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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Leben genommen. Nach dem Begräbnis der Eltern hielt auch Marguerite nichts mehr in Afrika. Sie kehrte nach Frankreich zurück, heiratete 1948 einen Professor von der Sorbonne. Ihre beiden Brüder waren die Trauzeugen bei der Zeremonie in der Pfarrkirche Saint-Sulpice. Damit endet dieses Tagebuch des Alphonse Cannotier.«
    »Und die Pyramide?«, hakte Siegberth nach.
    »Cannotier erwähnt sie nur ein einziges Mal, in einer Passage, die in Wolof geschrieben ist«, berichtete Konstantinos. »Er notiert, wo er sie versteckt hat und erklärt, dass er sie Ende 1944 angesichts der ständig zunehmenden Luftangriffe anfertigte. Außerdem schreibt er noch einen Satz, der mich unter anderem dazu brachte, nach der Pyramide zu forschen. Vergessen Sie nicht, er ist damals neunundzwanzig Jahre alt: ›Sie ist mein Vermächtnis, das diesen Irrsinn überleben muss. Wer es versteht, sie zu entschlüsseln und den Hinweisen folgt, dem offenbart sie ein geradezu unglaubliches Geheimnis. Denn Terribilis est locus iste.‹«
    »Furchtbar ist dieser Ort«, übersetzte Siegberth nachdenklich.
    »Der einzige Satz in lateinischer Sprache in seinem Tagebuch«, ergänzte Konstantinos. »Ich wollte, wir hätten die anderen Bände ebenfalls.«
    »Sie sprachen von Fotos, Briefen und Aufzeichnungen, die sich mit dem Tagebuch in der Schachtel befanden«, erinnerte ihn die Wissenschaftlerin. »Könnten die uns bei der Suche nach der Lösung des Rätsels der Glaspyramide weiterhelfen?«
    Konstantinos zuckte die Schultern. »Die Briefe waren von seinen Geschwistern. Nichts Besonderes. Aus einem davon geht hervor, dass es Marguerite in den achtziger Jahren nicht so gut ging. Sie hatte Krebs, musste ins Krankenhaus. Sie schrieb, sie wäre so gern noch einmal nach Afrika zurückgekehrt. Wenn Sie mich fragen, starb sie wenig später. Doch Alphonse schien nach dem Tod der Eltern und den kriegerischen Ereignissen in Algerien in den sechziger Jahren geradezu eine Aversion gegen Nordafrika entwickelt zu haben. Er fühlte sich in Frankreich wohl, verdiente gut und war andererseits doch nicht mit der Politik in den ehemaligen Protektoraten und Kolonien zufrieden. Die Fotos sind ein Sammelsurium von verschiedenen Postkarten, selbst aufgenommenen Bildern oder Aufnahmen eines Schiffes, die offenbar aus einem Album herausgelöst wurden. Mit einer Ausnahme sind keine Personen auf den Fotos abgebildet, die wir bisher erkennen oder zuordnen konnten.«
    Siegberth hob interessiert die Augenbrauen. »Und diese eine Person ist …?«
    Konstantinos blickte seinen Gast an und schien einen Moment mit sich zu kämpfen. Dann antwortete er: »Lawrence of Arabia.«

Haymarket, City of Westminster, London/England
    »Was zum Teufel haben Sie hier gesucht?«
    Llewellyn stand mitten in seinem Wohnzimmer, das einem Schlachtfeld glich. Er versuchte die Pistole, mit der ihn der Unbekannte bedrohte, schlichtweg zu ignorieren. Innerlich kochte er vor Wut und überlegte fieberhaft, wie er so rasch wie möglich aus der Misere wieder herauskommen konnte. Unten warteten Finch und Salam im Audi.
    Aber nicht mehr lange.
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fuhr Llewellyn den Unbekannten an. »Ein kleiner mieser Räuber, der sich in der Wohnungstür geirrt hat? Dann werden Sie sich gleich wünschen, Sie wären nie hier gewesen.«
    »Major Llewellyn Thomas«, stellte der Mann mit der Waffe ruhig fest. »Ehemaliges Mitglied des MI 6 , offiziell seit vier Jahren pensioniert. Immer wieder für Spezialeinsätze reaktiviert, weil seine langjährige Erfahrung, die meist perfekte Einschätzung der Lage und seine freundschaftlichen Beziehungen zu Peter Compton ihn zu wertvoll machen, um ihn einfach in der Versenkung verschwinden zu lassen. Leistet sich den Luxus, sein altes Team nach wie vor unter Dampf zu halten, wie man bei der Eisenbahn sagen würde.« Der Unbekannte lachte. »Ihr Team der alten Männer hat allerdings im letzten Jahr hohe Verluste erlitten. Südamerika war kein Ruhmesblatt für Sie, Major.«
    »Schnösel«, gab Llewellyn zurück. »Warum waren Sie nicht dabei in Medellin? Weil Sie in der Zwischenzeit in aller Ruhe Wohnungen in England ausgeräumt haben? Was für ein gefährlicher Job! Das einzige Risiko besteht darin, dass man die Eingangstür nicht aufbekommt oder sich auf den Finger schlägt, wenn man die Wand abklopft!«
    Der Major drehte sich um und ging wie zufällig zum Fenster, legte den Kopf an die Scheibe und schaute hinaus.
    Der Audi war noch da.
    »Wo sind Ihre Bluthunde?«,

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