Heirate mich, Prinzessin!
unser Schlafzimmer noch nicht fertig. Ich lasse es schalldicht isolieren. Du willst doch nicht, dass heute Nacht niemand in diesem Palast schlafen kann? Am besten, du hältst dich auch während der nächsten fünf Tage fern von mir, sonst vernasch ich dich doch noch, egal, wo wir uns gerade befinden.“
Clarissa wollte sich schon abwenden, weil sie ihr Bedürfnis, über Ferruccio herzufallen, kaum unterdrücken konnte, doch er hielt sie zurück. „Erinnerst du dich noch an unseren ersten Abend hier auf dieser Terrasse?“ Als sie nickte und sich an ihn schmiegte, fuhr er fort: „Damals habe ich mir geschworen, dass ich dich irgendwann genau hier, wo du mich abgewiesen hast, lieben werde.“ Abrupt ließ er sie los. „Aber nicht heute Nacht. Also lauf, meine Schöne, damit ich nicht schwach werde und der erste offizielle Empfang, den ich am Hof von Castaldinien abhalte, wegen Unzucht in die Annalen eingeht.“
Diesmal rannte sie davon, und ihre hohen Absätze klapperten laut auf den Marmorfliesen.
Ehe sie jedoch die offenen Glastüren erreicht hatte, um den ruhigen Salon abseits des Ballsaals zu betreten, rief er ihr nach: „Ich möchte, dass du bei unserer Hochzeit so viele Lagen Kleider wie möglich trägst.“
Sie blieb stehen und wandte sich um. „Wieso? Es ist doch heiß.“
„Heißer, als du denkst, amore. “ Als sie begriff, was er meinte, drehte er sich um, und diesmal war er es, der ging, jedoch nicht, ohne ihr noch über die Schulter zuzuwerfen: „Sei so kreativ wie möglich, was die Dessous betrifft. Und sieh zu, dass du dich vorher gut ausruhst. Du wirst Durchhaltevermögen brauchen, jetzt, da du für immer an meiner Seite sein wirst.“
„Danke für die Anweisungen, mein zukünftiger Herr und Gebieter“, säuselte sie gespielt demütig. Zufrieden sah sie, dass er stehen blieb und ihr einen erstaunten Blick zuwarf. „Jetzt wird dir deine zukünftige Königin ein paar Instruktionen geben“, fuhr sie mit samtweicher Stimme fort. „Kein Aftershave oder Eau de Toilette. Ich will deinen ganz ursprünglichen Duft. Kein Schutz. Ich will dich ganz spüren. Und obwohl es in fünf Tagen nicht viel bringen wird, befehle ich dir, nie mehr zum Friseur zu gehen. Oder zumindest erst, wenn ich es dir erlaube. Ich will irgendwann in deine schwarze Mähne fassen, während du mich liebst.“
Selbst über die Distanz hinweg spürte sie, dass ihre Herausforderung ihn so sehr erregte, dass er kurz davor war, zu ihr zurückzukommen.
Clarissa drehte sich auf dem Absatz um und rannte davon, ehe er sie packen konnte, und als sie in Sicherheit war, hörte sie sein verblüfftes und zugleich beglücktes Lachen.
9. KAPITEL
„Du siehst wirklich wie eine Königin aus!“
Clarissa betrachtete sich in dem großen vergoldeten Rokokospiegel und stellte fest, dass Antonia recht hatte. In diesem Kleid kam sie sich vor wie ein neuer Mensch. Eine andere Frau schien ihr aus dem Spiegel entgegenzusehen – königlich, stolz und erhaben. Das Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Körper. Kein Wunder, denn sie hatte mindestens einem Dutzend Designer stundenlang Modell gestanden. Während das Kleid für sie geschneidert wurde, hatte sie jedoch nicht erkennen können, wie es aussehen würde, wenn es fertig wäre. Als sie es zum letzten Mal gesehen hatte, mussten die Teile noch zusammengenäht werden. Das Ergebnis war atemberaubend.
Ihr Dekolleté, von dem sie gar nicht gewusst hatte, dass es derart sinnlich wirken konnte, wurde geformt von einem schulterfreien, eng anliegenden Oberteil, das es obendrein ganz ohne Mieder schaffte, ihre Taille noch zierlicher wirken zu lassen, als sie ohnehin schon war. „Kein Zirkuszelt“, hatte Ferruccio befohlen, und so setzte sich die schmale Silhouette fort, betonte ihre schlanken Hüften, um zuletzt in luftigen Lagen aus Chiffon, Tüll und Spitze auszuschwingen. Darunter schützte hauchdünne, undurchsichtige Seide vor allzu tiefen Einblicken. Vollendet wurde das Hochzeitskleid von Perlenstickereien und transparenten, in Regenbogenfarben schillernden Pailletten, die in der Mitte das Wappen von Castaldinien bildeten.
Über die Schulter zurückblickend, beobachtete Clarissa Luci und Gabrielle dabei, wie sie die fünf Meter lange Schleppe mit einem raffinierten Mechanismus am Kleid befestigten, sodass der Ansatz nicht zu sehen war. Dies war ebenfalls ein Wunsch Ferruccios gewesen. Er verlangte, dass man die Schleppe abnehmen konnte. Seine Anregung, Clarissa solle sich in so
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