Heiße Küsse unter kühlen Tannen (SANDRINE) (German Edition)
Nicholas ein Bild ab. Jody fragte sich, was in aller Welt Althea Hornberg denn für ein Publikum hatte! Aber die Galeriebesitzerin wirkte selbst auch nicht gerade sehr elegant und vornehm.
Auch Nicholas und Carla waren wieder da. Nicholas trug wieder seinen gut sitzenden grauen Anzug und unterschied sich darin von den meisten recht salopp gekleideten Gästen. Carla hatte ein schwarzes Etwas aus Spitze an, das mehr entblößte als bedeckte. Jody fand das Kleid reichlich geschmacklos, aber bei den männlichen Gästen kam Carla zweifellos damit an.
Nicholas kam strahlend zu Jody hinübergeschlendert. »Na, wie gefällt dir die Vernissage, Sweetheart?«, fragte er mit einer umfassenden Armbewegung. »Ist es nicht toll, was Carla für mich arrangiert hat?«
Jody machte ein Gesicht, als hätte sie unversehens in eine Zitrone gebissen.
»Das Schönste daran sind deine Bilder, alles andere ist schrecklich«, teilte sie Nicholas unverblümt mit.
Sein strahlendes Lächeln schrumpfte sichtlich. »Aber Jody, warum denn? Was ist los?«
Sie rückte ein wenig näher an ihn heran, damit sie nicht so laut reden musste.
»Schau dir doch nur diese Typen an«, sagte sie. »Glaubst du im Ernst, diese Leute sind das, was man potentielle Kunden nennen?«
Nicholas blickte in die lärmende und trinkende Runde und machte nun selbst ein etwas zweifelndes Gesicht.
»Es kommen sicher noch eine Menge anderer Gäste«, meinte er dann, als wollte er sich selbst Mut machen. »Auf jeden Fall ist der Anfang gemacht.«
Doch auch die anderen Gäste, die im Laufe des Abends in die Galerie kamen, sahen nicht sonderlich vertrauenserwec kend aus. Statt Nicholas' Bilder entsprechend zu würdigen, schlugen sie sich die Bäuche voll, schütteten einen Drink nach dem anderen in sich hinein und rauchten ganz ungeniert Marihuana.
Jody wusste mit niemanden etwas anzufangen. Sie plauderte zwar hier und da mit einigen Leuten, aber ein wirkliches Gespräch kam nicht zustande. Bewunderer hatte Jody zwar genug, aber sie waren ihr alle zu laut und aufdringlich.
Nicholas hatte sich wieder anderen Leuten zugewandt, die Carla ihm vorstellte, als wären sie Wunder was für Persönlich keiten. Jody hatte mit ihm noch die Frage klären wollen, wo und mit wem er heute Nacht zu schlafen gedachte, doch jetzt musste sie warten, bis sich eine neue Gelegenheit dazu ergab.
Jody beschloss, am kalten Büfett etwas Ordnung zu schaffen. Man konnte ja meinen, diese Leute hätten seit Tagen nichts mehr zu essen gehabt, so waren sie darüber hergefallen. Wahr scheinlich sind alle nur wegen des kostenlosen Abendessens gekommen, dachte sie grimmig, während sie leere Flaschen und volle Aschenbecher wegräumte.
Später sah Jody zu ihrer Überraschung, dass tatsächlich noch einige andere Gäste in die Galerie kamen. Einem eleganten Paar mittleren Alters folgten drei ältere, betucht aussehende Herren, die sich sehr intensiv für Nicholas' Bilder interessier ten. Sie plauderten eine Weile mit dem Künstler und der Galeristin, nickten anerkennend, tranken ein Glas Champa gner und gingen dann wieder. Offenbar fühlten sie sich unter den anderen Gästen nicht recht wohl, was auch verständlich war.
Dann jedoch sah Jody etwas, das sie noch mehr in Überra schung und auch Besorgnis versetzte: Nicholas trank Cham pagner! Er, der nie einen Tropfen Alkohol trank, hielt ein halb volles Glas in der Hand und begann, große Reden zu schwin gen! Jody fielen sein gerötetes Gesicht und sein leicht schwan kender Gang auf.
Sie wartete, bis Nicholas einen Augenblick lang nicht von Gästen umlagert wurde, und bahnte sich einen Weg zum ihm.
»Hi, Baby!« Er grinste sie an. »Rate mal!«
Jody musterte ihn halb besorgt, halb vorwurfsvoll. »Was soll ich raten?«
»Wie viele Bilder ich schon verkauft habe!«
»Du hast tatsächlich schon welche verkauft?«, fragte sie überrascht.
Nicholas lächelte stolz. »Jawohl, mein Darling. Sieben Stück!«
Damit hätte Jody nun wirklich nicht gerechnet. »Das ist ja toll!«, sagte sie. »Gratuliere.«
»Danke, Sweetheart, Und es werden sicher noch mehr wer den heute Abend.«
Ich habe eben keine Ahnung von der Edmontoner Kunst szene, dachte Jody bei sich. Aber sie freute sich, dass Nicholas' Erfolg hatte. Er hatte Recht; der Anfang war wenigstens ge macht.
»Ich bin ganz erstaunt, dass du Champagner trinkst, Nicholas«, bemerkte Jody. »Sonst hast du doch nie etwas getrunken.«
Nicholas schaute in sein Glas, dann
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