Heiss wie eine Sommernacht
ein Bluterguss.
„ Señor! Was ist denn nur passiert?“
„Rufen Sie einen Arzt, Dolores, bitte.“
„Nein. Lucas, ich brauche keinen …“
Er beendete den geflüsterten Protest mit einem Kuss. „Mir zuliebe, amada. Ich will die Bestätigung eines médico, dass alles in Ordnung mit dir ist.“
Während Dolores davoneilte, um den Arzt anzurufen, trug Lucas Alyssa die Treppe hinauf in seine Räume. Behutsam legte er sie auf dem großen Bett ab. Er küsste sie zart, dann verschwand er im angrenzenden Bad und kam kurz darauf mit einer Schüssel warmem Wasser, Waschlappen und Handtuch zurück.
„Kannst du dich aufsetzen, amada?“
„Lucas, das kann ich selbst mach…“
„Natürlich kannst du das. Du bist eine starke und mutige Frau. Du kannst alles tun, wenn du dich einmal dazu entschlossen hast.“ Sanft hob er sie in die Kissen, tauchte den Lappen ins Wasser und tupfte unendlich sacht den Schmutz von ihrem Gesicht. „Aber ich möchte das tun.“ In seinen Ton, leise und samt, schlich sich etwas Schärfe. „Und du wirst es mir erlauben, einverstanden? Schließ einfach die Augen. Gut so. Da ist ein kleiner Schnitt …“
Alyssa sträubte sich nicht länger gegen die sanfte Fürsorge ihres spanischen Prinzen. Weil sie ihn längst durchschaute. Erst fragte er sie um ihre Erlaubnis, dann machte er klar, dass er genau das täte, was er wollte, ganz gleich, was sie dazu sagte.
Wie arrogant!
Wie wunderbar.
Ihr Prinz war ein erstaunlicher Mann. Komplex. Großzügig. Aufregend. Wenn doch nur dieser vermaledeite Vertrag verschwände und sie ihren Prinzen als Frau kennenlernen könnte und nicht als Verpflichtung.
Als Alyssa leise nach Luft schnappte, hielt Lucas inne.
„Tue ich dir weh, amada?“
Da sie ihrer Stimme nicht traute, schüttelte sie stumm den Kopf.
Wann war er eigentlich zu ihrem Prinzen geworden? Denn ihr Herz nannte ihn so. Wie albern! Sein Großvater und ihr Vater hatten sich ein Arrangement ausgedacht, bei dem der Teufel sich ins Fäustchen lachen musste. Und Lucas hatte sie mit nach Spanien genommen, weil er verzweifelt nach einem Ausweg aus dem Vertrag suchte, genau wie sie …
Nur suchte sie gar keinen Ausweg. Nicht mehr.
Lucas beugte den Kopf über ihre Hand, um die Abschürfungen dort zu reinigen. War es wirklich erst gestern Nacht gewesen, dass sie ihre Finger in dem dichten seidigen Haar vergraben hatte? Seinen Namen geseufzt und ihn tief in sich willkommen geheißen hatte?
„Lucas …“
Er sah auf. „Lyssa …“
„Hoheit? Der Arzt ist hier.“
Lucas hauchte einen Kuss auf Alyssas Lippen, erhob sich und stellte ihr den Doktor vor. Als der Arzt ihn bat, das Zimmer zu verlassen, runzelte er unwillig die Stirn und ging nur, weil Alyssa seine Hand drückte und ihm versicherte, dass sie zurechtkäme.
Der Doktor erkundigte sich, was passiert sei, und sie erzählte ihm die ganze Geschichte – zumindest fast die ganze Geschichte. Auf jeden Fall erfuhr er genug, um Alyssa zu bestätigen, welches Glück sie gehabt hatte. Nach einer kurzen Untersuchung verschrieb er ihr eine Salbe für die Abschürfungen und Schmerztabletten gegen die rapide anschwellende Beule auf ihrer Stirn.
„Und was die señorita sonst noch braucht, Hoheit, ist ein entspannendes Bad und Ruhe“, sagte er zu Lucas, als er ihn wieder ins Zimmer rief.
Nach dem Besuch des Arztes setzte Lucas sich zu Alyssa auf die Bettkante. „Hast du Schmerzen, amada? Am Knie?“
„Nur ein kleiner Kratzer.“
„Am Kopf?“
„Ehrlich, Lucas …“
„Ehrlich, amada“, brummte er. „Du hättest tot sein können! Hältst du das auch nur für ein kleines Ding? Wolltest du so dringend von mir weg, dass du sogar dein Leben dafür aufgibst?“
„Nein! Ich wollte nicht …“ Sie holte tief Luft. „Es hatte nichts mit dir zu tun. Es ist einfach so viel passiert. Ich … wollte nicht mehr daran denken.“
Lucas hielt ihr Gesicht. „Und letzte Nacht? Wolltest du daran auch nicht mehr denken?“
„Nein!“ Das Wort kam wie von selbst und gegen Alyssas Willen über ihre Lippen. „Ich muss ständig an gestern Nacht denken, Lucas. An deine Küsse, deine Zärtlichkeiten, deine …“
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Die letzte Nacht war wundervoll. Und ich habe sie ruiniert.“
„Nein, nicht du, ich. Ich habe Dinge gesagt …“
Er zog sie in die Arme und küsste sie, bis sie sich atemlos an ihn klammerte. „Ich habe dir Dinge vorgeworfen, die du niemals tun würdest. Und dabei hast du mir ein solches
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