Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
umfangen, musste heftig schluchzen. Sie spürte seinen Atem an ihrer Schläfe, als er sprach: „Bitte, weine nicht, meine Liebe, denn die Tränen einer Frau bereiten mir ebensolche große Angst wie dir der Ball. Nun, was kann ich tun, um dich zu trösten?“ Er drückte sie noch einmal sacht an sich, bevor er sie aus seiner Umarmung entließ und nach Wilkins schellte.
Der Butler erschien in Windeseile und nahm eine nicht enden wollende Auflistung von Aufgaben entgegen. Darüber hinaus sollten bis auf wenige Einzelne sämtliche Dienstboten im Ballsaal erscheinen, gleichviel, womit sie gerade beschäftigt waren. Nachdem Wilkins das Zimmer verlassen hatte, wandte Marcus sich Miranda zu. „Ich bin sehr enttäuscht.“
Sie wich seinem Blick aus. „Es tut mir entsetzlich leid.“
„Das nächste Mal, meine Liebe, schüttest du mir dein Herz rechtzeitig aus und trägst nicht Tage und Wochen Kummer mit dir herum, dem man mit Leichtigkeit Abhilfe schaffen kann. In diesem Fall hätten wir Zeit genug gehabt, wenigstens für einen Tag einen Tanzlehrer kommen zu lassen.“
„Du hast recht, Marcus. Ich hätte dich nicht belästigen sollen.“
Er legte den Zeigefinger auf ihren Mund. „Du missverstehst mich, Miranda. Wenn du Sorgen hast, sollst du dich nicht scheuen, zu mir zu kommen. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder die Contenance verlieren werde; aber ich habe dir vor Gott geschworen, dich zu lieben und dich zu beschützen.“ Er führte ihre Hand an die Lippen und küsste sie.
Seltsam, welch innige Gefühle mir sein Kuss bereitet, dachte Miranda versonnen. Sie spürte seine Lippen so warm und zärtlich auf ihrer Haut, dass sie wohlig erschauerte. Dann strich er mit dem Daumen sacht über die Stelle, die er geküsst hatte, und erzeugte in ihr das Begehren nach mehr Zärtlichkeit.
Miranda schloss die Augen, als er ihre Hand ein weiteres Mal küsste und mit seltsam dunkler, heiserer Stimme zu ihr sprach: „Geh in den Ballsaal. Ich werde dir gleich Gesellschaft leisten.“
Kritisch sah Miranda sich in dem Ballsaal um. Auch hier waren Renovierungs- und Reinigungsarbeiten bitter nötig. Indes kam sie nicht dazu, sich weitere Gedanken über den bedauernswerten Zustand des einst prächtigen Raums zu machen, denn plötzlich öffnete sich die hohe Flügeltür, und ihr Gemahl kam herein, gefolgt von seiner fast vollständig erschienenen Dienerschaft. Bereits unterwiesen, stellte sich der größte Teil der Dienstboten zu Viererformationen zusammen, um eine Quadrille mit ihren Herrschaften zu üben, während andere sich mit Geigen und Flöten ausgerüstet zu einer kleinen Kapelle zusammenfanden.
Marcus trat auf Miranda zu und zog eine Schmuckschachtel aus der Rocktasche.
Als er sie öffnete, hielt Miranda den Atem an. „Das sind die Smaragde, die Bethany auf dem Porträt trägt.“
„Es sind ebendiese Steine, aber ich habe sie eigens für dich neu fassen lassen. Darf ich sie dir anlegen?“
Mit geröteten Wangen blickte sie zu ihm auf. „Ja.“
Er stellte sich hinter sie, legte ihr das Collier mit den funkelnden Steinen um und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Hals.
„Ich hoffe, Sie werden noch etliche Male ‚Ja‘ zu mir sagen, bevor der Abend sich seinem Ende neigt. Ich schwöre, Sie werden es nicht bereuen. Was meinen Sie dazu?“
Sie errötete wieder und nickte.
„Sehr gut, dann beginnen wir. Spielt ein einfaches Stück“, forderte er die improvisierte Kapelle auf.
Die vermeintlichen Musiker stimmten eine Quadrille an, und obwohl sie alles andere als versiert klangen, hatten sämtliche Tanzpaare, Miranda und Marcus, der sie vorzüglich anzuleiten verstand, eingeschlossen, sofort ihren Takt gefunden. Am Ende waren sie erschöpft, aber zufrieden. Und sie lachten.
„Ich möchte dir einen weiteren Tanz beibringen, obwohl er heute Abend bestimmt nicht getanzt wird. Es ist ein Walzer. Er erfreut sich immer größerer Beliebtheit, selbst wenn manche Leute, vor allem ältere Herrschaften, ihn unschicklich finden, da Mann und Frau sich dabei recht nahe kommen.“ Marcus nickte zu der kleinen Kapelle hinüber. „Jetzt üben wir den Dreivierteltakt. Einen Walzer, bitte!“
Kaum hatte die Musik eingesetzt, führte er Miranda mit Schwung über das Parkett. Zunächst bereitete es Miranda Mühe, ihm zu folgen, doch bald hatte sie die Schritte begriffen und ließ sich auf den zauberhaften Rhythmus ein. Und im nächsten Augenblick schmiegte sie sich an seine Brust und wirbelte mit ihm durch den
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