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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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mit Speck, Rosmarin und Bohnen. Lammstelzen auf provenzalische Art. Schweinebraten. Schweinebraten. Schweinebraten. Ich sehe Schweinebraten sogar auf den Seiten, auf denen es heute nur Salat gibt.
    Plötzlich fällt mir der Vorratsschrank ein. Die Leberwurst vom Bunten Bentheimer Landschwein. Es müssen noch fünf Gläser da sein. Und ist nicht noch Knäcke im Brotfach? Ich bin gerade dabei, aufzustehen und in die Küche zu gehen, da klingelt das Telefon.
    Georg ist dran und fragt, ob ich heute Abend mit ihm essen gehe. »Wir haben schon seit Tagen keinen Abend mehr zusammen verbracht!«
    »Oh«, sage ich.
    »Oh? Hast du keine Lust?«
    »Doch, doch«, sage ich schnell, denn ich weiß, was passiert, wenn ich nicht zusage. Er wird sich nach einem schnellen Abendessen bis Mitternacht ins Arbeitszimmer verziehen, und ich kann zusehen, wie ich das Fernsehprogramm ertrage. So ist das ständig, seit er diesen blöden neuen Job hat.
    »Sehr gut«, sagt Georg.
    »Und wo willst du hin?«, frage ich. Wenn er Isola Sarda sagt, dann drehe ich durch, denn im Isola Sarda gibt es diesen unglaublich köstlichen …
    »Ins Isola Sarda, da waren wir schon seit Wochen nicht mehr.«
    … sardischen Schweinebraten!

    »Nimmst du vorneweg Risotto oder Pasta?«, fragt Georg. Er hebt den Blick nicht von der Karte und sieht deshalb auch nicht, dass meine Augen seit Minuten zwischen den Suppen und den Salaten hin- und herspringen.
    »Hm«, mache ich, denn ich kann mich tatsächlich nicht entscheiden. Die Suppen sind alle entweder mit Käse überbacken oder enthalten diese köstlichen, aber unter Diätaspekten betrachtet inakzeptabel fetten sardischen Schweinswürste. Die Salate hingegen sind ein bisschen zu dürftig, um einen wirklich anzusprechen: Es gibt gemischten Salat, Gurkensalat, Tomatensalat und Salat mit Schafskäse und Oliven. Ein Angebot, auf das mein völligausgehungerter Magen nur eine Antwort hat: Er brüllt vor Zorn.
    Brüll!
    »Na, Hunger?«, fragt Georg, als er das Geräusch vernimmt.
    »Geht so«, lüge ich, dabei habe ich den ganzen Tag nichts gegessen.
    »Und? Was nimmst du?«
    »Also, ich glaube, erst einmal ein Carpaccio.«
    »Wirklich? Also ich nehme das Risotto mit Bohnen, Salsiccia und Rosmarin.«
    Brüll!
    »Und dann?«, frage ich, dabei weiß ich die Antwort.
    »Sardischen Schweinebraten!«
    Offensichtlich hat Georg nicht richtig hingehört, als ich mein Hauptgericht bestellt habe, denn als unser Lieblingskellner mir statt eines Fleischbergs eine Schüssel Salat und dazu Öl und Essig extra bringt, sieht Georg mich fassungslos an.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Ich mache Diät. Diesmal wirklich und ernsthaft.«
    »Aber warum denn? Nur, weil du um ein Haar ein viel zu kleines Brautkleid gesprengt hättest?«
    »Es war nicht zu klein!«
    »Lala hat behauptet, dass es allenfalls ausfiel wie Größe S.«
    »Es war aber eine M! Ich bin viel zu fett!«
    »Schatz, du redest so einen Quatsch. Du siehst großartig aus. Wie eine prächtige Blüte!«
    »Ich will aber keine prächtige Blüte sein.«
    »Sondern?«
    »Ein zierliches Knösplein.«
    Georg schließt die Augen und atmet tief ein. Dann beugt er sich über seinen Teller, säbelt ein Stück vom Schweinebraten ab und hält mir die Gabel vor die Nase. Ich schüttle entschlossen den Kopf und picke demonstrativ ein Stück Tomate aus meinem Salat.
    »Schatz, du brauchst keine Diät, du brauchst nur ein Kleid, das dir passt.«
    »Toll, dann guck ich mal bei Ulla Popken.«
    Ich spieße eine Gurkenscheibe auf und stecke sie mir in den Mund. Der Salat schmeckt grässlich. Ich habe darauf verzichtet, ihn mit Öl anzumachen, und als Ersatz jede Menge Salz und Pfeffer genommen und die doppelte Menge Balsamico drübergekippt. Jetzt schmeckt jeder Bissen genau danach: nach Essig, Salz und Pfeffer. Noch nicht einmal im Mund fühlt es sich an, als würde man davon schlank. Es ist einfach nur sauer. Als Georg mir noch eine Gabel vor die Nase hält, schüttle ich wieder den Kopf.
    »Aber das Stück hier ist ganz mager!«
    Dann schmeckt es nicht, denke ich, öffne den Mund aber trotzdem. Der Braten ist köstlich. Ich zwinge mich, nicht mehr auf Georgs Teller zu stieren, sondern mich auf meinen Essigsalat zu konzentrieren. Herrgott, ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich das durchstehen soll: eine Diät! Nicht, dass ich ein sonderlich pessimistischer Mensch wäre, aber jede Diät, die ich bislang angefangen habe, endete direkt nach dem ersten Vollkornmüsli mit Magermilch. Ich brauche

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