Heiss Glüht Mein Hass
einsetzen. Hier im Hope Center kann er kein Feuer legen, also ist es eigentlich eine gute Idee, ihn mit verführerischen Bildern zu konfrontieren. Manchmal ist es sinnvoll, konstruktive Methoden zur Impulskontrolle zu entwickeln, solange diese Impulse den Betreffenden stark beschäftigen.«
Brooke stand auf, und die beiden Männer erhoben sich ebenfalls. »Vielen Dank, Julian. Ich erstatte Ihnen alle paar Tage Bericht. Lassen Sie mich bitte wissen, falls Sie an einen Punkt kommen, an dem ein anderes Buch der bessere Ausweg ist.«
Devin hielt ihr die Tür auf. »Ich habe gehört, dass heute in der Cafeteria Hamburger-und-Kartoffelknirps-Tag ist.«
Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Dann sollten wir uns besser beeilen. Die gehen weg wie warme Semmeln.«
Devin grinste. »Und es tut nicht weh, wenn man sie an den Kopf kriegt. Bis dann, Julian.«
»Nach mir hat man bisher noch nicht mit Essbarem geworfen«, sagte Brooke, während sie zusammen durch den Flur gingen.
»Oh, nicht? Nach mir schon. Im Sommer. Leider Gottes war Apfel-Tag. Das tat richtig weh. Aber, Brooke, an Ihrer Stelle würde ich mir nicht so viele Gedanken wegen
Herr der Fliegen
machen. Die meisten dieser Kids haben schon sehr, sehr viel Schlimmeres gesehen.« Sein Lächeln verblasste. »Das kann einem manchmal das Herz brechen.«
»Sie fühlen mit ihnen«, stellte sie leise fest.
»Schwer, es nicht zu tun. Sie wachsen einem nun einmal ans Herz.«
»Mr. White!« Drei Jungen holten sie ein und sahen ihn halb flehend, halb verzweifelt an.
»Wir brauchen Hilfe für den Test, den wir heute schreiben müssen«, sagte einer, und Brooke sank ein wenig in sich zusammen.
Lebt wohl Kartoffelknirpse,
dachte sie.
Ich werde wohl wieder allein an meinem Tisch essen.
Devin schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. »Tut mir leid. Wir sehen uns später.«
Mit einem stummen Seufzen sah sie ihn davongehen. Kartoffelknirpse mit Devin White hätte mehr Ähnlichkeit mit einem Date gehabt als alles, was sie in letzter Zeit erlebt hatte. Schon traurig. Sie machte kehrt, um zur Klasse zu gehen, bog um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen.
Manny Rodriguez sah sich hastig um, während er etwas in den Mülleimer vor der Cafeteria stopfte. Eine Zeitung? Dass Manny die Zeitung gelesen haben könnte, war kaum wahrscheinlich. Sie wartete, bis er verschwunden war, dann hob sie den Deckel des Mülleimers, rümpfte die Nase und fischte die Zeitung heraus. Sie erwartete, etwas Schweres darin eingewickelt vorzufinden, doch als sie sie vorsichtig schüttelte, war da nichts.
Es war die
Tribune
von heute. Mit zusammengezogenen Brauen glättete sie die Zeitung, bis sie ein Loch entdeckte. Er hatte etwas aus dem Blatt herausgerissen. Einen Artikel? Ein Foto? Was immer es war, es hatte auf Seite A-12 gestanden. Sie überlegte, ob sie die Zeitung behalten sollte, änderte aber ihre Meinung und stopfte sie zurück in den Müll; an einer Ecke klebte Käsesauce.
Julian sollte davon erfahren. Sie würde in die Bücherei gehen und sich die
Tribune
ansehen. Vielleicht war es bloß eine Anzeige für ein Videospiel. Aber als sie an Mannys Blick dachte, bezweifelte sie das.
Montag, 27. November, 13.15 Uhr
»Und wie alt ist Ihre Tochter?«
Reed blickte überrascht auf. Das war das Erste, was Mitchell sagte, seit sie sich in dem Imbiss mit ihren Tabletts niedergelassen hatten. Er hatte gedacht, dass sie wegen heute Morgen noch immer wütend war. Niemand mochte die Wahrheit hören, wenn sie wehtat, doch Reed hatte nur die Wahrheit gesagt. Falls sie sich als inkompetent erwies, brauchte er jemand anderen.
Falls sie sich als inkompetent erwies, war es in gewisser Hinsicht nur allzu verständlich. Ein paar Fragen an den ME hatten ihm verraten, was er wissen musste, und Mitchell selbst hatte die fehlenden Puzzleteile geliefert. Ein schwerverletzter Partner und ein verstorbener Vater, plus eine Verwundung an der Schulter. Kein Wunder, dass sie heute Morgen vorübergehend geistesabwesend gewesen war. Aber seitdem hatte ihre Aufmerksamkeit, soweit er es beurteilen konnte, kein einziges Mal nachgelassen. Bei den Eltern des Mädchens hatte sie sich stark und selbstsicher gegeben und genau das gesagt, was den Schmerz des Vaters am ehesten lindern konnte. Und im Haus der Doughertys war sie zu denselben Schlüssen gelangt wie er.
Vielleicht war ihr Schweigen nur ihre Art, die Informationen zu verarbeiten – und nicht auf restlichen Ärger zurückzuführen. Nun, in jedem Fall schien
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