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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seine Stimme hatte einen ungewohnten neuen Tonfall, eine Autorität, die ich bisher noch nicht an ihm erlebt hatte, und seine Nervosität schien sich erheblich reduziert zu haben. »Wir reiten hier am Wind, aber wir geben uns ihm nicht hin. Lehn dich schräg dagegen.«
    »Dagegenlehnen.«
    Der Hoverlader erzitterte spürbar unter dem Manöver. Das Deck vibrierte unter meinen Füßen. Der Regen, erzeugte neuen, wilden Lärm auf dem Dach und an den Sichtluken, als sich unser Winkel zur Windrichtung änderte.
    »So ist es gut«, sagte Vlad zufrieden. »Jetzt halt die Kiste auf diesem Kurs.«
    Ich blieb noch eine Weile auf der Brücke, dann nickte ich Murakami zu und nahm den Niedergang zu den Kabinendecks. Ich ging nach achtern, die Hände gegen die Korridorwände gestützt, um die gelegentlichen Erschütterungen des Hoverladers abzufangen. Ein paarmal tauchten Besatzungsmitglieder auf und schlüpften im engen Raum geschickt an mir vorbei. Die Luft war heiß und stickig. Ein paar Kabinen weiter warf ich einen Seitenblick durch eine offene Tür und sah einen von Vlads Piraten, eine junge Frau, die sich mit freiem Oberkörper über mir unbekannte Hardwaremodule am Boden beugte. Ich musterte die großen, gut geformten Brüste, den Schweißfilm auf der Haut im grellweißen Licht und kurz geschorenes feuchtes Haar im Nacken. Dann bemerkte sie meine Anwesenheit und blickte auf. Sie stützte sich mit einer Hand an der Kabinenwand ab, legte den anderen Arm quer über ihre Brüste und erwiderte meinen Blick mit einer Intensität, die entweder auf einen Meth-Absturz oder die Nervosität vor dem Kampf zurückzuführen war.
    »Hast du ein Problem, sam?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tschuldigung, war gerade in Gedanken ganz woanders.«
    »Aha? Gut. Dann verpiss dich.«
    Die Kabinentür glitt zu. Ich seufzte.
    Nichts für ungut.
    Als ich Jad fand, wirkte sie ähnlich angespannt, aber sie war vollständig angezogen. Sie saß auf der oberen Etage der zweistöckigen Koje in der Kabine, die man uns zugewiesen hatte. Sie hatte das Magazin aus ihrem Monomolblaster gezogen und die Waffe unter ihr Bein gelegt. In den Händen hielt sie die schimmernden Hälften einer Festpatronen-Pistole, die ich bisher noch nicht an ihr gesehen hatte.
    Ich schwang mich in die untere Koje.
    »Was hast du da?«
    »Eine Kalaschnikow-Elektromag«, sagte sie. »Einer der Jungs ein paar Türen weiter hat sie mir geborgt.«
    »Hast hier schon Freunde gefunden, was?« Ich verspürte eine gewisse Traurigkeit, als ich das sagte. Vielleicht hatte es etwas mit den geschwisterlichen Pheromonen zu tun, die von den Eishundo-Sleeves abgesondert wurden. »Wo er sie wohl geklaut hat?«
    »Wer sagt, dass sie geklaut ist?«
    »Ich. Diese Jungs sind Piraten.« Ich streckte eine Hand zu ihrer Koje hoch. »Komm schon, lass sie mich mal anschauen.«
    Sie baute die Waffe wieder zusammen und drückte sie mir in die Hand. Ich hielt sie mir vor die Augen und nickte. Die Kal-EM-Serie wurde auf allen besiedelten Welten als erstklassige Handwaffe geschätzt, und dies war ein topaktuelles Modell. Ich brummte und gab sie ihr zurück.
    »Alles klar. Siebenhundert Dollar, UN, mindestens. Kein Pirat auf Meth würde so viel Geld für eine gedämpfte Pistole ausgeben. Er hat sie definitiv irgendwo mitgehen lassen. Wahrscheinlich, nachdem er den ursprünglichen Besitzer getötet hat. Pass gut auf, mit wem du dich anfreundest, Jad.«
    »Mann, du bist ja heute Früh echt gut drauf. Hast du überhaupt keinen Schlaf bekommen?«
    »Bei deinem Geschnarche? Wie stellst du dir das vor?«
    Keine Antwort. Ich brummte erneut und ließ mich von den Erinnerungen forttreiben, die Murakami in mir geweckt hatte. Kasengo, eine unscheinbare kleine Hafenstadt auf der kaum besiedelten Südhalbkugel von Nkrumahs Land, wo kurz zuvor Regierungstruppen stationiert worden waren, als sich das politische Klima und die Beziehungen zum Protektorat verschlechterten. Aus Gründen, die den Einheimischen sehr wohl bekannt waren, besaß Kasengo eine Einrichtung für den interstellaren Hypercast, und die Regierung von Nkrumahs Land machte sich Sorgen, dass die UN-Streitkräfte möglicherweise an einem Zugang interessiert waren.
    Ihre Sorgen waren begründet.
    Wir waren im Verlauf der vorausgegangenen sechs Monate still und heimlich über Hypercast-Stationen rund um den Globus hereingekommen, während alle anderen noch so taten, als ließen sich die Probleme auf diplomatischem Wege lösen. Als das Envoy-Oberkommando den Angriff

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