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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ebenfalls zum Ball gehen willst.«
    Nellie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. »Mr. Montgomery hat mich eingeladen, und da Vater und du heute abend nicht zu Hause sein werdet, dachte ich, es könnte nicht schaden, wenn ich auch hinginge. Ich werde bestimmt nicht den ganzen Abend ausbleiben . . .« Sie spürte, wie ihre Hoffnung auf diesen Abend sank, als sie den Ärger auf Terels Gesicht sah.
    »Nellie, du benimmst dich, als wären Vater und ich Unmenschen — ja, schlimmer noch, Gefängniswärter. Ich laß mich nicht gern als Monster bezeichnen.«
    »Nein, natürlich nicht. Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken. Ich wollte nur verhindern, daß dein . . . dein Wohlbefinden leidet. Ich muß nicht auf diesen Ball gehen. Ich . . .«
    Terel kam zwei Schritte ins Zimmer hinein und küßte Nellie auf die Wange. »Wie dumm du doch bist. Mein Wohlbefinden, wahrhaftig! Mir geht es darum, daß du dich wohlfühlst!« Sie hob das Kleid vom Bett. »Das ist wunderschön, und wenn du das trägst, wirst du ebenfalls schön aussehen. Oh, Nellie, wir werden die beiden hübschesten Mädchen auf diesem Ball sein.«
    Nellie lächelte. »Glaubst du das wirklich?«
    »Ich bin davon überzeugt.« Terel hielt das Kleid ins Licht. »Das ist ein unglaublich guter Seidenstoff, und die Farbe muß dir perfekt stehen. Hast du den Stoff selbst ausgesucht?«
    »Ja«, erwiderte Nellie, jetzt schon viel beruhigter. Sie fragte sich, warum sie solche Angst gehabt hatte. Sie hatte ihre Besuche bei der Schneiderin absichtlich vor Terel geheimgehalten und ihr auch verschwiegen, daß sie zum Ball gehen wollte.
    Vorsichtig, damit sie den Stoff nicht zerknitterte, legte Terel sich das Kleid über den Arm. »Wir müssen uns gemeinsam anziehen. Ich helfe dir bei der Frisur und — Nellie, mein Opalhalsband müßte perfekt zu diesem Kleid passen. Komm«, sagte sie, als sie bei der Tür war. »Bleib doch nicht mitten im Zimmer stehen. Wir haben viel zu tun. Morgen wird die ganze Stadt von den beiden Grayson-Schwestern reden.«
    Nellie freute sich so sehr über Terels Worte, daß sie fast geheult hätte. Was, in aller Welt, hatte sie eigentlich befürchtet? Lächelnd folgte sie Terel aus dem Zimmer.
    Drei Stunden später stand Nellie vor dem bodenlangen Spiegel in Terels Zimmer. Ihr Kleid sah sogar noch besser aus, als sie erhofft hatte, und das Opalhalsband paßte perfekt dazu. Ihr Haar war an einer Seite etwas voller als an der anderen, und die Locken über ihrer Stirn waren ein wenig versengt und sahen ein bißchen komisch aus. Aber Terel hatte zugegeben, daß sie mit der Brennschere nicht besonders gut umgehen konnte. Nellie focht das nicht weiter an. Zum erstenmal glaubte Nellie, als sie ihr Spiegelbild betrachtete, daß sie hübsch aussähe, und zu diesem Gefühl, daß sie gut aussah, kam noch die Wärme, die sie in sich spürte, nachdem sie drei angenehme Stunden mit ihrer Schwester verbracht hatte. Heute nachmittag war es ihr tatsächlich so vorgekommen, als wenn sie Schwestern wären und nicht, wie sie das sonst häufig so empfand, Mutter und Tochter. Sie hatten sich gegenseitig die Haare gerichtet, die Korsettschnüre festgezogen und einer dem Ballkleid des anderen reichlich Bewunderung gezollt.
    »Du wirst wohl in Zukunft die Kleiderstoffe für mich aussuchen müssen«, sagte Terel, während sie Nellie in ihrem kühlblauen Ballkleid betrachtete. »Vielleicht hättest du für mich ein anderes Kleid gewählt.«
    Nellie schwindelte fast der Kopf vor Freude auf den kommenden Ballabend, und da sie sich zum erstenmal in ihrem Leben nicht alt und verschroben vorkam, sagte sie, ohne erst zu überlegen: »Weniger Rosen und nicht dieses Pink.«    
    Terel hörte auf zu lächeln. »Oh?«
    Nellies Freude bekam sofort einen Dämpfer. »Es tut mir leid. Ich hatte das nicht so gemeint. Ich wollte damit nur sagen . . .« Ihr fiel nicht ein, was sie angeblich hatte sagen wollen.
    Terel lächelte wieder und setzte sich an ihren Frisiertisch. »Vielleicht hast du recht. Das nächstemal solltest du wirklich das Kleid für mich aussuchen. Oh, schau nur, wieviel Uhr es schon ist! Die Männer können jeden Augenblick hier sein.«
    Nellies Atem ging schneller bei dem Gedanken an ein Wiedersehen mit Jace.
    »Oh, Himmel«, sagte Terel, »das ist mir doch schon wieder passiert, daß ich den Deckel nicht auf das Tintenglas geschraubt habe. Ich habe so viel Danksagungen für die Einladungskarten schreiben müssen, daß ich das Glas zu verschließen vergaß.

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