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Heimkehr in den Palast der Liebe

Heimkehr in den Palast der Liebe

Titel: Heimkehr in den Palast der Liebe
Autoren: Alexandra Sellers
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sein kannst. Das wird ein Spaß werden, dich dafür auszustatten, was, Jay?"
    Offenbar sah man Shakira ihre Panik an.
    "Keine Sorge, wir haben Monate Zeit dafür", beruhigte sie Jalia. "Noors und Baris Hochzeit musste damals verschoben werden, als Baris Großvater plötzlich starb, und jetzt haben wir beschlossen, am selben Tag zu heiraten."
    "Nun also – alles der Reihe nach! Was du vor allem brauchst, ist eine Schönheitskur", verkündete Noor. "Ein Haarschnitt, Massage, Maniküre – was auch immer, ich habe die perfekten Leute dafür."
    Shakira fühlte sich wieder einmal hilflos. "Ich habe so etwas noch nie gehabt", sagte sie unsicher.
    Noor lächelte. "Das ist gar kein Problem", ermutigte sie ihre Cousine. "Es gibt immer ein erstes Mal."
    "Du wirst bald feststellen, dass Noor an dieses Luxusleben gewöhnt ist", fügte Jalia hinzu. "Sie hat sich im Nu an dieses Prinzessinnenleben gewöhnt. Für dich und mich ist das alles eher ein Schock."
    "Als ich … klein war, da hat meine Stiefmutter mir immer das Haar geschnitten. Später dann der Lagerfriseur oder ich selbst. Und … ich weiß nicht, was das andere ist, von dem du gesprochen hast", erklärte Shakira. Unsicher blickte sie von Noor zu Jalia. Sie war so viel mehr daran gewöhnt, unter Männern zu sein. Frauen waren irgendwie so wie die verschwommene Erinnerung an ihre Mutter – warm, weich, wohlriechend und ein bisschen geheimnisvoll. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, jemals selbst so zu sein.
    "Ich weiß wirklich nicht, wie das ist, ein Mädchen zu sein", gestand sie.
    Noor lächelte und nickte, als wäre sie tagtäglich mit diesem Problem konfrontiert. "Keine Angst, wir bringen es dir bei."
     
    Es gab so vieles zu lernen, so vieles, was sie versäumt hatte. Als man sie durch den Palast führte und ihr die Porträts ihrer Ahnen zeigte, die wunderschönen Miniaturen und die herrlichen Bronzeteller, die so typisch waren für die Kultur ihres Volkes, da war sie begeistert von den Geschichten, die sie zu hören bekam, andererseits aber auch entsetzt, dass sie so wenig über ihre eigene Herkunft wusste.
    "Das hier ist dein Urahn Akram", erklärte Sharif und blieb vor dem Porträt eines Mannes stehen, der eine kunstvoll gearbeitete Krone trug. "Er kämpfte gegen den großen Herrscher Ahmad Shah, und dieser war so beeindruckt von seiner Tapferkeit und Schläue, dass er ihm, obwohl er ihn leicht hätte besiegen können, einen Waffenstillstand anbot. Sie blieben Verbündete, solange Ahmad Shah lebte, und deshalb wurde Bagestan auch nie von den Mogulen erobert. Es muss sein Blut sein, das in deinen Adern fließt, kleine Prinzessin, und das dich so kühn und rebellisch gemacht hat."
    Begeistert hörte Shakira zu. Es gelang Sharif immer wieder, eine Verbindung herzustellen zwischen diesen Geschichten und ihren eigenen Erfahrungen. Er gab ihr das Gefühl, stolz sein können, nicht nur auf ihre tapferen Vorfahren, sondern auch auf sich selbst. Als ob sie durch ihren jahrelangen Überlebenskampf in deren Fußstapfen getreten wäre. Er gab ihr das Gefühl, immer schon eine Prinzessin gewesen zu sein.
    Ja, sie liebte es, ihm zuzuhören, und indem er ihr ihre verlorene Vergangenheit zurückgab, gab er ihr auch ihr verlorenes Selbst zurück.
    So wie er ihr ihren Namen zurückgegeben hatte.
    Wenn sie nachts nicht schlafen konnte, kam sie immer noch oft zu ihm auf den Balkon geklettert und stand dann mit großen Augen vor seinem Fenster, immer wieder unsicher, ob sie überhaupt willkommen war.
    Manchmal, wenn er noch an seinem Schreibtisch saß, blieb sie einfach sitzen und sah ihm zu, wie er arbeitete, Tee trank, hin und wieder in eines der Karamellplätzchen biss, die der Diener mit dem Tee serviert hatte. Wenn es schon sehr spät war, brachte er sie sofort ins Bett und setzte sich zu ihr, bis sie einschlief.
    Am liebsten mochte sie es, wenn er seine Arbeit Arbeit sein ließ und sie sich zusammen auf einem Berg von Kissen auf dem Balkon niederließen und beobachteten, wie der Mond den Garten in ein noch schöneres Paradies als am Tag verwandelte. Dann erzählte er ihr Geschichten aus dem großen Märchenschatz ihres Landes, aber auch wahre Geschichten, und sie erzählte ihm aus ihrem Leben. Aus der Zeit in England, aus der Zeit im Lager und auch aus jener weit entfernten, glücklichen Zeit, als sie noch bei ihrer Familie gelebt hatte.
    Meistens erzählte sie ihm von ihrem Bruder und davon, dass sie immer wieder träumte, er sei noch am Leben und sie würden einander
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