Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
was sind Sie dann?“, flüsterte sie.
„Einfach nur ein Mann.“ Er sah sie an, und sie glaubte ihm nicht. Er war nicht nur einfach ein Mann, sondern ein geduldiger und beharrlicher Mann. Ein Mann, in dem ein mächtiger Wille sowie Stärke und auch ein gewisses Gewaltpotenzial ruhten. „Ich habe mir schon die gleiche Frage über Sie gestellt, Elizabeth. Sie tragen Geheimnisse mit sich herum.“
Sie hatte Probleme, normal zu atmen. Wie zur Abwehr hob sie ihre Hand und legte sie gegen seine. „Meine Geheimnisse haben nichts mit Ihnen zu tun.“
„Die Geheimnisse möglicherweise nicht. Aber vielleicht Sie.“
Es geschah sehr langsam. So langsam, dass sie genug Zeit gehabt hätte, es aufzuhalten. Und doch schien sie zu keiner Bewegung fähig. Er legte ihr seine Arme um die Taille und zog sie eng zu sich heran, mit einer Art von arroganter Lässigkeit, die Liz eigentlich hätte abstoßend finden müssen. Stattdessen sah sie fasziniert zu, wie sein Mund immer näher kam.
In Gedanken hatte sie ihn gerade als gewaltbereiten Mann tituliert, und doch waren seine Lippen sanft, weich, verlockend. Es war so lange her, dass sie es sich erlaubt hatte, verführt zu werden. Fast ohne jeglichen Druck, mit nur der Andeutung von Kraft, brachte er ihren freien Willen, auf den sie immer so stolz gewesen war, zu Fall. Unzählige Fragen wirbelten durch ihren Kopf, dann legte sich ein hauchdünner feiner Nebel über alles und verschleierte jeden verbliebenen Gedanken. So ahnte sie auch nicht, wie süß, wie zögernd ihre Lippen den seinen antworteten.
Welches Motiv auch immer ihn getrieben haben mochte, sie zu küssen … er hatte es längst vergessen, kaum dass sein Mund den ihren berührte. Er hatte damit gerechnet, dass sie sich wehren würde. Oder dass sie seinen Kuss hungrig und leidenschaftlich erwidern würde. Dass sie so zurückhaltend, ja unschuldig reagierte, ließ ein Verlangen in ihm aufflammen, das er so noch nie erfahren hatte. Fast war es, als wäre sie noch nie geküsst worden, als wäre sie noch nie von einem Mann gehalten worden, als hätte sie noch nie erkundet, was Mann und Frau einander schenken konnten. Und doch hatte sie eine Tochter, wie er sich in Erinnerung rief. Sie hatte ein Kind, und sie war jung und schön. Andere Männer vor ihm hatten sie so gehalten. Dennoch fühlte er sich wie ihr Erster, und deshalb hatte er keine andere Wahl, als sie behutsam und mit Umsicht zu behandeln.
Je mehr sie ihm gab, desto mehr wollte er haben. Er hatte schon vorher Begehren gespürt. Je länger er sie hielt, desto weniger wollte er sie loslassen. Er kannte sich mit Leidenschaft aus. Doch ein Teil in ihm, von dem er nicht wusste, dass er existierte, hielt ihn zurück, verlangte Rücksicht und Besonnenheit von ihm. Sie wollte ihn, er fühlte es. Doch selbst als sein Blut heiß durch seine Adern zu rauschen begann, schoben seine Hände, als besäßen sie einen eigenen Willen, sie sanft von sich ab.
Wünsche, die sie tief vergraben hatte, regten sich fiebrig in ihr. Während sie einander ansahen, spürte Liz, wie in ihr längst vergessen geglaubte Gefühle wiedererweckt wurden, Verlangen mit all seinen Forderungen und ungeachtet der Risiken, die es mit sich brachte. Nein, es würde ihr nicht noch einmal passieren. Doch noch während sie ihren Schwur erneuerte, spürte sie eine heiße Welle der Erregung durch ihren Körper strömen. Nein, es durfte ihr nicht noch einmal passieren. Und in ihren Augen, die unentwegt in seine schauten, spiegelten sich Verwirrung und Hoffnung und Qual. Es war eine Kombination, die Jonas zutiefst erschütterte.
„Sie sollten versuchen zu schlafen“, sagte er und achtete darauf, dass er sie nicht mehr berührte.
Das war es also, dachte Liz, und der Hoffnungsfunke erlosch. Wie dumm und albern zu glauben, selbst nur für einen Moment, dass irgendetwas sich ändern würde. Sie hob stolz das Kinn und reckte die Schultern. Möglich, dass sie die Kontrolle über viele Dinge verloren hatte, aber über ihr Herz konnte sie noch immer allein bestimmen.
„Morgen früh erhalten Sie von mir die Quittung über die Zimmermiete und den Hausschlüssel. Ich stehe um sechs Uhr auf.“ Sie nahm den Zwanzigdollarschein von der Anrichte und verließ die Küche.
4. KAPITEL
D ie Geschworenen starrten ihn an. Zwölf regungslose Gesichter mit leeren Augen, steif aufgereiht hinter dem hölzernen Geländer. Und Jonas stand vor ihnen in dem kleinen, grell erleuchteten Gerichtssaal, in dem seine Stimme hohl
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