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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwas wie einen
    Gesichtsausdruck hatte, so stand nicht etwa Schmerz darin, sondern
    Überraschung. Kleine Blitze zuckten in seiner Nähe. Erneut wurde es
    flach, verwandelte sich in einen Zylinder, mutierte dann durch eine ganze
    Reihe von Gestalten, die al e ebenso interessant wie schmerzhaft
    anmuteten. Es schrumpfte auf die Größe einer Pampelmuse und fiel
    dann in den Sand zurück, begleitet von einem recht traurigen Geräusch,
    das man so buchstabieren könnte: Prarp.
    »He, das war ziemlich gut«, sagte Ridcully. »Wer von euch Jungs ist dafür verantwortlich?«
    Die Zauberer musterten sich gegenseitig.
    »Niemand von uns«, erwiderte der Dekan. »Wir hatten uns ganz auf
    Feuerkugeln vorbereitet.«

    Ridcully stieß Ponder an. »Nur zu«, sagte er. »Jetzt kannst du das
    Wesen untersuchen.«
    »Äh…« Ponder beobachtete das mitleiderweckende Geschöpf am
    Strand. »Äh… die Kreatur scheint sich in ein großes Huhn verwandelt
    zu haben.«
    »Gut, ausgezeichnet«, kommentierte Ridcul y, und sein Tonfal machte
    deutlich, daß er die Sache für erledigt hielt. »Nun, es wäre schade, diese Feuerkugel zu vergeuden.«
    Er warf sie.

    Es war eine Straße.
    Zumindest handelte es sich um ein langes, flaches Stück Wüste mit
    Räderfurchen. Rincewind starrte darauf hinab.
    Eine Straße. Straßen führten irgendwohin. Früher oder später führten
    sie überallhin. Und wenn man jenen Ort erreichte, so konnte man damit rechnen, Mauern, Gebäude, Häfen und… Boote zu finden. Solche Orte
    zeichneten sich durch einen ausgeprägten Mangel an sprechenden
    Känguruhs aus. Das war ein Markenzeichen der Zivilisation.
    Rincewind hatte nichts dagegen, daß jemand die Welt rettete
    beziehungsweise den Teil von ihr, der sich Rettung wünschte. Er vertrat
    nur die Ansicht, daß sie nicht unbedingt von ihm gerettet werden mußte.
    Wohin sol te er sich jetzt wenden? Aufs Geratewohl wählte er eine
    Richtung und lief eine Zeitlang neben der Straße, während die Sonne
    aufging.
    Nach einer Weile zeichnete sich am Horizont eine Staubwolke ab, die
    allmählich näher kam. Hoffnungsvoll blieb Rincewind am Straßenrand
    stehen.
    Schließlich erschien ein Karren am unteren Ende der Wolke, gezogen
    von Pferden. Die Rösser waren schwarz, ebenso der Karren. Und sie
    schienen nicht bestrebt zu sein, langsamer zu werden.
    Rincewind winkte mit seinem Hut, als die Pferde an ihm vorbeikamen.
    Nach einer Weile legte sich der Staub. Rincewind kam wieder auf die
    Beine und wankte durchs Gebüsch, bis er die Stel e erreichte, an der das

    dunkle Gefährt angehalten hatte. Die Pferde beobachteten ihn
    argwöhnisch.
    Eigentlich war der Karren nicht zu groß, um von acht Pferden gezogen
    zu werden, aber soviel Holz, Leder und Metal bedeckten sowohl den
    Karren als auch die Rösser, daß die Pferde harte Arbeit leisten mußten.
    Überal waren Spitzen und stählerne Beschläge angebracht.
    Die Zügel führten nicht zu einem Sitz, sondern verschwanden vorn in
    einer kleinen Öffnung. Noch mehr Holz und Eisen bildeten eine Art
    Dach. Rincewind bemerkte Teile eines alten Ofens, flach gehämmerte
    Rüstungsteile, Topfdeckel sowie plattgestampfte und festgenagelte
    Dosen.
    Über dem Schlitz, in dem die Zügel verschwanden, neigte sich etwas
    nach oben, das für den Zauberer wie ein krummes Ofenrohr aussah. Es
    ragte durchs Dach und wirkte irgendwie aufmerksam.
    »Äh… hallo?« sagte Rincewind. »Tut mir leid, wenn ich die Pferde
    erschreckt haben sol te…«
    Als er keine Antwort erhielt, kletterte er auf ein gepanzertes Rad und
    sah zum oberen Bereich des Karrens. Eine runde Luke war dort geöffnet
    worden.
    Rincewind dachte nicht einmal daran, einen Blick ins Innere zu werfen.
    Es würde bedeuten, daß sich sein Kopf deutlich vor dem hel en
    Hintergrund des Himmels abzeichnete, und das war eine besonders gute
    Methode, um sich die Radieschen – fal s hier welche wuchsen – von
    unten anzusehen.
    Hinter ihm knackte ein Zweig.
    Er seufzte, stieg langsam ab und achtete darauf, sich nicht
    umzudrehen.
    »Ich kapituliere ohne irgendwelche Einschränkungen«, sagte Rincewind
    und hob die Hände.
    »Das will ich dir auch geraten haben«, erklang eine ruhige Stimme.
    »Dies ist eine Armbrust, Kumpel. Und jetzt zeig mir deine Visage.«
    Rincewind drehte sich um. Und sah niemanden.
    Er senkte den Blick.

    Die Armbrust zeigte fast vertikal nach oben. Ein Zug am Auslöser
    mußte zur Folge haben, daß der Bolzen in Rincewinds Nase verschwand.
    »Ein Zwerg?«

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