Heiße Küsse unter kühlen Tannen (SANDRINE) (German Edition)
Sohn, der Millionenerbe, sich mit einer Aushilfskraft angefreundet hatte. Doch dann straffte Jody die Schultern. Gut, sie stand noch in der Ausbildung, aber in einigen Jahren würde sie es ebenfalls zur Hotelmanagerin und später vielleicht zu einem eigenen Hotel gebracht haben. Die Belvederes hatten nicht das Recht, auf sie herabzuschauen. »Eine beeindruckende Persönlichkeit, dein Vater«, bemerkte Jody. »Deine Mutter habe ich übrigens schon kennengelernt, wenn auch nur kurz.«
»Wie findest du sie?«, fragte Nicholas gespannt.
Jody zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht ... Sie scheint ziemlich kühl und zurückhaltend zu sein.«
»Mach dir nichts draus, honey«, meinte er nur. »Das ist eben so ihre Art. Wie war der Lunch mit der guten Jocelyn?«
»Ganz nett. Ich denke schon, dass ich mit ihr auskommen werde.«
»Bestimmt«, bekräftigte Nicholas. »Jocelyn ist im Grunde eine Seele von Mensch. Wen sie mal ins Herz geschlossen hat, für den gibt sie ihr letztes Hemd her.«
Das konnte Jody sich zwar nicht recht vorstellen, aber es freute sie zu hören. Sie musste die Hotelmanagerin erst näher kennenlernen, um sich selbst ein Bild von ihr machen zu können.
Sie gingen weiter und traten durch eine Glastür ins Freie. Auf dem gepflegten Rasen unter den alten Bäumen trieb ein Clown seine Späße, umlagert von einer Schar begeistert kreischender Kinder.
»Ist das dein Onkel?«, fragte Jody belustigt.
»Ja, das ist Onkel Sam, der Bruder meiner verstorbenen Großmutter und das so genannte schwarze Schaf der Familie«, bestä tigte Nicholas. »Komm, Jody, ich möchte dich ihm vorstellen. Ihr werdet euch bestimmt sofort mögen.«
So war es auch. Jody fand den quirligen älteren Mann mit dem lustig bemalten Gesicht und der kratzigen Stimme auf Anhieb sympathisch, und auch er schloss sie offenbar spontan ins Herz.
»So so, die neue Assistentin«, meinte Sam Winslow augenzwinkernd, als hätte er sofort erkannt, dass Jody für Nicholas mehr war als nur das. »Siehst ein bisschen blass aus, Mädchen.« Er kicherte. »Komm her und lass dir etwas Farbe ins Gesicht malen, so wie ich es mit meinen anderen Kindern auch tue.«
Damit drückte er die verdutzte Jody auf einen Klappstuhl, der vor einem Tisch mit allen möglichen Utensilien stand, und begann zur Freude der lärmenden Kinderschar, Jodys Wangen mit bunter Kreide zu bemalen. Mit gekonnten Strichen malte er ihr einen Regenbogen und Sterne auf die eine Seite und ein bunt geschmücktes Einhorn auf die andere Wange.
»So, fertig«, rief der Mann in dem buntkarierten Clownkostüm und reichte ihr einen Spiegel. »Ich hoffe, Sie finden mein Kunstwerk hübsch genug, Madam.«
Jody betrachtete sich lächelnd. »Doch, es gefällt mir«, sagte sie fröhlich. Nicholas und die umstehenden Kinder klatschten Bei fall.
»Du musst ihr noch einen Ballon machen«, rief ein kleiner Knirps mit wichtiger Miene.
»Oh ja, richtig!«
Sam Winslow griff in ein Glas mit langen dünnen Luftballons, blies einen lilafarbenen auf, band ihn zu, malte ihm mit einem schwarzen Filzstift ein Gesicht auf und wickelte die Schnur Jody ums Handgelenk.
Sie lachte herzlich. »Das haben Sie wirklich toll gemacht! Tun Sie so was hier den ganzen Tag, Mr. Winslow?«
»Mr. Winslow!«, krächzte der alte Mann und verdrehte die Augen. »Kein Mensch redet mich so geschwollen an. Ich bin Onkel Sam, verstanden?«
»Okay, Onkel Sam«, berichtigte sich Jody belustigt.
»Ja, solche Faxen mache ich den ganzen Tag, liebe Jody«, beantwortete er dann ihre Frage. »Gesichter bemalen, Luftbal lons binden, Zaubertricks, und alle möglichen Clownereien und Kunststückchen. Das war schon immer mein Beruf, verstehst du?« Er kicherte. »Sehr zum Ärger meiner hochwohlgeborenen Verwandtschaft. Aber trotzdem lassen sie mich hier ihre Späße treiben und die Gäste unterhalten. Und die Kinder lieben mich«, fügte er mit einem befriedigtem Nicken hinzu. »Nicht wahr, Nicholas?«
»Nicht nur die Kinder, Onkel Sam«, erwiderte der mit einem fröhlichen Grinsen. »Du hast auch unter den Erwachsenen deine Fans, auch wenn manche deiner Gags nicht unbedingt salonfä hig sind.«
Sam Winslow hatte unterdessen begonnen, das Gesicht eines kleinen Mädchens zu bemalen, das sich auf den Stuhl gesetzt und den Clown darum gebeten hatte.
»Kommt ihr mich heute Abend besuchen, Kinder?«, fragte er dabei an Jody und Nicholas gewandt. »Würde mich sehr
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