Heiliger Zorn
würde in meinem Bauch ein Fahrstuhl abstürzen.
Nadia Makita war zurück.
Sie war da, in den leicht zusammengekniffenen Augen und dem gekräuselten Mundwinkel, der zu keinem Gesichtsausdruck von Sylvie Oshima passte. In einem Hunger, der wie Flammen um ihr Gesicht leckte und in den kurzen, heftigen Atemzügen, als ob der Orgasmus in einer Art spiegelverkehrten Wiederholung zurückkehrte.
»Hallo, Micky Dusel«, begrüßte sie mich mit kehliger Stimme.
Ihr Atem wurde langsamer, und ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen, wie um das zu ersetzen, das auf meinen Lippen gerade erstorben war. Sie glitt von der Tischkante, griff mit einer Hand nach unten und berührte mich zwischen den Beinen. Es war der alte, sichere Griff aus meiner Erinnerung, aber der Schock hatte meine Erektion weitgehend zum Erliegen gebracht.
»Stimmt was nicht?«, murmelte sie.
»Ich…«
Sie machte sich mit beiden Händen an mir zu schaffen, als würde sie behutsam ein Seil einholen. Ich spürte, wie mein Glied wieder steif wurde. Sie beobachtete mein Gesicht.
»Stimmt etwas nicht?«
»Alles in Ordnung«, antwortete ich schnell.
»Gut.«
Elegant ließ sie sich auf ein Knie sinken, den Blick immer noch auf meine Augen geheftet, und nahm meine Eichel in den Mund. Mit einer Hand streichelte sie weiter den Schaft, während die andere meinen rechten Schenkel hinaufglitt und sich fest um den Muskel schloss.
Das ist absolut verrückt, teilte mir ein kalter, pflichtbewusster Splitter meines Envoy-Selbst mit. Du musst das sofort beenden.
Ihre Augen ruhten immer noch auf mir, und ihre Zunge und Zähne und ihre Hand trieben mich in die Explosion.
17
Später lagen wir durchnässt übereinander in meinem Bett, die Finger immer noch lose ineinander verschränkt. An einigen Stellen war unsere Haut klebrig von den Körpersäften, die wir verspritzt hatten, und unsere Muskeln waren von wiederholten Orgasmen ermattet. Momentaufnahmen von dem, was wir aneinander und miteinander getan hatten, blitzten immer wieder hinter meinen Lidern auf. Ich sah, wie sie auf mir hockte, die Hände über Kreuz auf meiner Brust, jede Bewegung ein Stoß. Ich sah, wie ich von hinten in sie eindrang. Ich sah, wie sich ihre Möse auf mein Gesicht senkte. Ich sah, wie sie sich unter mir wand und begierig am Hauptstrang ihres Haars saugte, während ich zwischen ihre Beine stieß, die sie wie einen Schraubstock um meine Hüften geschlungen hatte. Ich sah, wie ich den Strang, noch nass von ihrem Speichel, in den Mund nahm, und sie lachte mir ins Gesicht und kam mit einer heftigen Muskelkontraktion, die mich mitzog.
Aber als sie begann, mit mir zu reden, jagte mir der veränderte Tonfall ihres Amenglisch einen unkontrollierten Schauder über den Rücken.
»Was?« Sie musste mein Zittern gespürt haben.
»Nichts.«
Sie wandte mir das Gesicht zu. Ich spürte ihren Blick wie einen Hitzeschwall an der Schläfe. »Ich hab dir eine Frage gestellt. Was ist los?«
Ich schloss kurz die Augen.
»Nadia, richtig?«
»Ja.«
»Nadia Makita.«
»Ja.«
Ich sah sie von der Seite an. »Wie, zum Teufel, bist du hierher gekommen, Nadia?«
»Was soll das sein – eine metaphysische Frage?«
»Nein. Eine technische.« Ich stützte mich auf einen Ellbogen und machte eine unbestimmte Handbewegung in ihre Richtung. Envoy-Konditionierung oder nicht, ein großer Teil von mir war überrascht über die distanzierte Ruhe, die ich bewahrte. »Dir muss doch klar sein, was hier vorgeht. Du lebst in der Kommandosoftware, und manchmal kommst du hervor. Nach allem, was ich gesehen habe, würde ich sagen, dass du durch die Urinstinkt-Kanäle an die Oberfläche kommst. Du reitest gewissermaßen auf der Welle. Sex, vielleicht auch Angst und Wut. So was überdeckt eine Menge bewusster Hirnfunktionen, und das verschafft dir Platz. Aber…«
»Du bist so’ne Art Fachmann, was?«
»Ich war mal einer.« Ich achtete auf ihre Reaktion. »War mal ein Envoy.«
»Ein was?«
»Nicht so wichtig. Was ich wissen will, ist, warum du hier bist, und was mit Sylvie Oshima passiert ist.«
»Mit wem?«
»Du trägst ihren Körper, Nadia. Verdammt, tu nicht so bescheuert.«
Sie rollte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. »Eigentlich möchte ich nicht darüber reden.«
»Nein, das möchtest du wahrscheinlich nicht. Und weißt du, eigentlich will ich das auch nicht. Aber früher oder später muss es sein. Das weißt du.«
Langes Schweigen schloss sich an. Sie spreizte die Beine und rieb sich abwesend
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