Heiss wie der Sommer
von Damenmoden und Accessoires.
Burkes Mutter Eloise, die ganz in Tess vernarrt war, wäre ohne ihre wöchentliche Teeparty aufgeschmissen, an der nur sie beide teilnahmen, wenn man Eloises Dienstmädchen Dolores nicht mitrechnete. Tess und sie benutzten das feinste Teeservice, dazu trugen sie mit Blumen besetzte Hüte und mit Perlen bestickte Handschuhe. Eloise ging mit Tess ins Museum, und sie kaufte ihr wunderschöne handgearbeitete Kleider. Und an langen Wochenenden lud sie ihre Enkelin ins Cottage der Kenyons auf Nantucket ein, einer kleinen Insel östlich von Martha’s Vineyard.
„Cottage“ war natürlich weit untertrieben: Das Haus verfügte über vierzehn Zimmer, die alle mit ausgesuchten Antiquitäten eingerichtet worden waren. Unbezahlbare Gemälde mit Meeresansichten hingen an den Wänden, und selbst die Teppiche waren entweder Erbstücke oder aber man hatte sie aus den besten Auktionshäusern der Welt zusammengetragen.
Eloise wurde nicht müde, zu betonen, dass Tess alles war, was sie noch hatte, nachdem ihr Ehemann gestorben und ihr einziger Sohn auf so tragische Weise aus dem Leben geschieden war. Der unterschwellige Vorwurf wurde von ihr nie laut ausgesprochen: Wäre Lily doch bloß etwas toleranter gewesen, was Burkes Einstellung zu außerehelichen Affären anging … hätte sie doch nur etwas mehr Geduld gezeigt …
Lilys Mutter wiederum schien weder für sie noch für Tess Zeit zu haben. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihren neuen, einflussreichen Ehemann auf wichtige Partys entlang der ganzen Ostküste zu begleiten.
Entschlossen schüttelte Lily all diese Gedanken von sich, ging zur Spüle und wusch sich die Hände. Dann setzte sie sich zu ihrer Familie an den Tisch, um eine Portion „Spetti“ zu essen.
„Ich mag den Mann mit dem Hund“, verkündete Tess auf einmal in die Stille hinein.
Lily verspürte einen leichten Schlag, als sie nur an Tyler erinnert wurde.
„Wo wohnt er?“, wollte sie wissen, als weder von Lily noch von Hal eine Reaktion kam.
Lily hatte keine Ahnung, und sie wollte es auch gar nicht wissen. Alles würde viel einfacher sein, wenn sie so tat, als würde Tyler Creed gar nicht existieren. So hatte sie es seit jenem Abend gehalten, als er ihr das Herz gebrochen hatte. Doch dieser Vorsatz war in einer so kleinen und überschaubaren Stadt wie Stillwater Springs gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen.
„Seiner Familie gehört eine Ranch“, erklärte Hal mit einer Bereitwilligkeit, die Lily staunen ließ, wenn sie daran dachte, was für eine schlechte Meinung er von den Creeds im Allgemeinen und von Tyler im Besonderen gehabt hatte. Dann fiel ihr seine freundliche Begrüßung Tylers ein, als sie ihn am Highway entdeckt hatten. „Sie besitzen viel Land, und Tyler hat eine Hütte am See. Der beste Ort im ganzen County, um zu fischen.“
„Er wird wohl nicht oft zu Hause sein“, warf Lily mäßigend ein.
„Er hat viel zu tun, das ist richtig“, stimmte Hal ihr zu und machte keinen Hehl aus seiner Bewunderung. „Seit damals hat er sich sehr zum Positiven verändert, genau wie Logan und Dylan. Alle drei haben das College besucht, obwohl der alte Jake ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt hat. Und sie haben sich alle drei einen Namen im Profi-Rodeo machen können. Logan hat außerdem ein abgeschlossenes Jura-Studium.“
Lily sah ihren Vater mit großen Augen an. „Seit wann bist du ein Fan der Creeds?“, fragte sie und achtete auf einen lässigen Tonfall. Tess war aufgeweckt genug, um auch die kleinste Nuance zu bemerken.
„Seit einer von ihnen mir das Leben gerettet hat“, erwiderte er leise. „Außerdem bewundere ich Menschen mit Mumm, und davon haben die drei wirklich jede Menge.“
„Ist er verheiratet?“, hakte Tess nach, was sich für Lilys Geschmack eine Spur zu forsch anhörte. „Hat er eine kleine Tochter?“
Fast wären Lily die Spaghetti im Hals stecken geblieben.
„Soweit ich weiß, ist er nicht verheiratet“, antwortete er, sah dabei aber Lily an. „Und Kinder hat er auch nicht.“
„Meinst du, er hätte gern ein Mädchen?“, fragte Tess in einem so hoffnungsvollen Tonfall, dass Lily die Tränen kamen. „So ein Mädchen wie mich?“
„Schatz …“, begann Lily, doch dann fehlten ihr die Worte.
Hal tätschelte die Hand seiner Enkelin und lächelte sie verständnisvoll an. „Ich glaube,
jeder
Mann wäre stolz, so ein Mädchen wie dich zur Tochter zu haben, Süße.“
„Hör auf!“, raunte Lily ihm zu.
In diesem
Weitere Kostenlose Bücher