Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
nachzudenken, den ausgerechnet Tess ihr vorgeschlagen hatte. Schon seit Langem spielte sie mit dem Gedanken an eine Website, auf die sie „Außenseiter-Kunst“ zum Kauf anbot – Kleidung, Schmuck, Collagen und Gemälde, alles geschaffen von ganz normalen Leuten.
    „Normale Leute“ waren nach Lilys Erfahrung unglaublich begabt, und ihre Schöpfungen waren einzigartig. In einer Welt der Massenfertigung waren handgefertigte, individuelle Objekte die interessantere Alternative.
    Natürlich konnte es Jahre dauern, bis eine solche Website Gewinne abwarf – sofern es überhaupt jemals dazu kam.
    Auf der anderen Seite war sie keine anspruchsvolle Frau, und mit dem Geld, das Burke vor seinem Tod für Tess angelegt hatte, war ihre Tochter gut versorgt, selbst wenn Lily nie wieder einer bezahlten Beschäftigung nachgehen würde.
    Nachdem sie sich hingelegt und das Licht ausgemacht hatte, begannen ihre Gedanken zu schweifen.
    Eloise Kenyon würde außer sich vor Wut sein, sollte Lily beschließen, mit Tess in Stillwater Springs zu bleiben.
    Aber Lily war Tess’ Mutter – nicht Eloise.
    Und wo Lily mit ihrer Tochter leben wollte, ging ihre Schwiegermutter überhaupt nichts an. Eloise musste sich dann eben dazu herablassen, ins ländliche Montana zu reisen, wenn sie ihre Enkelin sehen wollte. Und natürlich würde es weiter die Kurzbesuche auf Nantucket und in Oak Park geben. Auch wenn ihr Verhältnis zu Burkes Mutter angespannt war, wusste sie, dass die sich um Tess kümmerte, wenn die beiden zusammen waren.
    Als Erstes musste sie am nächsten Morgen Eloise Kenyon anrufen und überlegen, was mit den Dingen aus Burkes geheimem Lagerraum geschehen sollte. Wenn das entschieden war, wollte sie Eloise wissen lassen, dass sie mit Tess länger als ursprünglich geplant in Stillwater Springs bleiben würde.
    Und wenn dieses Telefonat hinter ihr lag, würde sie ihre künftige Exchefin anrufen. Denise erwartete von ihr, dass sie alles stehen und liegen ließ, nur damit sie sie wieder in die gewohnte Tretmühle einspannen konnte.
    Überraschung!
, dachte Lily amüsiert.
    Ein neuer Tag war angebrochen.
    Und aus ihr war eine neue Lily geworden.
    Sie schloss die Augen und ergab sich ihrer Erschöpfung und Müdigkeit, und als sie sie wieder aufschlug, war es bereits Morgen. Tess stand neben ihrem Bett und hielt das schnurlose Telefon aus der Küche in der Hand.
    „Das ist Nana“, flüsterte sie. „Ich hab ihr gesagt, dass du noch schläfst, aber sie muss unbedingt mit dir reden. Jetzt sofort.“
    Aufgebracht schüttelte Lily ihre Müdigkeit ab, setzte sich auf und nahm den Hörer an sich.
    Tess blieb am Bett stehen, wohl weil sie neugierig war, doch Lily schickte sie mit einer unmissverständlichen Handbewegung aus dem Zimmer. Sie zog sich nur widerstrebend zurück, schloss aber die Tür hinter sich.
    Lily atmete tief durch, dann meldete sie sich freundlich: „Hallo, Eloise. Wo brennt’s denn?“
    Einen Moment lang herrschte Stille, doch dann erwiderte Eloise unüberhörbar eingeschnappt. „Kann ich nicht einfach mal meine Schwiegertochter anrufen?“, fragte sie. „Vor allem dann, wenn sie meine einzige Enkelin in ein gottverlassenes Kaff in
Montana
verschleppt hat?“
    Lilys Verärgerung erhielt neuen Auftrieb, aber sie kämpfte dagegen an und zwang sich, etwas Freundlichkeit in ihren Tonfall einfließen zu lassen. „Tess hat dir gesagt, dass ich noch schlafe“, erwiderte sie zurückhaltend. „Wenn du trotzdem darauf bestehst, mit mir zu reden, dann muss es doch etwas Dringendes sein.“
    „Ich muss wissen“, zischte Eloise eingeschnappt, „was ich mit Burkes Sachen aus dem Lagerraum anfangen soll.“
    „Jetzt?“
    Sie spürte, dass ihre Schwiegermutter einen Gang zurückschaltete, und dann war es auch ihrer Stimme anzuhören. „Ich habe die Sachen durchgesehen“, gestand sie ein. „Da ist nichts dabei, was dich oder Tess interessieren dürfte – ausgenommen vielleicht diese ärztlichen Unterlagen.“
    „Ärztliche Unterlagen?“ Lily setzte sich gerader hin und verspürte ein leichtes Unbehagen. Hatte Burke an irgendeiner Krankheit gelitten, die Tess von ihm geerbt haben konnte?
    Eloise stieß einen langen, zittrigen Seufzer aus. „Er hatte eine Vasektomie vornehmen lassen, Lily. Gleich nach Tess’ Geburt.“
    „Was?“
Alles drehte sich um Lily.
    Von Eloise war leises Schluchzen zu hören. „Ich weiß, du wolltest weitere Kinder, und ich mehr Enkelkinder. Offenbar hat Burke uns beide hintergangen.“
    Burke

Weitere Kostenlose Bücher