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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte ich.
    »Nun.« Wieder ein Achselzucken. »Soweit ich verstanden habe, wurde sie durch etwas aus den Ungeräumten Zonen kontaminiert. Falls wir sie also lebend aus der Kampfzone holen können, werden wir sie säubern und dann dem Leben zurückgeben. Klingt das vernünftig?«
    »Es klingt unhaltbar.«
    Ich erinnerte mich, wie Sylvie an Bord der Gewehre für Guevara über die Kommandosoftware gesprochen hatte. Und ganz egal, wie gut der Haushaltsreiniger ist, den man sich hinterher bestellt, etwas vom Müll bleibt zurück. Datenreste, die nicht totzukriegen sind. Spurenelemente. Geister von Dingen. Wenn Koi für einen Geist kämpfen und sterben konnte, wer wusste, was die Neoquellisten mit Sylvie Oshima machen würden, selbst nachdem in ihrem Kopf aufgeräumt worden war?
    »Wirklich?«
    »Komm schon, Todd. Sie ist eine Ikone. Ganz gleich, was in ihr ist oder nicht, sie könnte zum Brennpunkt einer völligen neuen neoquellistischen Bewegung werden. Die Ersten Familien würden schon aus Prinzip ihre Liquidierung verlangen.«
    Murakami grinste grimmig.
    »Was die Ersten Familien wollen und was sie von mir bekommen werden, sind zwei völlig unterschiedliche Dinge, Tak.«
    »Aha?«
    »Ja-a.« Er zog das Wort spöttisch in die Länge. »Denn falls sie nicht kooperieren wollen, verspreche ich ihnen einen Envoy-Einsatz in Kampftruppenstärke.«
    »Und wenn sie deinen Bluff durchschauen?«
    »Tak, ich bin ein Envoy. Es ist unser Job, planetare Regimes einzuschüchtern. Sie werden einknicken wie ein verdammter Klappstuhl, und du weißt es. Sie werden mir so scheißdankbar für die Alternative sein, dass sie ihre Kinder Schlange stehen lassen, um mir den Arsch sauber zu lecken, sobald ich darum bitte.«
    Ich sah ihn an, und für einen kurzen Moment kam es mir vor, als wäre eine Tür zu meiner Envoy-Vergangenheit aufgeweht worden. Er stand da, immer noch grinsend, im Schein der Angier-Lampen, und er hätte genauso gut ich sein können. Und ich erinnerte mich, wie es wirklich gewesen war. Es war nicht das Zugehörigkeitsgefühl, das mich diesmal überflutete, sondern es war die brutale Macht des Corps. Die befreiende Wildheit, die aus dem tief verwurzelten Wissen emporstieg, dass man gefürchtet war. Dass man sich auf allen besiedelten Welten nur flüsternd über die Envoys unterhielt, und dass sogar in den Korridoren der Verwaltungen auf der Erde die Makler der Macht verstummten, wenn ihr Name fiel. Es war ein Rausch, der einen wie erstklassiges Tetrameth überkam. Männer und Frauen, die mit einer Geste hunderttausend Menschenleben zerstören oder einfach aus der Waagschale nehmen konnten, diese Männer und Frauen lernten wieder die Angst kennen, und das Instrument dieser Lektion war das Envoy Corps. Man selbst.
    Ich zwang mich, das Lächeln zu beantworten.
    »Du bist wirklich charmant, Todd. Du hast dich überhaupt nicht verändert, was?«
    »Nein.«
    Und urplötzlich war das Lächeln nicht mehr gezwungen. Ich lachte laut auf, was in mir etwas zu lösen schien.
    »Also gut. Rede mit mir, du Scheißkerl. Wie wollen wir es anstellen?«
    Er zog wieder auf clownhafte Weise die Augenbrauen hoch. »Ich hatte gehofft, dass du es mir sagst. Du bist es, der die Grundrisse kennt.«
    »Klar. Ich meinte, über welche Kampfstärke verfügen wir. Du hast doch nicht etwa vor…?«
    Murakami zeigte mit dem Daumen auf den Klotz des Pfählers.
    »Unsere nervösen Freunde da drüben? Genau die will ich einsetzen.«
    »Scheiße, Todd! Das ist ein Haufen durchgeknallter Meth-Kids. Die haiduci werden sie in der Luft in Stücke reißen.«
    Er winkte ab. »Arbeite mit dem Werkzeug, das dir zur Verfügung steht, Tak. Du weißt, wie das ist. Sie sind jung und zornig und voll auf Meth, sie suchen nur nach jemandem, an dem sie sich abreagieren können. Sie werden Segesvar lange genug beschäftigen, sodass wir hineingehen und den eigentlichen Schaden anrichten können.«
    Ich schaute auf meine Uhr. »Du hast vor, es heute Nacht durchzuziehen?«
    »Morgen Früh vor Sonnenaufgang. Wir warten noch auf Aiura, und nach Tanasedas Angaben wird sie hier nicht eher aufkreuzen. Ach ja.« Er legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel. »Dann wäre da noch das Wetter.«
    Ich folgte seiner Blickrichtung. Dichte, dunkle Wolkenbarrikaden türmten sich über uns auf und stürzten stetig westwärts über einen fragmentarischen, orange getönten Himmel, an dem sich Hoteis Licht immer noch bemerkbar zu machen versuchte. Daikoku war schon längst in

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