Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
fragte er.
    »Hast du was gegen Zwerge?«
    »Wer, ich? Nein! Einige meiner besten Freunde wären Zwerge. Wenn
    ich Freunde hätte, meine ich. Äh. Ich bin Rincewind.«
    »Und ich bin gereizt«, erwiderte der Zwerg. »Die meisten Leute nennen
    mich Verrückt.«
    »Einfach nur ›Verrückt‹? Das ist ein ungewöhnlicher Name.«
    »Es ist gar kein Name.«
    Rincewind zögerte. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß er es
    mit einem Zwerg zu tun hatte. Zwar fehlten ihm der traditionel e Bart
    und auch der eiserne Helm, aber es gab andere Hinweise. Zum Beispiel
    ein Kinn, an dem man eine Kokosnuß aufschlagen konnte, eine in
    Grimmigkeit erstarrte Miene sowie ein gewisser Starrsinn, der folgende
    Botschaft verkündete: Ich kann mit dem Gesicht voran durch die
    nächste Wand gehen. Hinzu kam der Umstand, daß die entsprechende
    Person Rincewind nur etwa bis zur Magengrube reichte. Verrückt trug
    lederne Kleidung, die – wie der Karren – überal mit metal enen
    Beschlägen versehen war. Wo keine Beschläge waren, gab es Waffen.
    Das Wort »Freund« sprang in Rincewinds geistigen Fokus. Es gibt viele
    Gründe, warum man mit jemandem Freundschaft schließen möchte. Ein
    besonders guter Grund dafür ist, wenn man sich von der betreffenden
    Person mit einer Waffe bedroht sieht.
    »Gute Beschreibung«, sagte Rincewind. »Leicht zu merken.«
    Der Zwerg neigte den Kopf zur Seite und lauschte.
    »Verdammt, sie holen auf.« Er richtete den Blick wieder auf Rincewind.
    »Kannst du mit einer Armbrust umgehen?« fragte er auf eine Weise, die
    deutlich machte, daß ein Nein unverzügliche Stirnhöhlenprobleme nach
    sich ziehen würde.
    »Natürlich«, sagte Rincewind.

    »Dann rein in den Wagen mit dir. Weißt du, ich bin schon seit Jahren
    auf dieser Straße unterwegs, aber noch nie zuvor hat jemand versucht,
    per Anhalter mitzufahren.«
    »Erstaunlich«, sagte Rincewind.
    Unter der Luke gab es nicht viel Platz, und der größte Teil davon
    wurde von Waffen beansprucht. Verrückt stieß Rincewind ins Innere des
    Karrens, griff nach den Zügeln, spähte ins Periskop-Ofenrohr und trieb
    die Pferde an.
    Büsche kratzten über die Räder, als die Pferde den Wagen zurück auf
    die Straße zogen und dann schneller wurden.
    »Prächtige Tiere, nicht wahr?« meinte Verrückt. »Sind schneller als alles
    andere, selbst mit der Panzerung.«
    »Dies ist zweifellos ein sehr… originel er Karren«, sagte Rincewind.
    »Habe ihm das eine oder andere Teil hinzugefügt«, erwiderte Verrückt
    und lächelte böse. »Bist du ein Zauberer?«
    »Ganz allgemein gesprochen, ja.«
    »Bist du ein guter Zauberer?« Verrückt bereitete eine weitere Armbrust
    vor.
    Rincewind zögerte erneut. »Nein«, antwortete er schließlich.
    »Da kannst du von Glück sagen«, brummte der Zwerg. »Ich hätte dich
    umgebracht, wenn du ein guter Zauberer wärst. Kann Zauberer nicht
    ausstehen. Ein Haufen von Angebern, stimmt’s?«
    Er schloß die Hände um die Griffe des krummen Ofenrohrs und
    schwang es herum.
    »Da kommen sie«, murmelte er.
    Rincewind blickte über Verrückts Kopf hinweg. Ein Spiegel in dem
    Ofenrohr zeigte die Straße hinter dem Karren und sechs Punkte unter
    einer weiteren Staubwolke.
    »Eine Straßenbande«, erklärte Verrückt. »Hat’s auf meine Fracht
    abgesehen. Stehlen al es, die verdammten Burschen. Alle Scheißkerle
    sind Scheißkerle, aber manche Scheißkerle sind echte Scheißkerle .« Er holte Futtersäcke unter dem Sitz hervor. »Na schön. Geh du mit den
    beiden Armbrüsten nach oben, während ich den Lader vorbereite.«

    »Was? Wil st du etwa, daß ich damit anfange, auf Leute zu schießen ?«
    »Willst du vielleicht, daß ich damit anfange, auf Leute zu schießen?«
    fragte Verrückt und schob den Zauberer die Leiter hoch.
    Rincewind kletterte durch die Luke nach draußen. Al es schwankte und
    zitterte. Roter Staub drang ihm in Mund und Nase; der Wind versuchte,
    ihm den Mantel über den Kopf zu wehen.
    Er verabscheute Waffen, und nicht nur deshalb, weil sie so oft auf ihn
    gerichtet wurden. Wenn man über eine Waffe verfügte, so bekam man
    noch mehr Schwierigkeiten. Die Leute schossen sofort auf einen, wenn sie glaubten, daß man auf sie schießen wol te. Aber wenn man unbewaffnet
    war, so nahmen sie sich oft die Zeit, mit einem zu reden. Zugegeben, sie
    neigten dazu, Dinge zu sagen wie: »Du errätst nie, was wir mit dir anstellen werden.« Aber es war ein wenig Zeit erforderlich, um solche
    Worte auszusprechen, und mit

Weitere Kostenlose Bücher