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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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und wartete darauf, dass er fortfuhr.
    »Adam Jacobsen hat gestern Abend eine Krisensitzung des Stadtrats einberufen.«
    Plötzlich fiel ihr die Kreide aus den kraftlosen Fingern. »Tatsächlich?«
    »Er wollte, dass wir Ihnen mit sofortiger Wirkung als Ärztin von Powell Springs kündigen. Jedenfalls hat er es so formuliert.«
    Die farbigen Karten an der Wand verschwammen einen Augenblick lang vor ihren Augen. Sie wandte den Blick von ihnen ab und spannte den Kiefer an, um sich wieder zu fangen. »Soso. Und wer soll sich seiner Meinung nach um all die Leute in der Turnhalle kümmern?«
    »Er meinte, Granny Mae könnte einspringen, bis Dr. Pearson kommt.«
    »Ach ja, der geheimnisvolle Dr. Pearson. Ich beginne allmählich an seiner Existenz zu zweifeln.« Sie konnte einen Hauch Sarkasmus nicht verhehlen.
    Er zuckte die Schultern, wodurch sich seine ausgebeulte, ungepflegte Jacke nach oben schob. »Hören Sie, ich weiß nicht, was zwischen Ihnen und Adam oder sonst jemandem vorgefallen ist. Das geht mich auch nichts an. Unter uns gesagt, wäre ich jetzt lieber auf meiner Farm bei meinen Kühen, anstatt das hier zu erledigen. Aber er hat einige ziemlich schwere Anschuldigungen vorgebracht, irgendwas mit moralischer Verworfenheit oder so.«
    Getroffen und eingeschüchtert spürte Jessica, wie ihr Gesicht zu kribbeln begann. Sie brachte es nicht über sich zu fragen, was genau Adam ihnen erzählt hatte. »Und was ist bei der Sitzung herausgekommen?«
    »Wir haben ihn natürlich überstimmt. Wir brauchen Sie hier. Sie machen erstklassige Arbeit.«
    Dass er immer noch so dachte, nachdem er seine Frau und seinen Sohn verloren hatte, war in Jessicas Augen sehr edelmütig. »Ich habe also die Unterstützung des Stadtrats? Sie verteidigen mich gegen diesen Rufmord?«
    »Was mich betrifft, ja. Wir sind ja nur zu zweit, Roland Bright und ich. Adam ist der dritte Stadtrat.«
    Jessica rieb sich die Stirn. Wieder einmal hatte sie das Gefühl, das Gewicht der Welt laste auf ihren Schultern.
    »Ich sage das nur ungern – Powell Springs ist eine gute Stadt –, aber die Leute lieben solche Geschichten. Liegt wohl in der menschlichen Natur. Es wird sich herumsprechen. Besonders jetzt. Es gibt ihnen ein Thema, das jenseits von Krieg und Krankheit ihre Gedanken beschäftigt. Und noch etwas sollten Sie wissen. Adam war ziemlich sauer, weil er sich nicht durchsetzen konnte. Er hat gedroht, dafür zu sorgen, dass Sie, na ja …«
    Sie blickte auf und umklammerte den Tischrand so fest, dass ihre Fingerspitzen sich weiß und rot verfärbten. »Dass ich mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt werde? Geteert und gefedert werde? Oder schwebt ihm meine Exekution im Morgengrauen vor? Was erwarten Sie von mir, Bürgermeister Cookson?«
    Er seufzte, als wäre ihm die ganze Angelegenheit äußerst unangenehm. »Ich dachte nur, Sie sollten besser erfahren, was vor sich geht. Immerhin ist er bei der American Protective League, das macht die Sache ein bisschen heikel.«
    Sie hatte befürchtet, dass Adam sie in Schwierigkeiten bringen würde. Aber so schlimm hatte sie es sich nicht vorgestellt. »Danke, dass Sie es mir gesagt haben.« Sie erhob sich mit so viel Würde, wie sie aufbrachte, vom Stuhl, und fügte noch hinzu: »Tut mir leid, dass Sie in eine Privatangelegenheit hineingezogen wurden, die Adam an die Öffentlichkeit gezerrt hat. Ich weiß, Sie haben ohnehin schon genug Sorgen. Und ich eigentlich auch.«
    Er stand ebenfalls auf. »Wie geht es Ihrer Schwester?«
    »Sie ist auf dem Weg der Besserung.«
    »Es gibt hier kaum eine Familie, die von dieser – dieser
Sache
verschont geblieben ist. Die Genesung Ihrer Schwester ist eine gute Nachricht.«
    Jessica warf dem geprüften Mann einen schiefen Blick zu. »Ja, wirklich. Ich kann es kaum erwarten, bis sie wieder auf den Beinen ist.«

    Auf einem Nebengleis in der Nähe des Bahnhofs standen fünf Viehwaggons unter einem grauen Nachmittagshimmel. Niedrige Federwolken streiften die benachbarten Kuppen und Hügel, sodass sie zum Greifen nah wirkten. Der Oktoberregen hatte den Powell Creek zu neuem Leben erweckt, in seinem Flussbett neben den Gleisen plätscherte das Wasser. Cole, Susannah, Tanner und seine Neffen halfen alle mit, die Braddock-Pferde zu verladen. Sie waren bereits seit Stunden am Werk und inzwischen müde und hungrig. Eine muntere Herde grauer und falbfarbener Pferde, die drängelten, die Hälse übereinanderlegten, stiegen und scheuten, galt es zu bändigen. Schließlich

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