Heirate mich, Prinzessin!
unterwerfen. Das war ihr gelungen, in einer einzigen leidenschaftlichen Umarmung. Unerfahren, wie sie war, hatte sie bereits Macht über ihn gewonnen. Er wagte nicht, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn sie sich ihrer Qualitäten erst sicher war. Sie besaß eindeutig das Potenzial, ihn süchtig nach ihr zu machen. Schon jetzt wollte er nie wieder ohne sie sein.
Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er sich verändert hatte. Er ließ Gefühle zu, die er früher verdrängt hatte, von denen er nichts hatte wissen wollen. Hoffnung, tiefes Verlangen, ja, Abhängigkeit. Begonnen hatte das alles, als Clarissa zu ihm gekommen war und ihn wehrlos seinem Albtraum ausgeliefert vorgefunden hatte. Ihre liebevolle Zuwendung, die frei war von Selbstsucht, und ihre Bereitwilligkeit, gegen die Schatten seiner Vergangenheit zu kämpfen, ihn zu schützen, hatten ihn tief berührt.
Trotzdem war und blieb sie die Frau, die ihm sechs Jahre lang gezeigt hatte, wie sehr sie ihn verachtete. Er musste endlich aufhören, sich selbst zu belügen und in Clarissa etwas anderes zu sehen, als sie war.
Denn ab sofort gehörte sie ihm, und alles andere zählte nicht. Sie gehörte ihm, und er gehörte ihr. Und er hatte nicht vor, ihr Macht über sich zu gewähren. Von nun an würde er sich nehmen, was er begehrte, und nur noch geben, was nötig war, um sie in seiner Gewalt zu behalten.
Federleichte Zärtlichkeiten weckten Clarissa, Hände, die sanft ihr Gesicht streichelten, ihren Hals, ihre Brüste … Einen Moment lang fühlte sie eine tiefe Ruhe und Geborgenheit, ehe erneut Lust in ihr aufflammte. Als sie die Augen aufschlug, sah sie Ferruccio neben sich, dunkel und sinnlich im Licht der Kerzen, die den Raum nun erleuchteten.
Ferruccio. Der Mann, vor dem sie seit Jahren davongelaufen war. Er lag neben ihr, lässig auf einen Ellbogen gestützt, und strich mit einer Hand über ihren Körper, während er sie bewundernd betrachtete. Er war es gewesen, der sie erobert und die Leidenschaft in ihr geweckt hatte, so sehr, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben ohnmächtig geworden war.
Das war es, wonach sie sich sechs Jahre lang gesehnt hatte, vielleicht sogar ihr ganzes Leben lang, denn auf seltsame Weise musste sie immer geahnt haben, dass es so etwas gab. Dass es ihn gab. Ihn zu finden war die Antwort auf all ihre Fragen, bedeutete das Ende der Einsamkeit, bedeutete das Ende einer lebenslangen Suche.
Und wenn sie gedacht hatte, dass jene Küsse am gestrigen Abend, jene aufregende Szene am Telefon an diesem Morgen schon das Höchste der Gefühle waren, so hatte sie das, was gerade geschehen war, eines Besseren belehrt. Jede Berührung steigerte ihr Verlangen, jeder Kuss weckte ungeahnte Energien, und allein bei der Erinnerung daran erbebte sie vor Lust.
Aber es war mehr als Sex. Es waren Nähe und Vertrauen ebenso wie heiße Leidenschaft und hemmungslose Hingabe. Was Clarissa empfand, waren grenzenlose Gefühle, unendliche … Liebe?
Ja, sie musste aufhören, sich zu belügen, vor sich selbst davonzulaufen.
Sie liebte ihn. Und doch änderte es nichts an der Tatsache, dass Ferruccio in ihr nur ein Mittel zum Zweck sah.
Oder etwa nicht? Was er gesagt und getan hatte, schien in eine andere Richtung zu weisen. Konnte es sein, dass er mehr für sie empfand, als sie glaubte?
„Hm, keine schlechte Überzeugungsarbeit“, sagte er unvermittelt, und Clarissa erschrak über seine Kälte. Nun beugte er sich über sie, sein Blick immer noch erfüllt von Verlangen. Doch jede Zärtlichkeit war daraus verschwunden. „Ich verspüre aber schon wieder das Bedürfnis, überzeugt zu werden“, fügte er mit einem herausfordernden Lächeln hinzu. „Von nun an bestehe ich darauf, immer wieder überzeugt zu werden.“
Clarissa wurde kalt. Sie hatte eine Antwort auf ihre Frage erhalten. Eine weitere Eroberung war sie für ihn, weiter nichts. Noch dazu eine, die sich als wichtig für seine Zukunftspläne erwies.
Sie hatte sich ihm geöffnet, hatte zugelassen, dass er ihr zeigte, was wahre Leidenschaft, totale Hingabe bedeuten konnte. Er hatte ihr das Herz gebrochen, und nun nahm sie Zuflucht zur einzigen Waffe, die sie besaß. Sie erwiderte seine Nonchalance und seine Kälte, indem sie antwortete: „Da du jetzt Gelegenheit hattest, deine Neuerwerbung zu testen, hoffe ich, dass du den brandneuen Zustand, in dem sie sich befunden hat, zu würdigen weißt.“
Er lachte hart auf. „Du weißt gar nicht, wie sehr, Clarissa. Darf ich dir noch einmal zeigen,
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