Heiss wie eine Sommernacht
gallig. Innerhalb kürzester Zeit wüsste ganz Marbella, dass dem Prinzen von Andalusien eine Frau weggelaufen war.
Sollte sie ruhig rennen. Er würde den Teufel tun und ihr nachjagen! Auf gar keinen Fall!
„ Mierda“, knurrte er und setzte sich in Bewegung.
Sobald er um die Ecke bog, entdeckte er sie.
Um diese Uhrzeit am Wochenende herrschte auf den Straßen bereits rege Betriebsamkeit. Touristen bummelten an den Schaufenstern entlang, manche Leute suchten in Antiquitätenläden nach dem richtigen Stück, andere ließen sich in dem richtigen Straßencafé nieder.
Alyssa stach aus der Menge heraus.
Sie lief, während die anderen schlenderten. Außerdem trug sie als Einzige in dieser teuren Shoppingmeile dicke lange Sachen. Sonst waren überall nur Shorts, T-Shirts, leichte Sommerkleidung und offene Sandalen zu sehen.
Sie braucht wirklich neue Kleidung, dachte Lucas und verzog sofort das Gesicht wegen der völligen Belanglosigkeit des Gedankens. Verdammt, sie rannte vor ihm weg. Was scherte ihn da ihre Kleidung?
Er verlangsamte seine Schritte und holte nur noch weit aus. Mit seiner Rennerei hatte er schon genügend Aufmerksamkeit erregt. Wenn er etwas schneller ging als sie, hätte er sie in einer, spätestens zwei Minuten eingeholt.
Eigentlich ein guter Plan, doch ausgerechnet in diesem Moment drehte Alyssa sich um. Ihre Blicke trafen aufeinander, und sie sprintete los.
„Verflucht!“
Lucas rief ihren Namen. Zwar blieb sie nicht stehen, aber dafür wandten sich jetzt alle Köpfe zu ihm. Dios, Marbella besaß eine neue Sehenswürdigkeit!
„Alyssa!“, brüllte er wieder. Fluchte und setzte ihr nach.
Er hatte längere Beine als sie, bei einer solchen Verfolgungsjagd ein eindeutiger Vorteil. Innerhalb von Sekunden lag sie nur noch wenige Meter vor ihm. An der nächsten Kreuzung hätte er sie.
Und dann ging plötzlich alles schief.
Alyssa verließ den Bürgersteig.
Eine Hupe tönte gellend los. Ein roter Lastwagen brauste auf sie zu. Lucas rief ihren Namen und rannte zu ihr. Er stieß hart mit ihr zusammen, packte sie. Zusammen fielen sie auf das Kopfsteinpflaster. Alyssa in den Armen, rollte Lucas zur Seite. Der Truck, immer noch hupend, donnerte an ihnen vorbei, so nah, dass Lucas den Geruch der Reifen wahrnahm und der aufgewirbelte Straßenstaub ihm ins Gesicht wehte.
Die Welt schien stillzustehen. Sein hämmernder Herzschlag übertönte das Stimmengewirr der Umstehenden.
„Alyssa“, flüsterte er, und sie drehte sich in seinen Armen und begann zu schluchzen.
Mit geschlossenen Augen presste er sie an sich. „ Amada“, wisperte er bewegt. „ Madre de Dios.“
Der Lastwagen hielt an, und der Fahrer stürzte auf sie zu. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Lucas nickte stumm und drückte Alyssas Kopf an seine Schulter.
„Die Lady ist mir einfach vor den Wagen gerannt. Ich konnte nicht ausweichen …“
„ Sí, ich weiß“, sagte Lucas. „Sie trifft keine Schuld.“
„Brauchen Sie einen Arzt, soll ich den Rettungswagen rufen?“
„Nein“, flüsterte Alyssa; ihre heißen Tränen benetzten Lucas’ Hals. „Kein Arzt, bitte.“
Lucas nickte erneut. Scheinbar war er zu mehr im Moment nicht fähig. „Uns ist nichts passiert“, erklärte er, bevor er mit Alyssa in den Armen aufstand.
Dass sie inzwischen eine Menschenmenge umringte, kümmerte ihn nicht. Das Einzige, was zählte, war seine Lyssa. In Sicherheit und unverletzt, hatte er sie zurück. Was könnte sonst noch wichtig sein?
Der Rolls Royce rollte heran, mit einem blassen Paolo hinter dem Steuer.
„Sir, ich bin Ihnen mit dem Wagen gefolgt. Ich weiß nicht, ob das richtig war, aber …“
„Paolo“, sagte Lucas erleichtert, „Sie haben soeben Ihr Gehalt verdoppelt.“ Vorsichtig setzte er Alyssa auf die Rückbank, dann stieg er selbst in den Wagen. „Fahren Sie uns nach Hause, Paolo.“
Kaum drehte er sich zu Alyssa um, sank sie in seine Arme.
Wie gestern trug er sie ins Haus.
Gestern jedoch hatte sie sich völlig versteift, heute schlang sie die Arme um seinen Nacken und barg das Gesicht an seiner Brust. Und Lucas dachte, wie wunderbar es sein müsste, sie für immer so zu halten.
Dolores schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und zählte sämtliche Heiligen auf, als sie die beiden erblickte. Lucas konnte es der Haushälterin nicht verübeln. Seine Hose war zerrissen, Alyssas ebenfalls. Ihr Knie zierte eine große blutige Schürfwunde, Jacke und Bluse waren zerfetzt, und auf ihrer Stirn bildete sich
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