Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
sich wärmer als an den Morgen zuvor.
Plötzlich kam die Erinnerung an die letzte Nacht zurück, und sie war hellwach. Sie drehte den Kopf und erblickte Marcus, der bereits auffallend munter schien und sie betrachtete. Er hatte das Haupt auf eine Hand gestützt und schenkte ihr ein herzliches Lächeln. Sie hörte, dass der Kammerdiener bereits im Zimmer zu Gange war und die Morgentoilette seines Herrn vorbereitete.
„Guten Morgen“, grüßte ihr Gemahl sie flüsternd. „Hast du gut geschlafen?“
„Ja, vielen Dank.“ Sie fühlte sich in der Tat wunderbar erquickt, und diese Erkenntnis verblüffte sie. All die Nächte seit ihrer Ankunft in Haughleigh Grange hatte sie stundenlang wach gelegen, außer sie war nach ihrem harten Tagwerk von der Erschöpfung übermannt worden. In dieser letzten Nacht hatte sie zum ersten Mal Ruhe gefunden, nachdem sie das Wagnis eingegangen war, seinem Wunsch nachzugeben und sich zu ihm in sein Bett zu gesellen. Wie es schien, hatte sie sich unnötig Sorgen darüber gemacht, wie sich ihr intimes Beisammensein gestalten würde. „Und du? Hast du auch gut geschlafen?“
Er streckte sich. „Das war die beste Nacht seit meiner Rückkehr nach Haughleigh Grange. Wenn ich gewusst hätte, dass du mir Frieden zu schenken vermagst, hätte ich dich längst …“
„Geheiratet?“ Sie musste lächeln ob dieser Absurdität.
„Ich hätte dir längst gut zuzureden versucht, mir des Nachts Gesellschaft zu leisten. Ich wäre niemals ohne dich nach London gereist.“ Bevor sie ihm antworten konnte, presste er seine Lippen auf ihre und küsste sie innig. „Und nun, meine Liebe, muss ich aufstehen und mich um die Geschäfte kümmern, damit ich heute Abend frei bin und dich auf den Ball begleiten kann. Soll ich nach deinem Mädchen rufen?“
„Ich denke, ich kann ohne Hilfe in mein Zimmer zurückkehren, vielen Dank.“
Marcus richtete sich auf und griff nach seinem Morgenmantel, der am Fußende des Bettes lag, um ihn Miranda über die Schultern zu legen. „Damit du dich auf dem Weg nicht erkältest.“ Dann schlüpfte er aus dem Bett, ohne selbst die Kälte auf seiner entblößten Haut zu fürchten.
Miranda folgte ihm, und auf Zehenspitzen huschte sie durch die Verbindungstür in ihr Schlafgemach hinüber. Dort war Polly längst damit beschäftigt, ihre Garderobe für den Morgen zurechtzulegen. Aufgeregt begann das Mädchen sogleich von den Vorbereitungen für den Ball zu reden. Obwohl Miranda ihre Bedenken bezüglich ihrer Gesellschaftsfähigkeit nicht ausgeräumt hatte, musste sie lächeln über Polly, die so glücklich darüber war, ihre Herrin auf diesen großen Anlass vorbereiten zu dürfen.
Mit jeder Stunde, die den Ball näher rücken ließ, wurde Miranda banger, und sie überlegte verzweifelt, wen sie um Rat fragen konnte und wer ihr Mut zu machen verstünde. Marcus hatte zwar unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass er bis zum Abend beschäftigt sei, andererseits hatte sie sich die letzte Nacht an seiner Seite so geborgen gefühlt, dass sie entschied, mit ihrem Kummer zu ihm zu gehen. An wen sollte ich mich wenden, wenn nicht an meinen eigenen Gemahl?, fragte sie sich und begab sich entschlossen auf den Weg ins Arbeitszimmer.
Nach kurzem Klopfen trat sie zögerlich ein.
Ihr Gatte blickte auf. „Ja, Miranda?“
„Marcus … es gibt ein gewisses Problem. Es betrifft den Ball heute Abend.“
„Fehlt dir irgendein Accessoire, meine Liebe? Ist dir dein Kleid zu schlicht oder nicht schlicht genug? Brauchst du womöglich Straußenfedern?“
„Nein“, gab sie schnippisch zurück.“ Ihre Wangen begannen vor Scham zu glühen. Jetzt würde er gewahren, dass sie keineswegs die Erziehung einer jungen Dame aus gutem Hause genossen hatte. „Ich kann diesen Ball nicht besuchen. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein werde … ich kann einfach nicht.“ Sie machte eine hilflose Geste.
Eilig erhob er sich und kam mit vorgestreckten Armen auf sie zu, um ihre Hände zu ergreifen und sie mit anteilnehmender Miene anzusehen. „Was bereitet dir Kummer?“
Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel und rann die Wange hinab. „Ich kann nicht auf diesen Ball gehen, weil ich niemals zuvor an einem teilgenommen habe. Ich kann nicht tanzen.“ Sie senkte den Blick und fuhr wispernd fort: „Und ich habe Angst, dass ich dir auch bei anderen Gelegenheiten keine angemessene Duchess sein kann.“
Er nahm sie in seine Arme und schmiegte sie an seine Brust. Miranda, so beschützend
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