Heiss wie eine Sommernacht
zuckte der Muskel. „Zweifelsohne. Aber das wissen wir ja bereits. Sie haben es aufgesetzt.“
„Richtig. Allerdings hat Ihr Großvater die weniger gängigen Klauseln bestimmt.“
„Lassen Sie uns endlich zum Punkt kommen.“
Beide Männer blickten abrupt zu Alyssa. Natürlich, dachte sie bitter. Die Männer vergaßen wieder einmal die Frau.
„Sie behaupten, dieser Wisch sei legal. Aber Frauen als Sklaven zu verkaufen ist in meinem Land schon seit Jahrhunderten verboten“, sagte sie.
„Niemand hat dich verkauft“, hielt Lucas scharf dagegen.
Der Anwalt nickte. „Ganz gewiss nicht.“
„Trotzdem hat Miss McDonough recht. Kommen wir zum Punkt. Mir gehört also jetzt El Rancho Grande.“
„Nein.“
„Nun, ich meine, nachdem ich die noch ausstehende Restsumme beglichen habe.“
„Und Sie die hübsche señorita geheiratet haben.“
„Das ist doch lächerlich!“, erwiderten Lucas und Alyssa wie aus einem Munde.
Madeira verschränkte die Finger über seinem Bauchansatz und seufzte. „Genau das habe ich Ihrem Großvater auch gesagt.“
„Wo also liegt das Problem?“
„Vom rechtlichen Standpunkt aus ist ein Vertrag ein Vertrag. Wenn zwei Parteien übereinkommen.“
„Noch mehr juristisches Kauderwelsch!“, knurrte Lucas.
„Was ich damit sagen will, Hoheit, ist, dass ein solcher Vertrag Gültigkeit besitzt, bis beide Parteien ihn einvernehmlich auflösen.“ Der Anwalt sah zu Alyssa. „Eine der Parteien ist verstorben.“ Sein Blick wanderte zu Lucas. „Die andere ist momentan nicht in der Lage, sich dazu zu äußern.“ Seine Miene verdunkelte sich. „Habe ich Ihnen schon meine Sorge für Ihren Großvater ausgedrückt?“
„Ja, haben Sie.“ Lucas räusperte sich. „Was wollen Sie damit andeuten, Madeira? Dass es Gründe geben könnte, diesen nicht zu vollstreckenden Vertrag doch zu vollstrecken?“
„Ich möchte Sie etwas fragen, Prinz Lucas. Ihr Großvater und ich haben darüber gesprochen, dass er Ihnen die Vollmacht in seinem Namen überträgt. Aber in seiner Akte gibt es nichts Schriftliches darüber.“
„Na und? Ich repräsentiere Reyes Corporation, nicht er.“
„Das schon, aber Prinz Felix hat mit seinem eigenen Namen unterschrieben, nicht im Namen der Corporation.“ Madeira hielt inne. „Natürlich bleibt Ihnen die Möglichkeit, den Vertrag einfach nicht einzuhalten.“
„Und die Restsumme nicht zu begleichen?“
Von Alyssa kam ein erstickter Laut. „Ohne das Geld übernimmt die Bank die Ranch.“
„Das allerdings ist, so leid es mir für Sie tut“, hob der Anwalt an, „nicht Prinz Lucas’ Problem.“
„Nein, ist es nicht“, sagte Lucas kalt.
Alyssa sprang auf und sah Lucas an. „Trotz allem weiß ich, dass da irgendwo in dir der Rest eines anständigen Menschen sitzt.“
„Señorita McDonough!“ Der Anwalt erblasste vor Empörung.
„Ich weiß es, weil du deinen Großvater liebst. Es muss einen Weg geben …“
„Damit du mein Geld und meinen Titel bekommst? Sorry, amada. Scheinbar nicht. Aber ein netter Versuch.“
Lange sah sie ihn an. Mit feuchten Augen – aus Ärger oder Frustration? Oder aus Verzweiflung?
Dann drehte sie sich ohne ein Wort um und verließ das Büro.
Lucas sah ihr nach. Bevor er fluchte, ebenfalls von seinem Stuhl sprang und ihr nachrannte.
10. KAPITEL
Lucas jagte die Treppen hinunter, zur Tür hinaus und auf die Straße.
Keine Spur von Alyssa. Eigentlich unmöglich. Wie konnte eine Frau innerhalb eines Wimpernschlags verschwinden?
„Sir?“
Wie viel Vorsprung hatte sie? Eine, zwei Sekunden? Wenn überhaupt. Er war ihr doch praktisch sofort gefolgt.
„Prinz Lucas! Hoheit!“
Sein Chauffeur rief nur leise, aber eine Frau mit einem übergewichtigen Pudel blieb stehen und starrte erst Paolo an, dann eilte sie auf Lucas zu.
„Ich habe versucht, Miss McDonough aufzuhalten, aber sie ist wortlos an mir vorbeigerannt“, erklärte der Chauffeur bekümmert.
„Sie sind Prinz Lucas?“, fragte die Frau mit dem Pudel ehrfurchtsvoll. „Oh, darf ich ein Autogramm von Ihnen bekommen?“
„Wohin?“
„Egal, wohin! Auf meine Hand. Nein, meine Bluse. Nein, am besten auf Frou-Frous Halsband.“
„Wohin ist sie gelaufen?“ Lucas kehrte Frau und Pudel den Rücken zu.
„In die Richtung, Sir. Zur Kreuzung.“
„Ach du meine Güte, wie aufregend!“, trillerte die Frau.
Lucas warf ihr einen Blick zu, der sie zum Schweigen brachte und bei dem sogar der dicke kleine Pudel sein Gekläff einstellte. Großartig, dachte er
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