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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wenn auch nur in einem kleinen
    Bereich. Und er war al wissend genug, um folgendes zu erkennen: Zwar
    wußte er tatsächlich alles, aber dieses Alles war nicht das ganze Alles, nur jener Teil, der seine Insel betraf.
    Verdammt! Er hatte sich gleich gedacht, daß der Zigarettenstrauch zu
    Problemen führen würde. Er bedauerte nun, daß er nicht in dem
    Augenblick Schluß damit gemacht hatte, als das Ding zu wachsen
    begann. Es war nie seine Absicht gewesen, daß al es außer Kontrol e geriet.
    Wirklich schade, was mit dem anderen… spitzköpfigen Wesen
    geschehen war. Doch ihn konnte man wohl kaum dafür verantwortlich machen. Jedes Geschöpf brauchte Nahrung. Einige der Wesen, die auf
    der Insel erschienen, erstaunten sogar ihn. Und manche von ihnen
    blieben nicht einmal fünf Minuten lang stabil.
    Trotzdem gestattete er sich ein stolzes Lächeln. Nachdem der
    sogenannte Dekan seinem Wunsch nach einer Zigarette Ausdruck
    verliehen hatte, vergingen nur zwei Stunden, bis ein entsprechendes
    Gewächs mit Nikotinfrüchten entstand. Das war Evolution in Aktion.
    Doch jetzt gab es ein Problem: Bestimmt würden sie herumschnüffeln
    und Fragen stellen.

    Der Gott unterschied sich dadurch von den meisten anderen Göttern,
    daß er Fragen für eine gute Sache hielt. Er fühlte sich sehr zu Leuten
    hingezogen, die Annahmen in Frage stel ten, alten Aberglauben
    überwanden, die Fesseln irrationaler Vorurteile abstreiften und, kurz
    gesagt, ihre Gehirne verwendeten, die sie von den Göttern erhalten
    hatten. Obwohl die Existenz der Gehirne gar nicht auf die Initiative
    irgendeines Gottes zurückging. Nein, die Leute sol ten Gehirne
    benutzen, die sich im Verlauf von Jahrtausenden auf der Basis externer
    Stimuli und der Notwendigkeit, die Hände mit dem entgegengestellten
    Daumen zu kontrollieren, entwickelt hatten – eine weitere Idee, auf die
    er sehr stolz war. Besser gesagt: auf die er sehr stolz gewesen wäre, wenn er existiert hätte.
    Gewisse Grenzen durften jedoch nicht überschritten werden. An
    Freidenkern gab es nichts auszusetzen, aber sie sol ten nicht herumlaufen
    und alles denken.
    Das Licht verschwand, erschien in der heiligen Höhle des Berges und
    zog dort langsame Kreise. Er wußte natürlich, daß die Höhle gar nicht in
    dem Sinne heilig sein konnte, denn um einen Ort sakral werden zu
    lassen, waren Gläubige vonnöten. Und dieser Gott wol te eigentlich gar
    keine Gläubigen.
    Normalerweise war ein Gott ohne Gläubige ebenso mächtig wie eine
    Feder in einem Sturm. Aber aus irgendeinem Grund, der ihm selbst
    rätselhaft blieb, kam er ganz gut ohne sie zurecht. Viel eicht lag es daran, daß er so hingebungsvol an sich selbst glaubte. Nun, natürlich nicht an sich selbst, denn der Glaube an Götter war irrational. Doch er glaubte an
    seine Taten.
    Nicht ohne Schuldgefühle zog er in Erwägung, einige weitere
    Donnerechsen zu erschaffen, in der Hoffnung, daß sie die Eindringlinge
    fraßen, bevor sie zu neugierig wurden. Er entschied sich gegen diese
    Möglichkeit. Solche Maßnahmen geziemten sich nicht für einen
    modernen, fortschrittlichen Gott.
    In diesem Teil der Höhle gab es viele Regale mit Samen. Er wählte
    einen aus der Kürbisfamilie und griff nach seinen Werkzeugen.
    Sie waren einzigartig. Niemand sonst auf der Welt verfügte über einen
    so kleinen Schraubenzieher.

    Ein grüner Trieb schob sich durch den Waldboden und reagierte so auf
    das erste Licht des neuen Tages. Er entfaltete zwei Blätter und setzte sein Wachstum fort.
    Im üppigen Kompost aus welken Blättern wanden sich andere Triebe
    wie weiße Würmer hin und her. Dies war keine Zeit für halbe
    Maßnahmen. Irgendwo tief unten fand eine suchende Wurzel Wasser.
    Nach einigen Minuten verwelkten die Büsche neben der inzwischen
    großen Pflanze, die weiterhin in Bewegung blieb.
    Der erste Trieb streckte sich in Richtung Meer. Ihm folgten Ranken,
    die sich um geeignete Zweige wanden. Größere Bäume dienten als
    Stützen, Büsche wurden entwurzelt und beiseite gestoßen. Eine
    Pfahlwurzel schob sich in ein gerade entstandenes Loch.
    Der Gott nahm sich nicht viel Zeit für Verfeinerungen und
    dergleichen. Die Anweisungen für die Pflanze stammten aus
    verschiedenen herumliegenden Dinge, von denen er wußte, daß sie
    funktionierten.
    Schließlich überquerte der erste Trieb den Strand und erreichte das
    Meer. Wurzeln bohrten sich in den Sand, Blätter entfalteten sich, und die
    Pflanze entwickelte eine einzelne weibliche Blüte. Am Stamm

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