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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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offiziell am Bahnhof abholen. Mit aller schauspielerischer Begabung mimte er den Überraschten … es fiel ihm auch nicht schwer, als er den Mann sah, der aus dem Sonderwagen kletterte. Der Mann in dem langen Pelzmantel, der jetzt in Workuta in den Schnee sprang, war die Urform der Häßlichkeit. Er war klein, schmächtig, krummbeinig, mit einem verkürzten linken Fuß; das Gesicht wirkte froschähnlich, ein breites Maul, das ewig zu grinsen schien, und darüber eine platte Nase. Der linke Arm war ebenfalls verkürzt, kurzsichtig war der Genosse auch, er trug eine Brille mit dicken geschliffenen Gläsern, bei deren Anblick einem Normalen schon die Augen tränten. Wie diese Brille auf der platten Nase Halt fand, war an sich bereits ein Problem.
    Der Mann lächelte den Oberst an, nahm seine Mütze aus Fuchsfell ab und entblößte damit zwei riesige Ohren, rot und flach.
    Welch eine Mißgeburt, durchfuhr es den Oberst. Und so etwas macht man zum Prüfungskommissar! Aber dahinter steht eine verdammte, eine viehische Idee … wer so aussieht wie dieser Genosse, der kennt kein Mitleid mit normalen gesunden Menschen. Der lebt nur ständig in seiner Rache gegen die Umwelt. Ist das nicht die beste Eignung für einen Kontrollkommissar?
    Der Mann aus Moskau gab dem Oberst die Hand, begrüßte die anderen Offiziere und betrachtete die Dussowa, die als Chefarzt auch zum Bahnhof gekommen war, mit auffälligem Interesse. Er sagte wenig, nur: »Guten Morgen, Genossen. Ein leidlicher Tag. Die Fahrt war anstrengend, drei Weichen waren eingefroren, und wir hatten einen dummen Aufenthalt.« Dann stieg er in das Auto von Oberst Baranurian und fuhr zum Männerlager.
    »Verzichten wir auf alle offiziellen Empfänge«, sagte er während der Fahrt. Seine Stimme war noch das beste an ihm, sie klang voll, befehlsgewohnt und gesund. »Ich möchte einen ganz bestimmten Komplex besichtigen. In den Lagerlisten habe ich gelesen, daß bei Ihnen ein Dr. Pjetkin ist …«
    »Im Zentralkrankenhaus, ja.« Der Oberst starrte den Mann aus Moskau ungläubig an. »Deswegen kommen Sie, Genosse? Ist es eine Prüfung für eine Entlassung? Pjetkin hätte sie verdient. Sie kennen seine Akte?«
    »Ich habe seinen Werdegang genau verfolgt.« Der Häßliche aus Moskau lehnte sich in den Polstern zurück. »Igor Antonowitsch hatte eine große Karriere vor sich. Wir wollen uns nachher intensiv mit ihm befassen.«
    Oberst Baranurian schwieg eine Weile. Erst, als sie das große Lagertor vor sich im Schneenebel auftauchen sahen, empfand er es als seine Pflicht, das Gespräch wieder auf Pjetkin zu bringen.
    »Igor Antonowitsch ist ein feiner Mensch«, sagte er. »Ein großer, lauterer Charakter.«
    Der kleine Mann aus Moskau rieb sich die häßlichen, langen Ohren.
    »Er hätte heute schon irgendwo an einer großen Klinik Chefarzt sein können«, sagte er und schnaufte merkwürdig. Das tat er schon, als er aus dem Sonderwagen des Zuges geklettert war, ein hohles, rasselndes Schnaufen, als habe er eine Kinderrassel verschluckt, Baranurian hatte es überhört … bei so viel Häßlichkeit kann sich solch ein Mann auch einen ungewöhnlichen Atem leisten. Jetzt, im engen Raum des Autos, fiel dieses Schnaufen doppelt unangenehm auf.
    »Seine Papiere waren schon ausgefüllt«, fuhr der Kontrolleur fort. »In die Akademie der Wissenschaften wäre er auch gekommen. Wir wissen das alles … ein Chirurg mit begnadeten Händen.«
    »Wir haben das alle täglich erlebt, Genosse.« Baranurian winkte den Posten zu. Die Absperrungen des äußeren Lagerbereiches rollten zur Seite. Der Wachhabende, ein junger Leutnant, salutierte am Wegrand stramm und nach dem Reglement der Kriegsschule. »Von seiner großen Karriere haben wir auch erfahren. Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Genosse. Moskau sollte einen solchen Arzt nicht vergessen.«
    Der Häßliche schnaufte wieder.
    »Wissen Sie, daß Pjetkin kurz nach seinem Examen eine Arbeit über Pankreaspneumostratigraphie geschrieben hat?«
    »Nein –«, antwortete Baranurian, von dem Namen allein tief beeindruckt. Er wußte nicht, was es war, aber es mußte etwas ganz Hervorragendes sein.
    »Ein Genie, Genosse Oberst. Aber dennoch ein Rindvieh. Will unbedingt nach Deutschland.«
    »Ich kenne seine Akte genau. Ein Sonderfall. Ich glaube, so etwas hat Moskau noch nicht zu entscheiden gehabt.«
    »Aber wir werden entscheiden.«
    »Davon bin ich überzeugt. Der Fall bedarf einer Klärung. Sagen Sie – unter uns – : Ist Pjetkin nun Russe oder

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