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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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und hat seinen Spaß an dem Spiel.
    Inzwischen haben sich Herr und Frau von Treskow zu einer kurzen Aussprache gefunden.
    »Herbert, ich verstehe dich wirklich nicht –«
    »Liebe, es ist mir unbegreiflich –«
    »Was hast du dir eigentlich –«
    »Wie konntest du –«
    »Wieso ich –«
    »Ich??«
    Das Truggebäude zerfällt. Diese unverschämte Kröte! – Bitte nicht jetzt! – Zunächst muß dieser Mensch unauffällig entfernt werden: Bedauerliches Missverständnis und so weiter.
    Wo ist Rabanus?
    Rabanus sitzt im Wintergarten mit dem Herrn Oberstaatsanwalt. Sie sprechen lange und leise miteinander und haben sich wohl einiges zu erzählen. Der Oberstaatsanwalt scheint durchaus nicht indigniert über den Gast; er fragt und lächelt und schüttelt den weißen Kopf und nickt; dann stößt er mit dem jungen Mann an, drückt ihm die Hand, steht auf und nimmt ihn beim Arm und kommt auf die Treskows zu:
    »Ich habe mich gefreut, diesen jungen Herrn bei Ihnen zu treffen. Wir haben uns ausgezeichnet unterhalten.«
    Herr und Frau von Treskow wissen nicht, was sie sagen sollen. Trude ist herangehuscht und hört mit Nase und Mund.
    »Wie gesagt, wir haben allen Grund, unsern jungen Freund gut zu behandeln, und ich würde mich nicht wundern, mein lieber Treskow, wenn er demnächst in ein näheres Verhältnis zu Ihrem Hause träte. Es würde der gegebenen Sachlage entsprechen – und wenn ich offen sein darf – ich würde es auch im dienstlichen Interesse begrüßen.«
    Dem braven Treskow bleibt der Verstand stehen: »Herr Oberstaatsanwalt, nehmen Sie es nicht übel, aber das verstehe ich nicht.«
    »Das sollen Sie auch nicht verstehen. Es genügt, daß Sie es mir glauben.«
    Der Vorgesetzte hat gesprochen. Staatsanwalt von Treskow beugt sich der Autorität und bemüht sich leutselig um ein Gespräch mit dem empfohlenen Gast. Und Elisabeth wird ihn bei Gelegenheit einiges fragen. Rabanus ist bereits mitten in der Unterhaltung und erzählt von seinen Studien in Rom, Paris und München.
    »In München waren Sie auch? Da lebt übrigens ein sehr berühmter Namensvetter von Ihnen, der Augenarzt Professor Rabanus. Haben Sie schon von ihm gehört?«
    »Sie sprechen von meinem Vater?«
    Die sprachlose Pause benutzt der Oberstaatsanwalt, sein Glas zu nehmen:
    »Mein lieber Treskow, wir wollen darüber nicht vergessen, weswegen wir zusammengekommen sind. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Erfolg. Es freut mich für unsere Behörde, daß der Täter so schnell ermittelt und zur Aburteilung gebracht ist. Es freut mich für unser Land, daß die Tat sich nicht als politische Demonstration, sondern als blöder Witz eines Betrunkenen herausgestellt hat. Und es freut mich für Sie persönlich, daß Sie unbekümmert Ihren Weg gingen und im rechten Augenblick das rechte Glück hatten. Glück ist erste Voraussetzung des Erfolges. Nur solche Beamte kann man brauchen. Ich trinke auf Ihre Ernennung zum Ersten Staatsanwalt.«
    Die spitzen Kelche klingen. Rabanus tut mit, als Jüngster, nicht als Geringster. Er fühlt seltsame Blicke, das lustige Zwinkern des Oberstaatsanwalts, Treskows geweitete Augen, Frau Elisabeths mütterliches Wohlwollen. Und was Trude angeht, so benutzt er den einsetzenden Walzer und schwenkt mit ihr davon. Man hat sich einiges zu sagen.
    Treskow erholt sich zusehends und fasst seine Gefühle dahin zusammen:
    »Aber ich bin froh, daß ich diesen verfluchten Maulkorb hinter mir habe. Ich war stellenweise mit meinen Nerven derartig herunter, Herr Oberstaatsanwalt, daß ich manchmal fast auf den Gedanken kam, ich hätte es am Ende selber getan. Können Sie sich so etwas vorstellen?«
    ***
    Der Landesherr soll, als er später durch einen Zufall von dem Maulkorb-Attentat erfuhr, lautschallend gelacht und sich auf die Schenkel geklopft haben. Am meisten über seine Rede, die in den Zeitungen nicht erschienen war und nicht erscheinen konnte – weil er sie gar nicht gehalten hatte.
    Sein Denkmal steht noch heute auf dem Marktplatz. Staatsanwälte tun ihm nichts mehr. Nur friedliche Tauben fliegen um sein Haupt und setzen sich zutraulich auf Schulter und Helm.

Der Gasmann
    Ein heiterer Roman
    Durch den Schlafwagenzug geht ein Mann im Pyjama. Er kommt aus dem letzten Wagen und wandert nach vorn durch die langen, hell erleuchteten Gänge, die wie ausgestorben liegen, geht an endlosen Reihen der Mahagonitüren vorbei, hinter denen im dumpfen Dunkel die Menschen liegen und schlafen, balanciert über die unruhig wippenden

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