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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die straffen Zügel noch straffer zu ziehen.
    »Äh, ich glaube, wir können jetzt langsamer fahren, Herr Verrückt«,
    sagte er vorsichtig.
    »Ja? Hast sie alle umgebracht, stimmt’s?«
    »Äh… nicht al e. Einige sind geflohen.«
    »Soll das ein Witz sein?« Der Zwerg sah nach hinten. »Meine Güte, es
    ist wahr! Hier, zieh diesen Hebel so fest wie möglich an!«
    Er deutete auf eine lange Metal stange neben Rincewind, der gehorsam
    danach griff. Metal kreischte, als sich Bremsbacken an die Räder
    preßten.

    »Warum laufen die Pferde so schnell?«
    »Sie haben eine Mischung aus Hafer und Eidechsendrüsen
    bekommen!« rief Verrückt, um das Heulen zu übertönen. »Bringt die
    Pferde richtig auf Trab!«
    Der Karren mußte einige Minuten lang im Kreis fahren, bis die
    Wirkung des Adrenalins nachließ. Dann kehrten sie in die Richtung
    zurück, aus der sie kamen, um sich die Trümmer anzusehen.
    Verrückt fluchte. »Was ist passiert ?«
    »Er hätte meinen Hut nicht stehlen sol en«, sagte Rincewind.
    Der Zwerg sprang zu Boden und trat nach einem zerbrochenen
    Wagenrad.
    »Das hast du mit den Burschen angestel t, nur weil einer von ihnen
    deinen Hut gestohlen hat? Was machst du mit Leuten, die dir ins Auge spucken – jagst du dann das ganze Land in die Luft?«
    »Es ging um meinen Hut«, erwiderte Rincewind verdrießlich. Er wußte
    nicht genau, was tatsächlich geschehen war. In einem Punkt gab es für ihn keinen Zweifel: Er kam mit Magie nicht besonders gut zurecht. Die
    einzigen Flüche, von denen er hoffen durfte, daß sie einigermaßen
    wirkten, fielen in die Kategorie von »Möge irgendwann in deinem Leben
    Regen auf dich herabfal en« oder »Mögest du einen kleinen Gegenstand
    verlieren, obwohl du ihn gerade erst dorthin gelegt hast«. Grün
    anzulaufen und – er sah nach unten – gelbe Flecken zu bekommen…
    Normalerweise entfalteten die gerade erwähnten Flüche keine derartige
    Wirkung.
    Verrückt durchwühlte die Trümmer und schien etwas Bestimmtes zu
    suchen. Er griff nach einigen Waffen und warf sie beiseite.
    »Möchtest du das Kamel?« fragte er. Es stand einige Meter entfernt
    und beobachtete ihn mißtrauisch. Es schien unverletzt zu sein, obwohl
    es selbst maßgeblich zu Verletzungen beigetragen hatte.
    »Lieber stecke ich den Fuß in eine Wurstschneidemaschine«, sagte
    Rincewind.
    »Ach? Nun, auf den Karren damit. In Hebringeinbiermit erzielt es
    einen guten Preis.« Verrückt betrachtete eine Armbrust, die mehrere
    Bolzen hintereinander abfeuern konnte, brummte und warf sie wie zuvor

    die anderen Waffen beiseite. Als er einen anderen Wagen untersuchte,
    erhel te sich seine Miene.
    »Ah, jetzt kochen wir mit Holzkohle!« sagte er. »Heute ist unser Glückstag, Kumpel!«
    »Oh, ein Sack mit Heu«, stellte Rincewind fest.
    »Hilf mir dabei, es in meinem Karren unterzubringen.« Verrückt schob
    die Riegel an der Heckklappe beiseite.
    »Warum sollte Heu etwas Besonderes sein?«
    Die Klappe schwang auf. Die Kammer dahinter war vol er Heu.
    »Hier draußen bedeutet es Leben oder Tod, Kumpel. Es gibt Leute, die
    einem für einen Heubal en die Kehle durchschneiden würden. Ein Mann
    ohne Heu ist ein Mann ohne Pferd, und in dieser Gegend ist ein Mann
    ohne Pferd eine Leiche.«
    »Wie bitte? Ich mußte das alles wegen einer Ladung Heu über mich
    ergehen lassen?«
    Verrückt hob und senkte die Brauen. »Dazu kommen zwei Säcke
    Hafer im Geheimfach, Kumpel.« Er klopfte Rincewind auf den Rücken.
    »Und ich habe dich zuerst für einen Blödmann gehalten, den ich besser
    über Bord werfen sol te! Aber du bist genauso verrückt wie ich!«
    Manchmal zahlt es sich nicht aus, auf die eigene geistige Gesundheit
    hinzuweisen. Rincewind gelangte zu dem Schluß, daß so etwas unter den
    gegenwärtigen Umständen verrückt gewesen wäre. Wie dem auch sei: Er
    sprach mit Känguruhs und fand Leckereien in der Wüste. Gelegentlich
    mußte man sich der Wahrheit stellen, selbst wenn sie gut schmeckte.
    »Bin absolut durchgedreht«, sagte er und hoffte, daß es bescheiden
    genug klang.
    »Gut so, Kumpel! Laß uns jetzt Waffen und Proviant der Burschen
    verstauen. Anschließend machen wir uns wieder auf den Weg.«
    »Wozu brauchen wir ihre Waffen?«
    »Wir können sie verkaufen.«
    »Und die Leichen?«
    »Sind leider wertlos.«

    Während Verrückt geborgene Metal stücke an seinen Karren nagelte,
    trat Rincewind noch einmal an die Leiche heran, betrachtete ein grünes
    Gesicht, in dem sich jetzt nicht nur gelbe

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