Heimlich verliebt in einen Millionaer
Geschmack. Obwohl die bräunlichen Farben, aufgehellt durch Bronze- und Goldtöne, etwas Männliches ausstrahlten, gefielen sie ihr. Trotz der Entfernung von über zwanzigtausend Kilometern fühlte sie sich Corin nah. Das lag vermutlich daran, dass sie in seinem riesigen Bett schlief!
Dass der Aufenthalt in London ihre Träume bei Weitem übertraf, war nicht zuletzt Zaras Verdienst. Miranda hatte schnell erkannt, wie liebenswert Corins schöne, anmutige Schwester war. Sie glich ihrer Mutter â auf Corins Schreibtisch stand ein Silberrahmen mit einem Bild von Kathryn Rylance â, aber Miranda erkannte auch Corin in ihr wieder. Ein scharfer Verstand, GroÃzügigkeit und der Sinn für Humor zeichneten beide Geschwister aus. Auch Zara war unwiderstehlich, wenngleich Miranda spürte, dass ein schwerer Kummer an ihr nagte. Manchmal lag ein Ausdruck in ihren groÃen dunklen Augen, der etwas von diesem tiefen Schmerz ahnen lieÃ.
Kathryn Rylance war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. War es aber wirklich einer gewesen? Miranda traute sich nicht, danach zu fragen. Würde eine liebevolle Mutter Selbstmord begehen und ihre Kinder einem tyrannischen Vater wie Dalton Rylance überlassen? Oder einer Stiefmutter wie Leila, die bereits im Hintergrund auf ihre Chance wartete? Vielleicht hatte Kathryn für einen Moment die Kontrolle über das Steuer ihres Wagens verloren. Vielleicht hatten Tränen sie geblendet. Miranda zweifelte nicht daran, dass sich auch andere diese Fragen stellten â die GroÃeltern DeLacey ebenso wie Kathryns kluge Kinder, die inzwischen Mirandas beste Freunde waren. Sicher war viel über die Geschichte geredet worden, aber keiner wusste, was wirklich geschehen war.
Kathryns Tod blieb ein dunkles Geheimnis.
Miranda hatte schon vor ihrer Ankunft Peter Thompson geschrieben und damit groÃe Freude bei ihm ausgelöst. Er sah in Corin seinen Lebensretter und begrüÃte daher auch, dass sie ein Sabbatjahr einlegen wollte.
âDu möchtest doch keinen totalen Zusammenbruch erlebenâ, hatte er am Telefon gesagt. âDenk an mich.â
Seit Miranda in London war, trafen sie sich häufig zu einer Tasse Kaffee, unterhielten sich oder besuchten gemeinsam ein Konzert. Wenn unerwartet einmal die Sonne schien, picknickten sie im Hydepark oder St. Jamesâs Park, wo man auf einer Seite den Buckingham Palace und auf der anderen Whitehall liegen sah. Peter sollte demnächst an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen. Sein Lehrer setzte groÃe Hoffnungen auf ihn und sagte ihm, falls er weiter so gute Fortschritte mache, eine internationale Karriere als Solocellist voraus.
âDu hast endlich deine Bestimmung gefundenâ, stellte Miranda bei einer dieser Gelegenheiten fest. âDie Erfüllung deines sehnlichsten Wunsches hat dich gesund gemacht.â
Peter lag ausgestreckt im weichen Gras und lieà sich ein Schinkensandwich schmecken. âIch habe mich noch nie so wohlgefühltâ, sagte er zwischen zwei Bissen. âLondon ist fantastisch. Hier spielt sich das wahre Leben ab, alles hat Tradition. Sogar meine Familie gibt Ruhe, seit ich in meinem Beruf Erfolg habe. Seltsam, nicht wahr? Ohne Corin wäre ich gar nicht hier. Von ihm haben sich meine Eltern überzeugen lassen, aber wie tritt er auch auf? Dabei ist er noch nicht mal dreiÃig.â
âGenau achtundzwanzig.â
Peter stützte sich auf einen Ellbogen, um Miranda besser beobachten zu können. âBist du immer noch in ihn verliebt?â
âWarum fragst du das?â Sie versuchte, gleichgültig zu erscheinen, dabei schlug ihr Herz schneller. War sie so leicht zu durchschauen?
âGib dir keine Mühe, Miri. Du kannst mir nichts vormachen, und auÃerdem verstehe ich dich nur zu gut. Ich könnte mich selbst in ihn verlieben, obwohl das nicht meine Richtung ist. Bei Corin stimmt einfach alles. Eigentlich müsste er längst vergeben sein.â
Miranda hatte einen Apfel gegessen, warf das Kerngehäuse in eine Mülltüte und wischte sich die Hände ab. âEr ist vergeben, aber sie halten es noch geheim. Annette Atwood ist die Glückliche. Du kennst doch die Familie?â
âNatürlich.â Peter nickte. Sein dichtes goldbraunes Haar glänzte in der Sonne. Er trug es â wie viele Künstler â länger als üblich, und es stand ihm gut. âIhr Vater war ein erfolgreicher Anwalt, ehe er
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