Heiss wie eine Sommernacht
etwas ausmachte, was sie trug. Lucas sah nämlich umwerfend aus. Warum sollte sie es leugnen? Der maßgeschneiderte dunkelblaue Anzug betonte die breiten Schultern, die schmalen Hüften und die langen Beine. Auch er hatte offenbar geduscht, denn sein dunkles Haar glänzte noch nass.
„Du brauchst eine neue Garderobe.“
Alyssa reckte die Schultern. „Von dir brauche ich gar nichts … Euer Allmächtigkeit“, fügte sie aufsässig hinzu.
Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen. „Garderobe und Manieren. Wir treffen uns gleich mit Ricardo Madeira. Du wirst mir Respekt entgegenbringen und nicht widersprechen, wenn ich etwas sage.“
„Ich werde auch keinen Hofknicks machen“, ergänzte sie auf dem Weg zum Rolls Royce. „Vergiss das nicht.“
Zu ihrer Überraschung lachte er. „Ich hätte mir denken können, dass spanisches Blut in deinen Adern fließt, selbst wenn ich nicht wüsste, dass dein erster Nachname Montero lautet.“
„Ich enttäusche dich ja nur ungern, aber das Blut in meinen Adern ist rein texanisch. Den Namen ‚Montero‘ gibt es schon seit über vierhundert Jahren in der Neuen Welt. Er stammt von den Conquistadores.“
Wieder lachte er. „Nicht unbedingt ein Grund, um stolz zu sein.“
„Sie haben getan, was Männer damals taten. Lauter mutige und furchtlose Männer.“
„Was ist mit deinem leiblichen Vater?“
„Er starb, als ich zwei war.“
„Also erinnerst du dich kaum an ihn.“
Sie schüttelte den Kopf. Das gehörte zu den Dingen, die sie sehr bedrückten – dass sie keine Erinnerung an den Vater besaß, der sie geliebt hatte. Im Gegensatz zu Aloysius. „Nein, überhaupt nicht.“
„Wann hat McDonough dich adoptiert?“
„Als meine Mutter ihn heiratete. Da war ich vier.“
Wieso erzählte sie ihm das? Sie sprach nie über ihre Vergangenheit, mit niemandem. Dass sie von einem Mann aufgezogen worden war, der sie nicht liebte und nicht ihr richtiger Vater war, ging niemanden etwas an.
„Hat er dich schlecht behandelt?“
„Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“
„Bis ich mit Madeira gesprochen habe, weiß ich nicht, was mich etwas angeht und was nicht.“
„Bis wir mit ihm gesprochen haben“, berichtigte sie. „Diese Situation ist untragbar.“
Untragbar also, dachte Lucas. Mit ihm Zeit zu verbringen. Mit ihm zu schlafen. Zu erfahren, dass sie ihm versprochen war. Untragbar.
Natürlich. Sie hatte vollkommen recht.
Mit einem tiefen Stirnrunzeln beugte er sich zu Paolo. „Es herrscht doch überhaupt kein Verkehr. Bitte fahren Sie etwas schneller.“
Die Straße schlängelte sich durch eine üppige grüne Landschaft mit eleganten Villen und riesigen Anwesen, versteckt hinter Orangenhainen und kalifornischen Eichen. Ein Straßenschild huschte vorbei. Marbella war nicht mehr weit entfernt.
Das erklärte den Salzgeruch in der Luft. Alyssa kannte Spanien nicht, aber sie wusste, dass Marbella im Süden lag, an der Mittelmeerküste, nur durch einen relativ schmalen Streifen Wasser von den Wüsten Nordafrikas getrennt.
Die berühmte Costa del Sol, Spielwiese der Reichen und Schönen. Pferde zu züchten kostete viel Geld, und Andalusier zu züchten, für die die Reyes berühmt waren, kostete noch deutlich mehr Geld. Allein das Land der Reyes musste einen geradezu astronomischen Wert darstellen.
Der Prinz mochte kein Herz haben, aber er besaß Geld und Macht und Arroganz genug für tausend Männer.
„Die meisten Züchter, die sich auf Andalusier spezialisiert haben, sitzen weiter landeinwärts, doch ich ziehe das LaConcha-Vorgebirge vor.“ Lucas sah zu ihr, als sie ihm das Gesicht zuwandte. „Daran hast du doch gerade gedacht, oder? Warum ich hier meine Pferde züchte.“
„Wieso sollte ich an deine Pferde denken?“
„Na ja, als angebliche Pferdezüchterin …“
„Nicht angeblich, señor.“
„Natürlich.“ Das einzelne Wort triefte vor Sarkasmus. „Das sah man ja daran, wie du mit diesem schwarzen Monster fertig geworden bist.“
„Bebé stammt von einer edlen Linie ab. Und es war nicht seine Schuld!“
„Bebé stammt von den Brontosauriern ab. Aber es stimmt, es war nicht seine Schuld, sondern deine.“
„Das beweist nur, wie wenig du von mir weißt.“
Lucas lächelte kühl. „Ich weiß mehr von dir als alle anderen Männer, chica.“
Zuerst errötete Alyssa, dann bedachte sie ihn mit einem Schimpfwort, bei dem er stutzte.
Zum Teufel, er nahm es ihr nicht übel, dass sie verletzt und wütend reagierte, aber er war auch
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