Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
ihrem Leben mal funktionieren? Wie sollte sie ohne Auto hier in der Einöde wohnen? Der nächste Laden war mit Sicherheit mindestens fünf Meilen weit entfernt.
Schweigend beugte Nate sich durch das offene Fahrerfenster und zog an dem Hebel, der die Motorhaube aufspringen ließ. Dann stellte er mit geübten Handgriffen die Haube hoch, fixierte sie mit dem Metallstab und runzelte die Stirn.
Tess folgte seinem Blick und entdeckte den Kühlerverschluss, aus dem immer noch Wasser herausspritzte.
„Sieht nicht besonders gut aus“, brummte er kopfschüttelnd.
„Wenn wir einfach Wasser nachfüllen?“, schlug sie vor. „Vielleicht ist damit das ganze Problem gelöst?“
„Nicht für lange, fürchte ich.“
„Aber sicher bist du dir nicht?“
Er lächelte schief. „Auch wenn ich ein Kerl bin, kann ich bei kaputten Autos nicht viel mehr tun, als die Motorhaube zu öffnen.“ Sein unverblümtes Geständnis brachte sie zum Lachen, trotz ihres Kummers wegen Jezebel. Das musste sie ihm lassen: Er nutzte diese einmalige Gelegenheit nicht aus, um ihr eins reinzuwürgen.
„Bist du Mitglied beim Pannendienst?“, fragte er.
„Nicht mehr.“ Sie hatte dort erst vor einer Woche gekündigt, als sie all ihre Festkosten radikal auf ein Minimum herunterkürzen musste. Es schien eine kluge Entscheidung zu sein, da man im Notfall immer noch Bus und Bahn benutzen konnte. Allerdings nicht auf dem Highway One! „Keine Sorge.“ Der Traum, kostenlos in Nates Cottage zu wohnen, starb einen frühen, grausamen Tod. „Ich nehme mir ein Taxi zurück. Macht ja keinen Sinn, sich das Häuschen noch anzuschauen.“
Mit einer schnellen Handbewegung löste er die Fixierung und ließ die Haube krachend zufallen. „Wieso?“
„Ohne Auto kann ich nicht hierher umziehen.“
Nate betrachtete sie nachdenklich. Er hätte das Problem gern auf die einfache Weise gelöst, nämlich indem er seine dicke Brieftasche zückte und ihr ein erstklassiges Gefährt vor die Tür stellte. Aber er sah auch den entschlossenen Zug um ihren Mund und das vorgereckte Kinn. Sie würde eher per Anhalter in die Stadt zurückfahren, bevor sie sich von ihm helfen ließ.
„Da gibt es vielleicht eine Lösung.“ Eilig zog er sein Smartphone aus der Hosentasche und suchte Zanes Nummer raus. Sein Kumpel verfügte über mehr Charme, als gut für ihn war. Wenn jemand Tess so lange hinhalten konnte, bis Nate ihr irgendwie einen neuen Wagen unterjubeln konnte, dann er.
„Meinst du?“
Sie klang so dankbar und erleichtert, dass Nate seine Notlüge gerechtfertigt sah. Tess musste mobil sein, und er konnte dafür sorgen. Nun kam es darauf an, sie dazu zu bringen, seine Hilfe anzunehmen. Denn er wollte unbedingt, dass sie in das Cottage einzog, damit er sie im Auge behalten konnte. Merkwürdig, da er sich noch nie für einen anderen Menschen verantwortlich gefühlt hatte.
Wahrscheinlich hing das mit der Schwangerschaft zusammen und natürlich mit seiner eigenen verkorksten Kindheit. Ein weiterer Grund war allerdings auch das brennende Verlangen nach Tess. Ihm fiel ein, wie gebannt sie ihn angestarrt hatte, nachdem er aus dem Pool gestiegen war. Viel Überredungskunst würde es wohl nicht brauchen, um sie ein weiteres Mal von ihren Klamotten zu befreien und …
Dank des eiskalten Wassers war es ihm gelungen, sich unter Kontrolle zu halten. Zumindest, bis er es ins Poolhaus geschafft hatte, ohne sich dabei ernsthaft zu verletzen. Oder Tess gegenüber preiszugeben, wie sehr sie ihn erregte.
So scharf war er noch nie auf eine Frau gewesen. Vielleicht, weil noch keine seiner Lust ebenbürtig begegnet war. Was nicht bedeutete, dass man diesem Instinkt ständig nachgeben musste. Schon als Teenager hatte er eine wichtige Tatsache begriffen: Je mehr man etwas begehrte, desto weniger gut tat es einem.
Er wartete das Freizeichen ab, während Tess ihn hoffnungsvoll ansah. Ein paar winzige Haarsträhnchen klebten an ihrem Hals, klamm von der Hitze, und sie kaute mit ihren schönen weißen Zähnen nervös auf der Unterlippe herum. Die Besorgnis und die Erschöpfung waren ihr anzumerken, nachdem die ganze Aufregung der vergangenen eineinhalb Tage allmählich verflog.
Nate betrachtete ihren flachen Bauch und fragte sich, wann man ihr die anderen Umstände wohl ansehen würde. In seiner Brust wurde es ganz eng bei diesem Gedanken. Der Beschützerinstinkt war neu für ihn und auch ziemlich verwirrend. Aber ob sie es zugab oder nicht, sie brauchte dringend seine Hilfe. Und die würde
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