Heirate mich, Prinzessin!
vergessen und sich ihm in die Arme geworfen.
Jetzt, da sie sich daran erinnerte, erfasste Panik sie. Sie durfte Ferruccio nicht nachgeben. Nicht nur, weil sie – bildlich gesprochen – keine Lust hatte, eine weitere Kerbe an seinem Bettpfosten zu werden. Sondern auch, weil ihr klar war, dass ihr gegenseitiges Verlangen nur in einem Desaster enden konnte. So wie bei ihren Eltern. Clarissa hatte erfahren, wie furchtbar es war, wenn tiefe Gefühle in einer Beziehung nur einseitig waren. Mit Schaudern dachte sie an die unerwiderte Liebe ihrer Mutter zu ihrem Vater. Bis heute gingen Clarissa und ihre Geschwister davon aus, dass ihre Mutter sich das Leben genommen hatte.
Sie machte ihrem Vater keinen Vorwurf. Ihm war es darum gegangen, ein Königreich so gut wie möglich zu regieren. Ihre Mutter war diejenige gewesen, die nicht akzeptieren konnte, dass er sie aus rein politischen Gründen geheiratet hatte. Verzweifelt hatte sie versucht, seine Liebe zu gewinnen, und war kläglich gescheitert. Clarissa wusste, dass Ferruccio alle Eigenschaften ihres Vaters besaß. Er konnte und würde seine Partnerin zerstören.
Nur zu gut erinnerte sie sich an den langsamen Verfall ihrer Mutter, und Clarissa wollte wirklich um keinen Preis der Welt so enden wie sie.
Deshalb begann sie, sich gegen Ferruccios Griff zu wehren, und versuchte, den Kopf abzuwenden.
Erstaunt hielt er sie zuerst noch fester. Doch als er merkte, dass es ihr ernst war, löste er die Lippen von ihrem Mund und gab Clarissa frei. Sobald sie wieder auf den Füßen stand, stolperte sie davon, um Abstand zwischen sich und Ferruccio zu bringen. Sie war keine Gefangene oder in Gefahr, und trotzdem fühlte sie eine furchtbare Bedrohung.
Ferruccio war dicht hinter ihr, sie musste all ihre Kraft aufbieten, um sich nicht einfach umzudrehen und sich wieder in seine Arme zu werfen.
Er legte ihr beide Hände auf die Schultern, drehte Clarissa sanft zu sich um und drückte sie an sich. Wehrlos ließ sie zu, dass er ihren Hals küsste. Er nahm es als Einwilligung, umfasste ihre Brüste, streichelte sie, und als er zärtlich an ihrem Ohrläppchen knabberte, flüsterte er: „Ich hatte nicht vor, so weit zu gehen. Aber als ich dich das erste Mal berührt habe, warst du so entgegenkommend, dass ich …“
„Und jetzt ist alles meine Schuld“, presste sie hervor und machte sich von ihm los. „Weil ich ‚so entgegenkommend‘ war.“
„Ich sage nicht, dass du schuld bist“, erwiderte er ruhig. „Alles, was ich sage, ist, dass ich nicht stolz darauf bin, was geschehen ist. Ich wollte dich eigentlich nur küssen und nicht gleich mit dir schlafen. Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle.“
„Das soll ich glauben? Meiner Meinung nach gehst du nicht nur in sexueller, sondern auch in jeder anderen Hinsicht immer zu weit. Nicht dein Verstand regiert, sondern allein deine Triebe. Und was mich betrifft, bist du doch nur so heiß darauf, mich flachzulegen, weil ich die einzige Frau bin, die jemals Nein zu dir gesagt hat.“
Die Lippen fest aufeinandergepresst, sah er sie eisig an. „Deine Abwehrhaltung hat mich immer gereizt, weil ich darunter dein Verlangen spürte. Und nun, da ich weiß, wie es ist, dich in meinen Armen zu halten, begehre ich dich mehr als je zuvor. Doch lass mich eins klarstellen: Wenn ich dich nehme, dann wird es geschehen, weil du mich anflehst, es zu tun.“
Sie blickte zu ihm auf und hasste ihn dafür, dass er genau zu wissen schien, wie es in ihr aussah. „Pass auf, dass du nicht an deinem aufgeblasenen Ego erstickst. Außerdem: Selbst wenn ich dich begehre, heißt das noch lange nicht, dass ich meinen Bedürfnissen nachgeben werde. Ich möchte ja auch immerzu Schokolade essen und tue es nicht.“
„Von Schokolade wirst du bloß dick und unzufrieden. Mit mir zu schlafen würde eher dazu führen, dass du strahlend schön und glücklich wirst. Bald könntest du dir gar nicht mehr vorstellen, wie du so lange ohne mich leben konntest.“
Seine Ausstrahlung war einfach überwältigend, machte sie wehrlos. Aber sie musste ihn stoppen. Und da gab es nur eins: ihn wütend zu machen.
„Weshalb sagst du nicht endlich die Wahrheit?“, fuhr sie ihn an. „Du willst mich doch bloß, weil ich die Tochter des Königs bin. Welchen Reiz besäße ich sonst für dich, einen Mann, der alles erreicht hat? Dir wurde gerade die Thronfolge Castaldiniens angeboten. Alles, was dir noch fehlt, ist ein kleines Accessoire, die Frau aus königlichem
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