und ich die Ausrüstung aus. Tarntauchanzüge mit Anderson-System, zur Verfügung gestellt von Sierra Tres und ihren haiduci-Freunden, Waffen aus den hundert privaten Arsenalen auf Vchira Beach. Isas maßgeschneiderte Software für den Überfall war bereits in die Allzweck-Prozessoren der Anzüge geladen worden, eingepackt in ein verschlüsseltes Komsystem, das sie an diesem Nachmittag frisch aus der Fabrik gestohlen hatte. Genauso wie die komatösen Besitzer der Boubin würde auch dies in den nächsten Tagen nicht vermisst werden.
Wir blickten auf die versammelte Hardware, das glänzende Schwarz der noch nicht aktivierten Anzüge, die unterschiedlich stark abgenutzten und eingedellten Waffen. Auf dem Spiegelholzboden war kaum genug Platz für alles.
»Ganz wie in alten Zeiten, was?«
Brasil hob die Schultern. »Es gibt keine alte Welle, Tak. Es ist jedes Mal anders. Zurückzublicken ist der größte Fehler, den man machen kann.«
Sarah.
»Erspare mir deine billige Scheiß-Strandphilosophie, Jack.«
Ich ließ ihn in der Kabine zurück und ging nach achtern, um nachzusehen, wie Isa und Sierra mit der Navigation vorankamen. Ich spürte, wie Brasils Blick mir folgte, als ich hinausging, und der Makel meiner aufflackernden Verärgerung hing an mir, bis ich durch den Korridor das Sturmcockpit erreicht hatte.
»Hallo, Schatz«, sagte Isa, als sie mich sah.
»Lass das.«
»Wie du meinst.« Sie grinste ohne Reue und blickte zu Sierra Tres hinüber, die vor einer Nebenkonsole hockte. »Vorhin schien es dir nichts ausgemacht zu haben.«
»Vorhin war es auch…« Ich gab es auf. Gestikulierte. »Die Anzüge sind bereit. Irgendwas Neues von den anderen?«
Sierra schüttelte bedächtig den Kopf. Isa deutete mit einem Nicken auf das Datengitter des Komsets.
»Sie sind alle online, wie du sehen kannst. Überall grüne Lichter. Vorläufig ist das alles, was wir brauchen oder wollen. Wenn es mehr wäre, würde das bedeuten, dass etwas schief läuft. Glaub mir, keine Nachrichten sind gute Nachrichten.«
Ich wand mich unbeholfen im engen Raum.
»Ist es sicher, an Deck zu gehen?«
»Klar. Das hier ist ein tolles Schiff. Generatoren in der Takelage erzeugen Wetterschutzschirme. Ich habe sie auf externe Teildurchlässigkeit eingestellt. Wer neugierig genug ist, um einen Blick in unsere Richtung zu werfen, zum Beispiel deine kleine blonde Freundin, wird im Skop von deinem Gesicht nicht mehr als einen verwaschenen Fleck sehen.«
»Gut.«
Ich verließ geduckt das Cockpit, ging nach achtern und schwang mich zu den Sitzen hinauf und dann noch ein Stück auf das eigentliche Deck. So weit im Norden war die Strömung im Reach nur schwach, und der Trimaran glitt ruhig durch die Dünung. Ich arbeitete mich nach vorn vor, zum Schönwetter-Cockpit, setzte mich in einen der Pilotensessel und zog eine neue Erkezes-Zigarre hervor. Unten gab es einen Humidor, der voll damit war, und ich hatte mir gedacht, dass die Eigentümer sicher ein paar erübrigen konnten. Das war revolutionäre Politik – jeder von uns musste Opfer bringen. Um mich herum knarrte die Jacht leicht. Der Himmel hatte sich verdunkelt, aber Daikoku stand tief über dem Rückgrat von Tadaimako und warf einen bläulichen Schein auf das Meer. Die Beleuchtung der anderen Fahrzeuge verteilte sich rundum, von der Verkehrssoftware ordentlich auf Abstand gehalten. Von den Uferlampen in New Kanagawa und Danchi wummerten schwache Bassrhythmen über das Wasser. Die Party war in vollem Gange.
In südlicher Richtung stach Rila aus dem Meer, fern genug, um schlank und waffengleich zu erscheinen – eine schwarze, gebogene Klinge, dunkel bis auf die Ansammlung von Lichtern an der Zitadelle ganz oben.
Ich betrachtete die Insel und rauchte eine Weile schweigend.
Er ist da oben.
Oder irgendwo in der Stadt, auf der Suche nach dir.
Nein, er
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