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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einigen zusätzlichen Sekunden konnte
    Rincewind viel anfangen. Zum Beispiel ließen sie sich dazu verwenden,
    ein wenig länger zu leben.
    Die Punkte in der Ferne waren weitere Karren. Sie waren nicht dazu
    bestimmt, Fracht zu transportieren, sie sol ten nur schnel sein. Manche
    hatten vier Räder, andere zwei. Einer hatte nur… eins, ein großes Rad in
    einer schmalen Deichsel, darauf ein kleiner Sattel. Der darauf sitzende
    Bursche schien seine Kleidung auf den Schrottplätzen von drei
    Kontinenten gekauft zu haben. Wo sie nicht paßte, hatte er einfach ein
    Huhn festgeschnallt.
    Doch keins von ihnen war so groß wie das Huhn, von dem das Rad
    gezogen wurde. Es schien ein ganzes Stück größer zu sein als Rincewind
    und fiel durch seinen enorm langen Hals auf. Außerdem lief es ebenso
    schnel wie ein Pferd.
    »Bei allen Dämonen, was ist das denn?« rief der Zauberer.
    »Ein Emu!« antwortete Verrückt, der nun im Geschirr zwischen den
    Pferden hing. »Du sol test versuchen, ihn zu erledigen. Schmecken nicht
    schlecht.«
    Der Karren wackelte heftig. Rincewinds Hut wirbelte davon.
    »Ich habe meinen Hut verloren!«
    »Gut! War ein verdammt häßlicher Hut!«

    Ein Pfeil pral te von einer Metal platte dicht neben Rincewinds Fuß ab.
    »Und sie schießen auf mich!«
    Ein Wagen kam aus dem Staub, und der Mann neben dem Fahrer warf
    etwas. Ein Haken bohrte sich neben Rincewinds anderem Fuß ins Holz
    und riß ein Stück Metal weg.
    »Und sie… «, begann er.
    »Du hast doch zwei Armbrüste, oder?« rief Verrückt, der nun auf dem
    Rücken eines Pferds balancierte. »Und halt dich irgendwo fest. Gleich
    geht’s los…«
    Bisher waren die Pferde galoppiert, doch plötzlich schoß der Karren
    regelrecht nach vorn, und fast wäre Rincewind heruntergeschleudert
    worden. Die Achsen qualmten. Die Landschaft verwandelte sich in einen
    konturlosen Schemen.
    »Was ist denn jetzt passiert?«
    »Der Lader wirkt!« rief Verrückt. Er schwang sich nur wenige
    Zentimeter an den wie rasend stampfenden Hufen vorbei und kletterte
    wieder auf den Karren. »Geheimrezept! Einer von uns muß steuern, und
    das bedeutet für dich: Halt uns die Kerle vom Leib!«
    Der Emu löste sich aus der Staubwolke, gefolgt von einigen der
    schnel sten Wagen. Ein Pfeil bohrte sich genau zwischen Rincewinds
    Stiefeln ins Holz.
    Er warf sich flach aufs schwankende Dach, streckte den Arm mit der
    Armbrust, schloß die Augen und drückte ab.
    Nach dem uralten Gesetz der narrativen Praxis geschah folgendes: Der
    Bolzen pral te von irgendeinem Helm ab und holte weit entfernt einen
    unschuldigen Vogel vom Himmel, dessen einzige Rolle darin bestand,
    mit einem angemessenen humorvollen Quieken sein Leben
    auszuhauchen.
    Der Mann mit dem Emu-Wagen schloß ganz zum Karren auf. Er trug
    einen ziemlich schmutzigen Hut mit der Aufschrift »Zaubberer« und
    lächelte spöttisch. Alle Zähne liefen spitz zu, und in die vorderen sechs
    war »Mutter« eingraviert.
    »Schönen Tag auch!« rief er. »Wenn ihr mir die Fracht übergebt,
    verspreche ich euch, daß wir euch nicht sofort töten.«

    »Das ist mein Hut! Gib mir meinen Hut zurück!«
    »Du bist ein Zauberer, nicht wahr?« Der Mann richtete sich im Sattel
    auf und wahrte mühelos das Gleichgewicht, während sein Rad über den
    Sand hinwegtanzte. Er winkte mit beiden Händen.
    »Seht mich an, Leute! Ich bin ein verdammter Zauberer! Magie, Magie,
    Magie!«
    Ein recht dicker Pfeil, an dem ein Seil befestigt war, traf die Rückseite
    des Karrens und blieb dort stecken. Die Meute im Staub jubelte.
    »Wenn du mir nicht sofort meinen Hut zurückgibst, bekommst du eine
    Menge Ärger!«
    »Oh, Ärger wird’s in jedem Fall geben«, erwiderte der Mann und
    richtete die Armbrust auf den Karren. »Warum verwandelst du mich
    nicht in etwas Schlimmes ? Oh, ich habe ja solche An…«
    Sein Gesicht lief grün an, und er kippte nach hinten. Der
    Armbrustbolzen traf den Fahrer des nächsten Wagens, der sofort
    ausscherte und dadurch einem anderen den Weg versperrte – der mußte
    ausweichen, was zur Kollision mit einem Kamel führte. Die folgenden
    Fahrzeuge bekamen es plötzlich mit einem Verkehrsstau zu tun, der
    aufgrund des allgemeinen Mangels an Bremsen schnel größer wurde.
    Ein Teil davon hatte Beine mit Hufen, die nach Menschen traten.
    Rincewind wartete mit den Händen über dem Kopf, bis das letzte Rad
    fortgerol t war. Dann trat er vorsichtig über den schwankenden Karren
    und näherte sich Verrückt, der versuchte,

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