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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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hatte, so stark, dass die Halsschlagadern verletzt wurde.
    »Mafiamethoden«, sagte Pascale Meyer und nestelte nach der Pistole in ihrem Holster.
    »Sieht irgendwie rührend aus«, analysierte Nicole. »Jemand will uns etwas sagen. Das ist alles arrangiert.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Spring.
    »Sie liegt ganz gerade auf einem einzelnen Brett. Im 19. Jahrhundert hat man die Leichen auf Totenbretter gebettet. Danach sieht es hier aus, wie eine Aufbahrung. Nach dem Begräbnis hat man das Brett mit dem Namen des Verstorbenen bemalt und es an einem oft begangenen Ort zur Erinnerung am Wegrand aufgestellt. Manchmal findet man sogar Gedichte zum Lob der Dahingeschiedenen.«
    »Da sind wir zu früh gekommen«, sagte Pascale.
    »Die Toten selber hat man nur mit einem Leintuch umhüllt in die Erde gelegt. Särge gab es erst später, zuerst nur zur Aufbahrung in der guten Stube. Die Bretter hat man daraufhin beiseite gestellt für den nächsten Todesfall.«
    »Gute alte Zeit«, sagte Pascale. »Ihr wisst, mir ist Nostalgie fremd …«
    »Ein wahres Wort zum falschen Anlass«, seufzte Bernhard Spring.
    »… aber heute gibt es bereits Sarggeschäfte«, fuhr sie fort, »die die Bretter mit Blümchen und Ähnlichem bunt bemalen.«
    »Was ist mit schönen schwarzen Schädel-und Skelettverzierungen für Gothic Fans und Satanisten?«, wollte Heinrich wissen.
    »Und in Afrika schreinern sie Särge in allen möglichen Formen, von der Cola-Flasche über das Krokodil bis hin zu Sportschuhen.«
    »Eine Marktlücke! Eine Geschäftsidee!«, jubelte Nicole. »Ich sehe goldene Zeiten.«
    »Raus mit euch!«, brüllte der Störfahnder.

Freitag, 3. Juli 2009
    Nach dem Regensturm vom Donnerstag hatte sich das Wetter dazu entschieden, sich von der unanständigen Seite zu zeigen. Weiterhin blies eine kühle Bise, weshalb sich die Viererbande im Büro des Störfahnders versammelte. Heinrich Müller fluchte über das schlechte Wetter.
    »Sei bloß froh, dass du richtig nass geworden bist«, sagte Bernhard Spring.
    »Wieso das denn?«, fragte der Detektiv.
    »Weil du deswegen zu spät gekommen bist!«
    »Was heißt das? Wäre doch besser gewesen, früher anwesend zu sein. Vielleicht würde Delia Zimmermann noch leben.«
    »Du vergisst etwas Entscheidendes«, entgegnete Spring. »Möglicherweise wärst du das zweite Opfer.«
    Heinrich Müller starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Jetzt übertreibst du!«
    »Hast du dir noch keine Gedanken darüber gemacht, dass der Mörder auch beiden aufgelauert haben könnte? Es hätte keinen bessern Ort gegeben, das Problem endgültig zu erledigen. Wenn du also rechtzeitig allein in der Brauerei aufgekreuzt wärst …«
    »Nachdem du nicht gekommen bist«, ergänzte Pascale Meyer, »hatte der Mörder vermutlich angenommen, dass du entweder nicht kommen würdest oder dass du nicht allein kommst. Daraufhin hat er unsere wichtigste Zeugin beseitigt.«
    »Und wenn es Delia Zimmermann auf unseren Detektiv abgesehen hätte?«, überlegte Nicole. »Wenn er das vorgesehene Opfer war?«
    »Jetzt hört aber auf«, empörte sich Heinrich. »Dafür gibt es überhaupt keinen Grund.«
    »Du verkennst immer noch den Ernst der Lage«, erklärte Bernhard Spring. »In diesem Fall ermittelst du in Zukunft nicht mehr allein. Das ist zu gefährlich.«
    »Du weißt mehr, als du uns bisher gesagt hast«, meinte Heinrich Müller.
    »Richtig. Zu den Ergebnissen unserer Untersuchungen: Der Todeszeitpunkt lässt sich sehr genau angeben, nämlich kurz vor oder direkt nach Beginn des Gewitters, denn Delia Zimmermann war 20 Minuten, bevor wir eingetroffen sind, tot. Eine Stunde zuvor hat sie dich angerufen. Außerdem war sie vollständig trocken, deswegen muss sie sich bereits im Gebäude aufgehalten haben, als das Gewitter begann.«
    »Der Mörder hat nicht lange gefackelt«, erklärte Pascale Meyer weiter. »Es gibt keine Kampfspuren. Der Angriff ist demnach überraschend erfolgt. Da es keine Schleifspuren oder ähnliches gibt, muss der Fundort auch der Tatort gewesen sein.«
    »Folglich hat sie den Täter gekannt oder sich dort mit ihm getroffen«, ergänzte Spring.
    »Das heißt, Delia Zimmermann hat mit mir und mit dem Mörder einen Termin gehabt«, konstatierte Heinrich Müller.
    »Oder die beiden hatten es von Anfang an auf dich abgesehen«, sagte Nicole, nun etwas beunruhigt.
     
    Vor ihnen lagen die Fotos vom Tatort. Die Frau war fadengerade auf die Bodenplanke gelegt worden, die Beine an den Fesseln gekreuzt, die Unterarme

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