Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
um mehr als eine oder zwei vornehme Tränen zu vergießen. Dennoch hielt er Liz einfach fest. Der Weinkrampf schüttelte ihren Körper, sie schluchzte und rang nach Luft.
Ihre Haut war eiskalt, wie zum Beweis, dass Angst einem das Blut gefrieren ließ. Sie brachte nicht einmal genügend Stolz auf, um sich von ihm zu lösen und eine versteckte Ecke zu finden, wie sie es sonst immer tat, wenn sie in einer Krise steckte. Er sagte ihr nicht, dass alles in Ordnung sei, er gab keine tröstenden Worte von sich. Er war einfach nur da. Und als sie sich ausgeweint hatte und keine Tränen mehr übrig waren, hielt er sie dennoch weiter fest. Der Regen setzte ein, schlug gegen die Fenster und prasselte auf das Dach, und noch immer hielt er sie.
Als sie von ihm abrückte und sich aufsetzte, stand er auf und kehrte an den Herd zurück – alles, ohne ein Wort zu sagen. Er drehte die Herdplatte an, und nur Minuten später stellte er einen Teller mit dampfender Suppe vor Liz hin, ging zum Herd zurück, um sich selbst etwas aufzutun. Viel zu ausgelaugt, um verlegen zu sein, begann Liz zu essen. Es herrschte absolutes Schweigen in der Küche. Das monotone Tröpfeln des Regens auf Holz, Glas und Metall war das einzige Geräusch.
Ihr war nicht klar gewesen, dass sie Hunger gehabt hatte. Wie hätte sie auch daran denken können. Aber bevor es ihr so recht bewusst wurde, war der Teller, den sie vor sich hatte, leer. Mit einem leisen Seufzer schob sie ihn beiseite. Jonas saß in seinen Stuhl zurückgelehnt und rauchte schweigend eine Zigarette.
„Danke.“
„Keine Ursache.“ Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen, wodurch der gehetzte Ausdruck, der fast immer in ihnen stand, noch deutlicher hervortrat. Eine Tatsache, die an ihm zerrte, die ihn bedrückte und unruhig machte. Ihre Haut, sonst goldbraun wie dunkler Honig, war nahezu weiß, ließ sie zart und wehrlos erscheinen. Sie war eine Frau, so wurde ihm jäh klar, von der ein Mann emotionell besser Abstand halten sollte. Kam man ihr zu nahe, würde man komplett in ihren Bann gezogen werden. Nein, es würde zu nichts führen, wenn er sich zu viel aus ihr machte. Er brauchte sie, damit sie beide aus der Sache heil herauskamen. Was bedeutete, dass er von jetzt an die Kontrolle behalten musste.
„Es hat mich wohl mehr mitgenommen, als ich gedacht hatte.“
„Durchaus verständlich. Kann Ihnen niemand verübeln.“
Sie nickte, dankbar dafür, dass er es ihr so leicht machte, eine Situation zu überspielen, die sie als peinliche Zurschaustellung von Schwäche bezeichnete. „Es gibt keinen Grund, weshalb Sie noch länger hierbleiben sollten.“
„Ich bleibe trotzdem.“
Sie ballte eine Hand langsam zur Faust, lockerte die Finger wieder. Sie brachte es nicht über sich zuzugeben, dass sie sich wünschte, er würde bleiben. Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie Angst vor dem Alleinsein. Da sie so oder so nachgeben musste, war es wohl besser, das ganze Arrangement von der praktischen Seite her zu sehen.
„Na schön. Zwanzig die Woche für das Zimmer. Im Voraus.“
Er grinste, als er nach seiner Brieftasche angelte. „Rein geschäftlich also?“
„Etwas anderes kann ich mir nicht leisten.“ Erst nahm sie die Zwanzigdollarnote entgegen und legte sie auf die Anrichte, dann stellte sie die Teller zusammen. „Um Ihre Mahlzeiten werden Sie sich selbst kümmern müssen. In den zwanzig ist keine Verpflegung eingeschlossen.“
Er sah ihr zu, wie sie die Teller ins Spülbecken stellte und abwusch. „Das werde ich wohl noch schaffen.“
„Morgen früh werde ich Ihnen einen Schlüssel geben.“ Sie nahm ein Geschirrtuch und konzentrierte sich gänzlich auf das Abtrocknen der Teller. „Glauben Sie, er kommt noch mal zurück?“ Liz hatte versucht, die Frage lässig klingen zu lassen, aber dieser Versuch misslang ihr kläglich.
„Das weiß ich nicht.“ Er ging zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Sollte er wieder hier auftauchen, sind Sie auf jeden Fall nicht allein.“
Als sie ihn jetzt anschaute, lag ein ruhiger Ausdruck in ihren Augen. Etwas in ihm entspannte sich. „Beschützen Sie mich, Jonas, oder suchen Sie nur nach einer Gelegenheit für Ihre Rache?“
„Wenn ich das eine tue, bekomme ich vielleicht auch das andere.“ Er wickelte sich eine Strähne ihres Haars um den Finger, sah zu, wie sich das dunkle Gold auf seiner Haut wie ein Fächer ausbreitete. „Sie haben doch selbst gesagt, dass ich kein netter Mann bin.“
„Wenn Sie kein netter Mann sind,
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