Heiße Hüpfer
ziemlich viel herum«, fügte er hinzu.
»Willst du mich an der Nase herumführen?«
»Wie bitte? Oh. Nein. Überhaupt nicht. Ob ich dich an der Nase
herumführen will? Nein, auf keinen Fall. Wie käme ich denn dazu, dir an
die Nase zu fassen, abgesehen davon, daß du eine Schnauze hast? Nein.
Äh… wieso fragst du?«
»Nun, er hat dieses Land nicht erschaffen«, sagte Scrappy, ohne auf
Rincewinds Worte einzugehen. »Es wurde später hinzugefügt.«
»Ist so etwas möglich?«
»Warum nicht?«
»Ich meine, so wie bei einem Stal , der einen Anbau bekommt?«
erwiderte Rincewind. »Jemand kommt vorbei, wenn eine Welt fertig ist,
und fügt ihr einfach einen Kontinent hinzu?«
»So was passiert immer wieder, Kumpel«, sagte Scrappy. »Ja, und ob.
Warum auch nicht? Wenn andere Schöpfer irgendwelche leeren
Ozeanbecken hinterlassen, so muß doch früher oder später jemand
kommen, der sie auffül t, oder? Das tut einer Welt gut. Gibt ihr ein
frisches Aussehen und neue Ideen.«
Rincewind blickte zu den Sternen und stellte sich jemanden vor, der
von Welt zu Welt ging und immer dann neues Land hinzufügte.
»Ja«, sagte er. »Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, al e Schlangen
giftig und die Spinnen noch gefährlicher zu machen als die Schlangen.
Und alles mit Taschen auszustatten und so. Tolle Idee.«
»Da hast du’s«, sagte Scrappy. Er war kaum mehr zu sehen, als sich die
Dunkelheit in der Höhle verdichtete.
»Er hat viele erschaffen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Warum?«
»Damit wenigstens in einem Fal al es einigermaßen funktioniert.
Stattet sie immer mit Känguruhs aus. Ist eine Art Signatur von ihm.«
»Hat jener Schöpfer einen Namen?«
»Nein. Er ist nur der Mann mit dem Sack, der das ganze Universum
enthält.«
»Ein lederner Sack?«
»Klingt nach ihm«, bestätigte das Känguruh.
»Das ganze Universum in einem kleinen Sack?«
»Ja.«
Rincewind sank zurück. »Zum Glück bin ich nicht religiös«, meinte er.
»Die Sache muß ziemlich kompliziert sein.«
Fünf Minuten später begann er zu schnarchen. Nach einer halben
Stunde drehte er andeutungsweise den Kopf. Das Känguruh schien nicht
mehr dazusein.
Fast mit Superrincewind-Geschwindigkeit war er auf den Beinen,
kletterte über die herabgestürzten Felsen, erreichte den Höhlenausgang
und floh in den dunklen Ofen der Nacht.
Er orientierte sich an einem beliebigen Stern, lief los und ignorierte die Büsche, die nach seinen nackten Beinen schlugen.
Ha!
Er wollte tatsächlich zur Stelle sein, wenn die Pflicht rief – allerdings
lag die Stelle woanders.
In der Höhle kräuselte sich die Wasseroberfläche des Tümpels im
matten Schein der Sterne. Kreise dehnten sich aus bis zum Sand.
An der Wand zeigte sich die uralte Zeichnung eines Känguruhs, weiß,
rot und gelb. Der Künstler hatte versucht, auf einem Stein das zu
erreichen, was sich mit acht Dimensionen und einem großen
Teilchenbeschleuniger besser bewerkstelligen ließ. Er war nicht nur
bestrebt gewesen, das Känguruh jetzt darzustel en, sondern auch in der Vergangenheiten und der Zukunft. Außerdem hatte er nicht al ein die
äußere Form des Tieres zeichnen wol en, sondern auch sein Wesen.
Mehrere Dinge geschahen, als die Zeichnung verblaßte – unter
anderem lächelte das Känguruh.
Jener intelligente Zweibeiner, den der Rest der Welt als Frau Allesweiß
kannte, bestand aus vielen Komplexitäten, und eine davon war: In Frau
Allesweiß’ Universum gab es kein informelles Essen. Auch wenn Frau
Allesweiß sich selbst ein Sandwich machte, verzichtete sie nicht darauf,
ein wenig Petersilie hinzuzufügen, weil es dadurch besser aussah. Sie
legte sich eine Serviette auf den Schoß, wenn sie eine Tasse Tee trank.
Und noch besser, wenn der Tisch Platz für eine Vase mit Blumen sowie
ein hübsches Set bot.
Es war völlig undenkbar, daß sie von einem Tel er aß, den sie auf ihren
Knien balancieren mußte. Es war sogar undenkbar, sich Frau Allesweiß
mit Knien vorzustellen, obgleich sich der Oberste Hirte gelegentlich mit
seinem Hut kühle Luft zufächeln mußte. Nach einer gründlichen Suche
am Strand war genug Treibholz vorhanden, um einen Tisch daraus zu
improvisieren. Einige geeignete Felsen boten Sitzgelegenheiten.
Der Oberste Hirte staubte einen davon mit seinem Hut ab. »Du kannst
Platz nehmen, Frau Al esweiß…«
Die Haushälterin runzelte die Stirn. »Hich weiß nicht, ob es sich für
Bedienstete gehört, mit den Herren zu speisen«,
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