Heirate mich, Prinzessin!
und dir gegenüber nur so prüde getan?“
„Wenn es so war, dann hoffe ich nur, dass du wenigstens intelligent genug warst, dir Ferruccio als Partner dafür auszusuchen.“
„Ich war intelligent genug, weder das eine noch das andere zu tun“, sagte Clarissa entschieden.
„Bis vor zwei Tagen“, bemerkte Luci frech. „Ich bin ganz sicher, dass du mit ihm im Bett warst. Seitdem siehst du völlig verändert aus. Ich wünschte, ich würde auch so einen tollen Mann finden. Aber Männer wie Ferruccio, Durante oder Leandro gibt es nicht oft auf dieser Welt. Du hast verdammt viel Glück, Clarissa.“ Luci grinste herausfordernd. „Nun sag uns noch, wie viel Glück auf einer Skala von eins bis hundert.“
Clarissa schaute hinüber zu Ferruccio. Selbst während er sich mit dem französischen Botschafter unterhielt, ließ er sie nicht aus den Augen. Und was sie in seinem Blick las, sandte heiße Schauer durch ihren Körper. Sie atmete tief durch und wandte sich wieder an die beiden Frauen. „Eine Milliarde.“
Antonia und Luci riefen gleichzeitig: „Ich wusste es!“
Gleich darauf setzte Luci hektisch ihren Fächer in Bewegung. „ Parla del gatto e lui viene correndo .“
Clarissa spürte, dass Ferruccio sich näherte, noch ehe sie begriff, was Luci meinte. Das castaldinische Sprichwort: „Wenn man vom Kater spricht, kommt er angelaufen.“ Nervös stellte sie fest, dass aller Augen auf sie gerichtet waren. Sämtliche Gäste beobachteten ihren zukünftigen König und ihre zukünftige Königin voller Neugier.
Dann war er auch schon hinter ihr, nahm sie, ohne zu zögern, in die Arme und küsste sie zärtlich auf den Hals. Dabei flüsterte er ihr ins Ohr: „ Ti ho mancato ?“
Ob sie ihn vermisst hatte? Die vergangene Nacht war die Hölle gewesen. Vor Verlangen hatte Clarissa kaum ein Auge zugemacht, und sie war sicher, dass er genau wusste, in was für einem Zustand sie sich befand.
Spontan wandte sie sich ihm zu, schlang die Arme um seinen Hals, schob die Hände in sein für ihren Geschmack viel zu kurzes schwarzes Haar, zog sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn.
Einen Moment lang schien er überrascht zu sein, doch dann erwiderte er ihren Kuss leidenschaftlich.
Applaus brandete auf, die Leute jubelten, doch es dauerte einen Moment, bis Clarissa und Ferruccio sich voneinander lösten. Clarissa sah zu ihm auf, und der Ausdruck seiner Augen verriet ihr, dass er kurz davor war, sie ins Schlafzimmer zu entführen – wenn er nicht gleich hier im Ballsaal über sie herfallen wollte.
„Jetzt weiß ich, dass in Castaldinien nichts mehr so sein wird wie früher“, rief Luci und fächelte sich Luft zu.
„Das hätte ich dir auch ohne diesen historischen Kuss sagen können“, bemerkte eine Männerstimme hinter ihnen.
Alle vier drehten sich um und sahen, dass Durante lächelnd auf sie zustrebte. Leandro folgte ihm in kurzer Entfernung.
Die beiden Männer begannen sofort, Ferruccio aufzuziehen, was dieser mit gekonnter Ironie parierte. Die drei Frauen amüsierten sich köstlich.
Clarissa wunderte sich nicht über das herzliche Verhältnis zwischen Ferruccio und Durante, weil sie wusste, dass die beiden sich angefreundet hatten. Was sie jedoch erstaunte, war, wie eng diese Freundschaft offensichtlich mittlerweile war und wie viel die beiden gemeinsam hatten. Ferruccios Verbindung mit Leandro war ihr nicht so klar. Ihr Vater hatte nur wenigen ausgewählten Personen von Ferruccios Herkunft erzählt, aber sie bezweifelte, dass Leandro zu ihnen gehörte. Viel eher schien es so, dass Ferruccio die Nähe der beiden Männer ganz bewusst gesucht hatte, weil er sie mochte, respektierte und wollte, dass sie Teil seines Lebens wurden.
Ihre Zuneigung zu ihm wuchs stetig, und sie wurde noch genährt von der zärtlichen Aufmerksamkeit, mit der Ferruccio seine Braut in aller Öffentlichkeit behandelte. Selbst während er sich einen humorvollen Schlagabtausch mit ihrem Bruder und ihrem Cousin lieferte, fand er Zeit, Clarissa einen Kuss aufs Haar zu drücken.
Er zog sie kurz an sich und hielt sie einen Moment fest, ehe er sie freigab und sich an Luci wandte.
Fasziniert sah Luci zu ihm auf. Da Clarissa genau wusste, welchen Effekt Ferruccio auf Frauen hatte, nahm sie es ihr nicht übel.
„Signorina Montgomery“, begann Ferruccio und wurde plötzlich ganz ernst, „ich möchte mich in Anwesenheit jener Menschen, die mir am meisten bedeuten, offiziell für mein Verhalten an jenem Abend entschuldigen, an dem wir uns zum
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