Heirate mich, Prinzessin!
dass er die Wahrheit sagte. Schnell rechnete sie nach, fand, dass der Zeitpunkt passte, und hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu fallen. Doch dann fasste sie sich. „Selbst wenn ich schwanger wäre, hättest du noch lange nicht die Pflicht, mich zu heiraten. Ich wollte mit dir schlafen, du hast mich nicht dazu gedrängt. Falls ich schwanger bin, bekomme ich das schon allein geregelt.“
Verärgert stand er auf und kam auf sie zu. „Geregelt? Willst du etwa abtreiben? Oder das Kind austragen und dann zur Adoption freigeben?“
Selbst wenn er Ähnliches durchgemacht hatte – wie kam er dazu, ihr so etwas zu unterstellen!
„Wenn ich schwanger bin“, entgegnete sie heftig, „dann bekomme ich das Kind, um es zu beschützen und zu lieben, und zwar für immer. Du spielst dabei keine Rolle.“
„Du kennst mich nicht, Clarissa“, murmelte er. „Keines meiner Kinder wird unehelich aufwachsen.“
„Was für eine altmodische Einstellung“, rief sie. „Es gibt heute Millionen von Müttern, die ihre Kinder allein großziehen.“
„Spar dir deine romantischen Vorstellungen über alleinerziehende Mütter, bis du selbst eine bist. Außerdem kannst du das gar nicht beurteilen. Schließlich bist du von zwei liebevollen Elternteilen behütet aufgewachsen. Ich glaube kaum, dass die Prinzessin eines konservativen Königreichs wagen würde, unverheiratet ein Kind zu bekommen. Vielleicht hast du ja vor, Castaldinien zu verlassen, damit du mir eins auswischen kannst?“, fügte er mit erhobener Stimme hinzu.
Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als er laut wurde, und hob schützend einen Arm vor ihr Gesicht. Sofort als sie es merkte, ließ sie ihn wieder sinken, aber es war zu spät. Ferruccio hatte die Geste gesehen und interpretiert.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und er wirkte, als hätte Clarissa ihn geschlagen.
„ Dio “, sagte er heiser, „hast du wirklich gedacht, ich würde dir etwas tun?“ Sie wandte den Blick ab, und er fuhr beschwörend fort: „Clarissa, schau mich an. Dachtest du, ich würde dich schlagen? Weißt du nicht, dass ich mir eher beide Arme abhacken lassen würde, als so etwas zu tun?“
Sie schwieg.
„Hältst du mich für so schwach, dass ich meinem Ärger durch körperliche Gewalt Luft verschaffe?“, fragte er frustriert. Dann wurde sein Blick durchdringend. „Jemand in deinem Leben hat das getan“, konstatierte er schließlich, seiner Sache sicher. „Wer war es? Ich will wissen, wer dieser kranke Scheißkerl ist.“
Sie entzog sich ihm, als er ihre Hand fassen wollte. „Lass mich in Ruhe, Ferruccio.“
Erneut hielt er sie fest. „Ich werde dich niemals in Ruhe lassen. Und jetzt wirst du mir sagen, wer dich so misshandelt hat, dass du schon bei der kleinsten Bewegung meinerseits glaubst, ich würde dich schlagen. Wer so reagiert, hat das nicht nur einmal erlebt, sondern häufiger.“
„Lass mich los, verdammt noch mal.“
„Erst wenn du mir sagst, wer es war.“
„Du übst also auch körperliche Gewalt aus, damit ich mich deinem Willen füge“, stieß sie aufgebracht hervor. „Du bist nicht besser als jene Person, die mich geschlagen hat.“
Abrupt ließ er sie los, und sie hatte das Gefühl, jedweden Halt verloren zu haben. Sein Griff um ihr Handgelenk war nicht einmal unangenehm gewesen. Besitzergreifend, ja. Aber nicht brutal. Er verlieh ihr Sicherheit, statt sie zu ängstigen.
„Na gut, du brauchst es mir nicht zu verraten“, sagte er grimmig. „Ich kann es mir denken. Da du vor mir noch nie mit einem Mann zusammen warst, kann es sich nicht um einen Fremden handeln. Es muss jemand aus deiner Familie gewesen sein. Und da gibt es nur einen, der infrage kommt. Deinen Vater.“
„Nein!“
„Doch. Wer sonst dürfte dich schlagen und würde nicht dafür bestraft? Um deine Brüder kann es sich nicht handeln. Ich kenne sie gut. Dein Vater wird dafür bezahlen.“
„Hör auf, Ferruccio. Du wirst ihm nichts tun.“
„Keine Angst. Ich werde es ihm nicht mit gleicher Münze heimzahlen, auch wenn er mittlerweile so schwach und hilflos ist wie das Kind, das du warst. Meine Schläge werden ihn viel stärker treffen. Ich werde ihn entthronen und ins Exil schicken. Dir wird er nie wieder zu nahe kommen.“
„Du irrst dich. Er … er war es nicht.“
„Verteidige ihn nicht, Clarissa, oder ich werde ihn nur noch härter bestrafen.“
„Du willst ihn doch nur treffen, weil er dir Unrecht angetan hat, nicht meinetwegen“, wandte sie ein.
Er war wie erstarrt.
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