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Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Titel: Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill
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die eine, dann in die andere Richtung drehte.
    Lass mich in Ruhe, flehte sie insgeheim.
    „Miranda, öffne die Tür“, wisperte St. John gegen das Schlüsselloch. „Liebste, lass mich hinein.“
    Lautlos formte sie das Wort „Nein“ mit den Lippen und verschränkte fröstelnd die Arme vor der Brust. Sie schlich zu ihrem Bett und setzte sich auf die Kante.
    „Du willst es ebenso wie ich.“
    Ich weiß nicht, was ich will, dachte sie hilflos. Nicht länger . Sie wollte nach Hause, wollte sich irgendwo zu Hause fühlen.
    „Miranda“, rief er fast singend, „weiß mein Bruder, wie süß deine Lippen sind?“
    Sie rieb sich mit dem Handrücken über den Mund.
    „Ich wette, nicht, denn deine Lippen fühlten sich an, als wären sie niemals zuvor liebkost worden. Meinst du, ich sollte es ihm erzählen?“
    „Nein“, versetzte sie, diesmal laut und deutlich, und ärgerte sich sehr darüber.
    „Dann ist es eine gute Sache, dass er dich mir überlassen hat, denn was er nicht weiß, kann ihn nicht erzürnen. Öffne die Tür, Miranda, und lass uns zu Ende bringen, was wir begonnen haben.“
    „Gehen Sie.“
    „Es ist zu spät, mich fortzuschicken. Es ist ungerecht, mich in Versuchung zu führen, um mir kurz darauf zu verweigern, was du mir aus freien Stücken angeboten hast.“
    „Ich habe Sie nicht in Versuchung geführt, Sie Schlange.“
    „Ich bin keine Schlange, Liebling, und Haughleigh Grange ist ganz gewiss nicht der Garten Eden. Kann es so falsch sein, dass zwei Menschen sich zusammenfinden, wenn sie in einem Grab wie diesem frösteln und einander wärmen möchten?“
    „Ja. Und wenn Sie nicht wissen, weshalb, dann sollten Sie augenblicklich dieses Haus verlassen.“
    „Ich komme und gehe, wie es mir beliebt, meine Liebe, so habe ich es immer gehandhabt. Es sei denn, du hegst den Wunsch, meinem Bruder zu erklären, weshalb ich gehen musste. Er wird es ganz bestimmt nicht gut aufnehmen.“
    „Dann sollten Sie sich von mir fernhalten. Ich jedenfalls werde mich Ihnen auf keine zehn Schritte mehr nähern.“
    Seine Stimme klang so sanft und betörend, dass sie erschauerte. „Am Anfang vielleicht. Doch schon bald wirst du sehen, meine Liebe, dass er dich nicht so haben will wie ich dich. Und wenn du des Nachts unzufrieden in deinem Bett liegst und dich nach einer warmen Hand auf deiner Haut sehnst, wirst du meine Tür immer unverschlossen vorfinden.“ Er lachte und ging davon. Und als seine Schritte verhallt waren, atmete sie auf. Rasch erhob sie sich und eilte zur Tür, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich verschlossen war. Erleichtert und verzweifelt zugleich lehnte sie sich gegen die Wand und sank auf den Fußboden.
    Es ist also wahr, dachte sie. Irgendetwas war nicht in Ordnung mit ihr, dass sie so rasch schwach wurde, wenn ein Mann ihr Zärtlichkeiten ins Ohr wisperte und ihr bekundete, dass er sie begehrte. Sie liebte ihren Vater und sie liebte Cecily. Doch die beiden hatten sie nicht gelehrt, sich wie eine Dame zu verhalten. Von Vorsicht und Zurückhaltung wusste sie ebenso wenig wie von keuschem Gebaren. Stattdessen hatte Cecily ihr erzählt, was zwischen Mann und Frau geschah, und Miranda hatte ihren Geschichten neugierig gelauscht – und sie sich eingeprägt. Sie hatte immer mehr davon hören wollen, um alles über das Thema zu erfahren.
    Heute Nacht wäre sie bereit gewesen – und ein Teil in ihr war es nach wie vor –, einem Mann die Tür zu öffnen, für den sie brüderliche Gefühle empfinden sollte. Ein Teil in ihr wollte ihn gewähren lassen, sie zu nehmen und mit ihr zu verfahren, wie es ihm beliebte. Sie hatte ihre Lippen geöffnet, obwohl sie niemals mehr als einen Handkuss hätte zulassen dürfen.
    Sie hätte sich eher von ihm lösen und fortlaufen müssen, aber sie hatte seine Hand auf ihren Brüsten spüren wollen und noch viel mehr.
    Sie wollte einen Mann in sich spüren, auch wenn es nicht ihr Gemahl war. Sie wusste, dass sie etwas Unziemliches begehrte, doch sie sehnte sich nach dieser Nähe. St. John musste gespürt haben, wie schwach sie war, andernfalls hätte er sich ihr niemals in dieser anzüglichen Weise genähert.
    Sie zog die Knie an und betete still um Vergebung und um die Kraft, der Versuchung das nächste Mal zu widerstehen. Und sie hoffte inständig, dass ihr Gemahl niemals entdeckte, wie es in ihrem Innersten aussah und welch treuloses Herz in ihrer Brust schlug.

15. KAPITEL
    Der plötzliche Lärm, der vom Stallhof herüberdrang, weckte Miranda auf.

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