Heiße Hüpfer
gewordenen Bohnenhülse aussah. Was er nun in der Hand
hielt…
»Oh, ja, toller Scherz«, sagte Ridcully. » Das wächst bestimmt nicht auf…«
»Ich habe überhaupt nichts damit gemacht! Seht nur, es klebt noch
immer weiße Haut dran!« Der Dekan winkte mit dem Gegenstand.
Ridcully nahm das Etwas entgegen, schnupperte daran, hielt es sich ans
Ohr und schüttelte es. »Bitte zeig mir, wo du das hier gefunden hast«,
sagte er schließlich.
Der Busch stand am Rand einer kleinen Lichtung. Dutzende von
grünen Trieben sprossen zwischen winzigen Blättern. Die Blumen an
ihren Spitzen verwelkten und fielen ab – die Frucht war reif.
Bunte Fliegen erhoben sich vom Busch, als der Dekan eine Schote
nahm und sie öffnete. In ihrem Innern kam ein leicht feuchter, weißer
Zylinder zum Vorschein. Er betrachtete ihn einige Sekunden, schob sich
dann das eine Ende zwischen die Lippen, holte eine Schachtel
Streichhölzer hervor und entzündete das Objekt.
»Läßt sich gut rauchen«, sagte der Dekan. Seine Hand zitterte ein
wenig, als er die Zigarette aus dem Mund nahm und einen Rauchring
blies. »Hat auch einen Korkfilter«, fügte er hinzu.
»Äh… nun, Tabak und Kork sind natürlich vorkommende
Pflanzenprodukte«, meinte der Professor für unbestimmte Studien mit
zittriger Stimme.
»Professor?« fragte Ridcully.
»Ja, Erzkanzler?«
»Sei still, in Ordnung?«
»Ja, Erzkanzler.«
Ponder Stibbons öffnete das mit Kork gefül te Ende und fand darin
einen kleinen Ring mit…
»Samen«, sagte er. »Das sollte eigentlich unmöglich sein, weil…«
Der in eine blaue Wolke gehül te Dekan starrte zu einigen nahen
Ranken.
»Ist euch ebenfal s aufgefallen, daß die Hülsen dort drüben erstaunlich
rechteckig sind?« fragte er.
»Also los, Dekan«, sagte Ridcully.
Eine braune Schote wurde geöffnet.
»Ah«, meinte der Dekan. »Kekse. Mit Käse überbacken.«
»Äh…«, sagte Ponder und streckte den Arm aus.
Hinter dem Busch standen zwei Stiefel auf dem Boden.
Rincewind strich mit den Fingern über die Höhlenwand.
Der Boden zitterte erneut.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Oh, manche Leute sagen, ein Erdbeben sei der Grund«, erklärte
Scrappy. »Andere meinen, es liege am austrocknenden Land. Und wieder
andere sprechen von einer riesigen Schlange, die durch den Boden
kriecht.«
»Welche Antwort ist richtig?«
»Das wirst du nie erfahren, wenn du die falsche Frage stellst.«
Sie wirkten eindeutig wie Zauberer, fand Rincewind. Die Darstellungen
zeichneten sich durch eine kegelförmige Struktur aus, die jedem
Besucher der Unsichtbaren Universität vertraut erscheinen mußte. Die
Gestalten hielten Stäbe. Und selbst mit den einfachen Mitteln, die den
Zeichnern damals zur Verfügung gestanden hatten, war es ihnen
gelungen, den Knauf am Ende hervorzuheben.
Aber vor dreißigtausend Jahren hatte die Unsichtbare Universität noch
nicht einmal existiert…
Dann bemerkte er zum erstenmal das Bild am rechten Ende der
Höhle. Viele ockerfarbene Handabdrücke erweckten den Eindruck, als –
und dieser Gedanke dehnte sich auf heimtückische Weise in Rincewinds
Bewußtsein aus – sei jemand bestrebt gewesen, das Bild festzuhalten, es
daran zu hindern – welch törichte Vorstel ung –, den Felsen zu
verlassen.
Er wischte etwas Staub fort.
»Oh, nein «, murmelte er.
Eine rechteckige Kiste wurde sichtbar. Der Künstler hatte ganz
offensichtlich seine Probleme mit der Perspektive nicht zu lösen
vermocht, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, was er
darzustel en versucht hatte: Hunderte von kleinen Beinen.
»Das ist Truhe!«
»Es ist immer das gleiche, nicht wahr?« ertönte Scrappys Stimme hinter
Rincewind. »Du erreichst einen Ort und das Gepäck einen ganz
anderen.«
»Tausende von Jahren in der Vergangenheit?«
»Sie könnte jetzt eine wertvol e Antiquität sein.«
»Meine Sachen sind da drin!«
»Vermutlich sind sie inzwischen wieder modisch.«
»Du verstehst nicht! Es ist eine magische Truhe! Sie sol te sich dort befinden, wo ich bin!«
»Zweifellos ist sie auch dort, wo du bist. Sie teilt nur das Wann nicht mit dir.«
»Was? Oh.«
»Ich habe dir doch gesagt, daß Raum und Zeit durcheinandergeraten
sind. Warte nur, bis du mit deiner Reise beginnst. Es gibt Orte, wo sich
mehrere Zeiten auswirken, und andere Orte, die fast ganz ohne Zeit
sind. Und dann gibt es noch Zeit ohne Orte. Das mußt du al es in
Ordnung bringen, klar?«
»Ist es so ähnlich, wie Karten
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