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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ich, was das wirklich bedeutet. Ich werde niemals fähig sein, mein Bewusstsein so weit auszudehnen. Ich will es nicht, und in meinem
    Zustand brauche ich es nicht einmal. Das mag euch bei euren Problemen helfen, mir aber kann es nicht helfen. Letzten Endes wäre es schlimmer als der Tod.«
    »Gibt es denn Schlimmeres als den Tod, Maya?«
    »Du meine Güte, ja.« Sie unterbrach die Verbindung. Anschließend legte sie sich aufs Bett und blickte an die kahle Decke.
    Lange Zeit später wurde sie von der Türklingel geweckt.
    Maya erhob sich wie eine Schlafwandlerin, schritt über den weißen, flauschigen Teppich und öffnete die Tür.
    Ein großer brauner Hund nahm die Pfote vom Klingelknopf. Er ließ sich auf alle Viere niedersinken.
    Dann machte er einen Satz nach vorn. Maya taumelte zurück, und der Hund stolzierte in die Wohnung hinein.
    »Du hast mir weh getan«, sagte er.
    »Komm rein, Plato. Wo hast du denn deine hübschen Sachen gelassen?«
    »Du hast mir weh getan.«
    »Du siehst nicht gut aus. Hast du denn nicht richtig gegessen? Du solltest besser auf deine Ernährung achten. Das ist wichtig.«
    »Du hast mir sehr weh getan.«
    Maya zog sich in die Küche zurück. »Möchtest du einen Leckerbissen? Ich habe jetzt viele Leckerbissen.«
    »Es hat so weh getan. Im Kopf.« Der Hund stakste durchs Zimmer und ließ den verfilzten Kopf hängen. Er schnüffelte am Boden und schüttelte sich. »Daran warst du schuld.«
    Eine der weißen Katzen erwachte, riss die Augen auf, fauchte und machte einen Buckel.
    »Kätzchen, sei brav!«, rief Maya. »Plato, ich mach dir jetzt was zu essen! Alles wird gut! Ich mache ein paar Anrufe! Von nun an werde ich mich um dich kümmern! Erst einmal baden wir! Dann ziehen wir uns an und gehen spazieren…«
    »Da sind ja Katzen!«, heulte der Hund. Er griff an.
    Maya schrie. Weißes Fell flog durch die Luft. Das Zimmer explodierte von animalischem Hass. Plato zermalmte die erste Katze zwischen den Zähnen. Sie fiel zuckend zu Boden. Als die Katze starb, setzte ein Alarm ein.
    Als der Hund über die zweite Katze herfiel, warf Maya sich auf ihn. Sie versuchte, ihn am verfilzten Halspelz festzuhalten. Er drehte sich mit enormer Gewandtheit um und biss sie ins Schienbein. Es war, als hätte sie gegen eine Eisentür mit spitzen Zähnen getreten. Sie schrie auf und brach zusammen.
    Die Katze versuchte, die Tapete hochzuklettern. Der Hund bekam sie mit seiner Greifpfote am Schwanz zu fassen, schleuderte sie auf den Boden und biss sie tot.
    Maya riss die Tür auf und rannte weg.
    Sie besaß nichts, nicht einmal Schuhe. Sie wusste, dass sie das nächste Opfer des Hundes sein würde. Ihr Bein blutete, und der Angstschweiß drang ihr aus allen Poren. Sie rannte. Sie rannte den Gang entlang und stürzte in den Aufzug. Dort verharrte sie zitternd und stöhnend, bis sich die Türen schlossen.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte, daher stieg sie in einen Zug.
    Am ersten Tag stahl sie Sachen zum Anziehen. Das fiel ihr mittlerweile äußerst schwer, denn sie war sehr ängstlich. Wenn man optimistisch und zuversichtlich gestimmt war, fiel es leicht zu stehlen, denn alle liebten hübsche, optimistische und zuversichtliche Mädchen. Niemand aber mochte verrückte Mädchen mit komischem steifen Haar, die humpelten und ständig zusammenzuckten, wie ein Junkie aussahen und keinen Koffer dabeihatten.
    Der Hund war im Netz. Sie konnte sich nicht erklären, weshalb sie dem Netz einmal positive Seiten abgewonnen hatte. Mit einem Netz fing man Fische. Die grauen Zellen des Hundes hatten im Netz Wucherungen gebildet. Er hatte im Palast herumgespukt, und so hatte er sie ausfindig gemacht. Er schnüffelte ihr nach, und er war allgegenwärtig wie ein Gas.
    In dem Moment, da sie aufhörte wegzulaufen, würde die Polizei sie finden. Sie war sehr müde, wurde von Schuldgefühlen gepeinigt und hatte Schmerzen. Jedes Mal, wenn sie sich hinsetzte, wurde sie von Panik überwältigt und musste sich übergeben.
    Im Sinai aber war es Sommer. Europa war weit. Das Reisen brachte ihr keine Erleichterung mehr; es kam ihr seltsam vor zu reisen. Die Schauspielerin hielt sich in einem Urlaubsort am Roten Meer auf. Ein guter Ort für erschöpfte Menschen. Die Schauspielerin hatte natürlich strikte Anweisung gegeben, sie nicht zu stören.
    Maya machte dem Angestellten der Ferienanlage klar, dass sie die Nachricht vom Tod eines Familienangehörigen überbringen müsse. Man sah, dass sie mitgenommen und bekümmert war, daher schenkte

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